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Lipödem

Lipödem

Das Lipödem ist eine chronische Fettverteilungsstörung. Sie betrifft fast ausschließlich Frauen....

by Kaz Liste L

Das Lipödem ist eine chronische Fettverteilungsstörung. Sie betrifft fast ausschließlich Frauen. Bei Lipödemen sammeln sich Fett und Lymphflüssigkeit, vor allem an den Beinen und seltener auch an den Armen. Viele Frauen mit Lipödemen erleben großen Leidensdruck – wegen ihres Aussehens und wegen der mitunter heftigen Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Lipödeme sind nicht heilbar. Das Fortschreiten der Erkrankung lässt sich aber positiv beeinflussen. Es gibt zahlreiche Ansätze, um die Lebensqualität mit Lipödem zu steigern.

Synonyme

Reiterhosensyndrom, Suavenhosen-Phänomen, Lipomatosis dolorosa, Lipohypertrophia dolorosa, Adipositas dolorosa, Lipalgie, Adiposalgie, schmerzhaftes Säulenbein, schmerzhaftes Lipödemsyndrom, Lipohyperplasia dolorosa

Definition

Was ist ein Lipödem?

Der Wortteil „Lip" steht für Fett, „Ödem" bedeutet Schwellungen. Das typischste Symptom von Lipödemen sind Schwellungen durch beidseitige symmetrische Fettanlagerungen an den Beinen. Etwas seltener sind auch die Arme betroffen. In fortgeschrittenen Stadien lagert sich bei Menschen mit Lipödemen neben dem Fett auch Wasser in das Gewebe ein.

Die Fett- und Wassereinlagerungen verändern die gewohnten Körperproportionen: Der Oberkörper ist bei Normalgewichtigen schlank, der Unterkörper steht mit seinem größeren Volumen dagegen im Missverhältnis. Menschen mit Lipödem wirken oft stark übergewichtig – sind es aber nicht. Viele Frauen mit Lipödem leiden stark unter ihrem Aussehen.

Verteilungsmuster: Wo kann ein Lipödem auftreten?

Die Fettverteilung bei Lipödemen kann sich von Mensch zu Mensch durchaus unterscheiden. Besonders häufig sind die folgenden Typen:

Reiterhosen oder Oberschenkel-Typ: Fett sammelt sich vor allem an Oberschenkeln und HüftenBundhosen oder Unterschenkel-Typ: Fettansammlungen auch an den UnterschenkelnSuavenhosen oder Knöchel-Typ: Fettansammlungen reichen bis zu den Knöcheln und bilden Fettschürzen, die über den Knöchel fallen können.

Selbsttest: Lipödem oder Adipositas?

Handelt es sich bei übermäßig kräftigen Oberschenkeln um ein Lipödem oder Adipositas? Das lässt sich nicht immer auf Anhieb beurteilen. Sie können es aber herausfinden: durch eine Diät. Wenn der Beinumfang und das Gewicht sich durch eine Diät und Sport verringern, war es nur Übergewicht (Adipositas). Wenn sich auf der Waage nichts tut (Gewicht) und die Umfänge konstant bleiben, liegt der Verdacht Lipödeme nahe.

Häufigkeit

Die Deutsche Gesellschaft für Phlebologie (DGP) beziffert die Häufigkeit von Lipödemen auf 7 bis etwa 10 Prozent (siehe Quellen: S-1-Leitlinie Lipödeme). Betroffen sind fast nur Frauen zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr. Expertinnen und Experten schätzen die Anzahl der Frauen mit Lipödemen in Deutschland auf 500.000 bis eine Million.

Genauere Daten zur Häufigkeit von Lipödemen gibt es nicht. Das liegt vor allem daran, dass Lipödeme nicht einfach zu diagnostizieren sind. Einerseits gibt es nach Einschätzung von Fachleuten eine große Dunkelziffer von nicht diagnostizierten Lipödemen. Andererseits werden manchmal Lipödeme diagnostiziert, die keine sind.

Symptome

Wo bekommt man Lipödeme?

Bei den meisten Frauen mit Lipödemen vermehrt sich das Fettgewebe an den Beinen. Bemerkbar macht sich das oft erst beim Kleiderkauf. Meistens benötigen betroffene Frauen für Hosen eine größere Kleidergröße als bei den Oberteilen. Die Fetteinlagerungen sind immer symmetrisch verteilt: Die Vergrößerung des Umfangs an Beinen oder Armen ist also auf beiden Seiten gleich groß. Typisch für Lipödeme ist, dass Oberkörper, Hände und Füße nicht vermehrt Fett einlagern.

