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Genickbruch - Halswirbelbrüche

Genickbruch - Halswirbelbrüche

Was passiert bei Genickbruch? Genickbrüche sind gefährlich, aber keineswegs immer tödlich....

by Kaz Liste G

Was passiert bei Genickbruch? Genickbrüche sind gefährlich, aber keineswegs immer tödlich. Hier lesen Sie mehr darüber, was ein Genickbruch ist, wie Halswirbelsäulenbrüche behandelt werden und wie die Heilungschancen nach einem Genickbruch aussehen.

Synonyme

Halswirbelsäulenbruch, Halswirbelsäulenfraktur, HWS-Fraktur

Definition

Was bedeutet Genickbruch?

Genickbruch ist die umgangssprachliche Bezeichnung für den Bruch eines oder mehrerer der sieben Halswirbel. Mediziner sprechen von einer Halswirbelsäulenfraktur oder HWS-Fraktur. Genickbrüche sind nicht immer so tödlich, wie die Umgangssprache es nahelegt. Die meisten Menschen überleben Brüche der Halswirbelsäule, oft sogar ohne langfristige gesundheitliche Folgen. Tödliche Ausgänge sind eher selten.

Folgenschwer sind allerdings Quetschungen und Verletzungen des Rückenmarks bzw. des Stammhirns, die mitunter mit einem Genickbruch einhergehen. In diesen Fällen können Genickbrüche bleibende Lähmungen verursachen oder sogar zum sofortigen Tod führen.

Was ist ein Genickbruch?

Häufig sind bei einem Genickbruch mehrere Wirbel betroffen. Mediziner unterscheiden zwischen Frakturen im oberen und im unteren Bereich der Halswirbelsäule.

HWS-Fraktur der ersten beiden Halswirbel: Im Bereich der ersten beiden Halswirbel geht das Rückenmark bereits in das Gehirn über. Diese Zone gehört zum Stammhirn und wird auch als Markhirn bezeichnet. Im Markhirn liegen lebenswichtige Zentren für die Steuerung von Atmung und Kreislauf. Ein Genickbruch im Bereich der ersten beiden Halswirbel kann zum sofortigen Tod führen, wenn das Markhirn verletzt ist.

Brüche im oberen Bereich der Halswirbelsäule lassen sich in Verletzungen im Bereich des Gelenks zwischen Schädelbasis und erstem Halswirbel (Okzipitalkondylenfraktur), Verletzungen des ersten Halswirbels (Atlasfraktur) und Verletzungen des zweiten Halswirbels (Axis- oder Densfraktur) unterteilen.

HWS-Fraktur der unteren Halswirbel: Die untere Halswirbelsäule reicht vom dritten bis zum siebenten Halswirbel. Brüche in dieser Region treten in der Regel im fünften, sechsten und/oder siebenten Halswirbel auf. Genickbrüche im unteren Bereich der Halswirbelsäule sind nie unmittelbar tödlich, können bei Verletzung des Rückenmarks jedoch eine Querschnittslähmung zur Folge haben.

Häufigkeit

Etwa 3,5 Prozent aller schwer verletzten Unfallopfer weisen eine Halswirbelsäulenverletzung auf. Ihre maximale Häufigkeit haben Genickbrüche in der Altersgruppe der 24- bis 40-jährigen sowie bei den 70- bis 80-jährigen (siehe auch Ursachen). Rund 70 Prozent der Halswirbelsäulenverletzungen betreffen die untere, rund 30 Prozent die obere Halswirbelsäule.

Häufigkeit von Rückenmarksverletzungen durch Genickbruch

Bei etwa 10 Prozent der Halswirbelsäulenfrakturen wird auch das Rückenmark geschädigt.

Schwere Verletzungen des Rückenmarks (sogenannte Querschnittsläsionen mit der Folge von Querschnittslähmung) erleiden in Deutschland jährlich rund 1.200 Menschen.

Symptome

Nicht jeder Genickbruch macht sich mit eindeutigen Symptomen bemerkbar. Ein Genickbruch kann daher sogar manchmal übersehen werden.