Die durch Lipödeme verursachten Schwellungen sind zumeist weich und teigig. Bei Druck entstehen Dellen, die sich nur langsam zurückbilden. Die Schwellungen lassen sich auch durch das Hochlagern der Extremitäten nicht verringern.

4 Stadien von Lipödemen

Den Verlauf von Lipödemen teilen Expertinnen und Experten in 3 oder 4 Stadien ein:

Lipödem Stadium 1: Charakteristisches Symptom des ersten Stadiums ist die sogenannte Orangenhaut. Die Hautoberfläche ist noch glatt und das Fettgewebe ist gleichmäßig verteilt. An Gesäß, Hüften und den Knieinnenseiten haben sich Fettpolster gebildet, die auch als Reiterhosen bezeichnet werden.Lipödem Stadium 2: Die Fettpolster haben weiter zugenommen. Die Hautoberfläche hat größere Dellen. Im Unterhautfettgewebe bilden sich immer mehr knotenartige Strukturen. Fachleute sprechen von Matratzenhaut.Lipödem Stadium 3 wird auch als Stadium der Wammenbildung bezeichnet. Das Fettgewebe hat sich weiter stark vermehrt und zunehmend verhärtet. An den Oberschenkeln und Knien haben sich große Hautlappen und Fettwülste (Wammen) gebildet.Lipödem Stadium 4: Lipödeme an den Unterschenkeln bergen die Gefahr, dass die Lymphflüssigkeit nicht richtig abfließen kann. Dann entsteht zusätzlich zum Lipödem ein Lymphödem. Ärzte nennen diese Mischform Lipo-Lymphödem. Wird jetzt keine Behandlung eingeleitet, schwellen die betroffenen Regionen weiter an. Auch die Füße können dann betroffen sein.

Schwere, geschwollene Beine und Arme

Durch die Fettansammlungen in Armen und Beinen empfinden nicht wenige Frauen ein ausgeprägtes Schweregefühl. Das Gefühl schwerer, geschwollener Extremitäten verstärkt sich, wenn sich außerdem Flüssigkeit im Gewebe ansammelt (Ödembildung). Besonders längeres Stehen oder Sitzen begünstigt bei Ödemen das Anschwellen der Beine. Auch warme Temperaturen verstärken die Symptome und belasten manche Frauen zunehmend.

Schmerzen und weitere Symptome von Lipödemen

Die Schwellungen und das Unwohlsein mit dem veränderten Körperbild sind bei Weitem nicht die einzigen Symptome von Lipödemen.

Druckempfindlichkeit und Schmerzen: Oft spannen die vom Lipödemen betroffenen Arme oder Beine und reagieren empfindlich auf Druck. Viele Frauen mit Lipödem berichten von mitunter sehr starken Schmerzen. Einige Frauen fühlen bereits bei leichten Berührungen Schmerzen. Andere Frauen empfinden Schmerzen schon ohne Druckeinwirkung von außen. Blaue Flecken: Bei Lipödemen können schon bei den kleinsten Berührungen blaue Flecken (Hämatome) entstehen. Grund ist, dass die feinen Blutkapillaren im Unterhautfettgewebe leicht reißen.Wundscheuern: Manche Frauen lagern besonders an den Innenseiten der Oberschenkel Fettgewebe ein. Beim Gehen reiben die Innenseiten der Oberschenkel aneinander. Das ist nicht nur störend. Oft scheuert sich die Haut an diesen Stellen auch wund. Zuweilen bilden sich offene Wunden, die sich mitunter auch entzünden. Diese Verletzungen ähneln den Wundgeschwüren bei Dekubitus (Druckgeschwür).Fehlhaltungen durch Fehlstellungen der Beine: Das Fettgewebe an den Innenseiten der Oberschenkel stört auch den Gang: Fehlstellungen wie X-Beine sind die Folge. Ohne Ausgleich führen diese Fehlhaltungen zu weiteren Komplikationen im Muskel- und Skelettsystem. Beispielsweise begünstigen X-Beine den frühzeitigen Verschleiß der Kniegelenke (Kniearthrose oder Gonarthrose).