Symptome eines Genickbruchs sind:

Akuter Nackenschmerz mit KopfschmerzenSchmerzen beim Bewegen des Halses, bis hin zur BewegungsunfähigkeitSchwierigkeiten, den Kopf zu haltenSchluckstörungen

Treten in Verbindung mit einem Sturz oder Unfall neurologische Ausfallerscheinungen auf, kann das auf einen Genickbruch mit Verletzung des Rückenmarks hindeuten.

Anzeichen für Rückenmarksverletzungen sind:

LähmungserscheinungenTaubheitsgefühl oder Kribbeln in Beinen oder Armen

Rückenmarksverletzungen können allerdings auch ohne Wirbelbrüche entstehen. Weiterhin kann auch ein Schädelhirntrauma Lähmungen verursachen. In jedem Fall müssen Betroffene unverzüglich notärztlich versorgt werden.

Ursachen

Wie passiert ein Genickbruch?

Genickbrüche passieren durch Krafteinwirkung auf die Halswirbelsäule. Nicht in jedem Fall muss ein dramatischer Unfall verantwortlich sein. So kann zum Beispiel eine Überstreckung der Halswirbelsäule durch Aufprall nach einem Sturz aus geringer Höhe bei Senioren oder Menschen mit Osteoporose (Knochenschwund) bereits einen Genickbruch verursachen.

Die häufigsten Ursachen von Genickbrüchen sind Straßenverkehrsunfälle (40 Prozent), Arbeitsunfälle und Sportunfälle (je etwa 25 Prozent). Typisch sind Verkehrsunfälle mit Geschwindigkeiten von mehr als 100 km/h, Überschlag oder Herausschleudern aus dem Fahrzeug. Bei den Freizeitunfällen gehören Stürze aus mehr als einem Meter Höhe sowie Sprünge in seichtes Wasser zu den Hauptursachen von HWS-Frakturen.

Risikofaktoren

Vorerkrankungen stellen Risikofaktoren für einen Genickbruch dar. Dazu gehören verschleißbedingte Veränderungen von Bandscheiben und Wirbeln (Osteochondrose), Osteoporose, Tumorerkrankungen (Metastasen) und versteifte Gelenke im Bereich der Halswirbelsäule (zum Beispiel durch Morbus Bechterew).

Untersuchung

Methode der Wahl für die bildgebende Diagnostik bei Verdacht auf Genickbruch sind Computertomogramme (CT) der Halswirbelsäule. Röntgenaufnahmen sind weniger gut geeignet, da Verletzungen der Halswirbelsäule dort oft nicht deutlich genug zu erkennen sind. Zusätzliche Informationen kann eine Magnetresonanztomografie (MRT) liefern.

Zur Diagnostik gehört auch eine sorgfältige neurologische Untersuchung. Dabei wird der Körper unter anderem auf Empfindungsstörungen und/oder Störungen der Muskelfunktion getestet.

Behandlung

Was tun bei Genickbruch?

Genickbrüche sind immer ein medizinischer Notfall. Bei Verdacht auf Genickbruch stabilisieren Notärzte den Hals am Unfallort mit einer Halswirbelsäulenschiene. Für den schonenden Transport ins Krankenhaus kommt eine Vakuummatratze zum Einsatz.

Auf der Notaufnahme wird unverzüglich ein CT oder Röntgenbild angefertigt. Bestätigt sich der Verdacht auf Genickbruch, muss die Halswirbelsäule möglichst rasch wieder korrekt positioniert werden. Das gilt insbesondere, wenn neurologische Ausfallerscheinungen (Lähmungen beispielsweise) darauf hindeuten, dass das Rückenmark verletzt ist.

Operative Behandlung eines Genickbruchs

Bei komplizierten Brüchen mit gleichzeitiger Verletzung von stabilisierenden Strukturen wie Bändern und Muskeln sowie bei fortschreitenden neurologischen Ausfällen muss ein Genickbruch operativ behandelt werden. Während der Operation bringt der Chirurg die Halswirbel wieder in die richtige Position. Zudem repariert und stabilisiert er den gebrochenen Wirbel. Das kann zum Beispiel durch Verschraubung oder durch Auffüllen mit Knochenzement (Ballonkyphoplastie) geschehen oder durch Verblockung mit benachbarten Wirbeln (Spondylodese). Im Anschluss an die OP wird die Halswirbelsäule in der Regel wie bei der konservativen Behandlung mit einer starren Halswirbelsäulenschiene (auch Zervikalstütze oder HWS-Orthese genannt) für mehrere Wochen ruhiggestellt.

Konservative Behandlung bei Genickbruch

In den Fällen, in denen keine Operation erforderlich ist, tragen Betroffene eine starre oder halbstarre Zervikalstütze, um die Halswirbelsäule zu stabilisieren. Eine heute nur noch sehr selten eingesetzte Alternative dazu ist der Minerva-Gips, ein kragenartiger Gipsverband. Bei komplizierten Frakturen, vor allem im Bereich der oberen Halswirbelsäule, kommt ein Halo-Fixateur zum Einsatz. Der Halo-Fixateur ist ein auf dem Schädelknochen abgestützter Ring, der über Stäbe mit einem Kunststoffkorsett verbunden ist.

Die Halswirbelsäule muss in der Regel zwischen 6 und 12 Wochen ruhiggestellt werden. Zeigt die Bilddiagnostik, dass die Heilung abgeschlossen ist, empfiehlt sich das sogenannte „Ausschleichen" der Immobilisierung durch zunächst stundenweises Weglassen der Stütze: Die Halsmuskulatur ist durch die lange Immobilität geschwächt. Wenn nötig, kann danach eine weiche Orthese (die sogenannte Halskrause) dem Hals zusätzlichen Halt geben.

Rehabilitation nach Genickbruch

Nachdem der Knochen geheilt ist, ist eine sogenannte Anschlussheilbehandlung (Rehabilitationsbehandlung) erforderlich, um Haltung und Beweglichkeit der Halswirbelsäule bestmöglich wiederherzustellen. Die je nach Ausgangslage ambulante oder stationäre Reha dauert mehrere Wochen bis Monate und umfasst Ergo- und Physiotherapie. Auch eine Schmerztherapie kann noch für einige Zeit notwendig sein.

Prognose

Bei gutem Allgemeinzustand vor der Fraktur und umfassender Rehabilitation ist die Prognose eines Genickbruchs ohne schwere Rückenmarksverletzungen in der Regel gut. Die überwiegende Mehrheit der Betroffenen kann ihr Leben weitgehend wie vor dem Unfall fortsetzen.

Je nach Ort und Schwere des Bruchs können längerfristig leichte bis schwerere Kopfschmerzen, Nackenschmerzen, Nackensteife, Heiserkeit, Schluckstörungen und verschiedene Einschränkungen bei Tätigkeiten des Alltags zurückbleiben. So schränkt zum Beispiel die operative Verblockung mehrerer Wirbel der oberen Halswirbelsäule häufig die Beweglichkeit des Halses ein.

Ältere Menschen mit Begleiterkrankungen erholen sich weniger gut von einem Genickbruch. Das Sterberisiko beträgt hier bis zu 30 Prozent. Auch das Risiko langfristiger Einschränkungen und Schmerzen ist wesentlich erhöht.

Prognose bei Rückenmarksverletzung

Auch schwere Verletzungen des Rückenmarks (sogenannte Querschnittsläsionen) können ganz oder teilweise wieder abheilen. In der Regel führen sie aber zu bleibenden Behinderungen im Sinne einer Querschnittslähmung. Ist der gesamte Rückenmarksquerschnitt betroffen, bleibt langfristig in 60 Prozent der Fälle eine schwere, in 15 Prozent eine moderate und in 10 Prozent eine leichte Behinderung zurück. Ist nur ein Teil der Querschnitts verletzt, müssen je 30 Prozent der Betroffenen langfristig mit einer schweren, moderaten oder leichten Behinderung leben.

Quellen

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