Ursachen

Die Ursache von Lipödemen ist nicht abschließend geklärt. Bekannt ist, dass Ernährung und Körpergewicht keinen Einfluss auf die Entstehung haben. Das sieht man daran, dass sowohl schlanke als auch übergewichtige Frauen Lipödeme entwickeln.

Nach gegenwärtigem Stand der Forschung spielen erbliche Veranlagungen und hormonelle Veränderungen eine Rolle bei der Entstehung. Für die erbliche Veranlagung spricht, dass Lipödeme häufig bei mehreren Frauen innerhalb einer Familie auftreten. Zudem entwickeln sich Lipödeme oft in Phasen hormoneller Umstellungen: nach und während der Pubertät, in der Schwangerschaft oder, seltener, in den Wechseljahren. Auch die Einnahme der Pille kann Lipödeme begünstigen.

Bei Männern treten Lipödeme sehr selten auf. Erkranken Männer, steckt in der Regel eine hormonelle Störung dahinter. Das kann beispielsweise eine Hormontherapie im Rahmen einer Krebserkrankung sein.

Was passiert bei Lipödem?

Bei Lipödemen vermehrt sich aus unbekannter Ursache das Fettgewebe in der Unterhaut – und das auf zwei Wegen. Zum einen nimmt die Anzahl der Fettzellen zu. Zum anderen vergrößern sich die Fettzellen. Im letzten Stadium des Lipödems lagert sich zusätzliches Wasser im Gewebe ab: Es bilden sich Ödeme (mehr dazu im Krankheitsbild Ödeme). Die Schwellungen erhöhen den Druck im Unterhautfettgewebe. Das ist die Hauptursache für Spannungsgefühle und Schmerzen durch Lipödeme.

Untersuchung

Wer diagnostiziert ein Lipödem?

Frauen, die vermuten, von einem Lipödem betroffen zu sein, wenden sich am besten an einen Venenarzt (Phlebologe). Oft haben auch Hautärzte eine Zusatzausbildung in Phlebologie. Eine andere Möglichkeit ist, einen Facharzt für Lymphologie aufzusuchen.

Es gibt keine Laboruntersuchung, um Lipödeme zu diagnostizieren. Umso mehr kommt es darauf an, dass mögliche Lipödeme von erfahrenen Medizinern untersucht werden.

Untersuchungen bei Verdacht auf Lipödem

Bei der Untersuchung von Lipödemen spielen das Anamnese-Gespräch und die körperliche Untersuchung zentrale Rollen.

Anamnese-Gespräch: Wichtige Informationen für das Gespräch sind, ob weibliche Verwandte von einer Fettverteilungsstörung betroffen sind und ob hormonelle Veränderungen bestehen. Das können beispielsweise Pubertät, Schwangerschaft oder Wechseljahre sein. Bedeutend ist auch, ob Beschwerden wie Schweregefühl, Schmerzen oder die Neigung zu Blutergüssen vorkommen.Körperliche Untersuchung: Hier untersuchen Ärztinnen und Ärzte vor allem die Fettverteilung. Ist das Fett auf beiden Körperseiten gleich stark vermehrt? Sind Hände und Füße betroffen oder nicht? Auch die Körperproportionen spielen eine Rolle.Kneiftest: Bei einem Lipödem ist das Kneifen an der Außenseite des Oberschenkels schmerzhafter als an der Innenseite. Bei Menschen, die kein Lipödem haben, ist es genau umgekehrt.

Lipödeme und Adipositas unterscheiden

Selbst Mediziner tun sich zuweilen schwer, Lipödeme von anderen Erkrankungen abzugrenzen. Beispielsweise ist es nicht immer einfach, Lipödeme und Adipositas zu unterscheiden. Auch die Symptome von Lymphödemen ähneln denen von Lipödemen. Eine weitere Erkrankung mit ähnlichen Symptomen ist die Lipohypertrophie, bei der sich ebenfalls das Fettgewebe vermehrt.

Behandlung

Viele Frauen wissen gar nicht, dass sie an einem Lipödem leiden. Auch wenn Lipödeme unheilbar sind: Eine Therapie verringert die Symptome und verhindert weitere Fetteinlagerungen. Je früher die Behandlung beginnt, umso geringer wird das Risiko für Komplikationen wie Gangstörungen oder Lymphödeme.

Ernährung bei Lipödemen

Die Fettansammlungen durch Lipödeme lassen sich nicht durch Diäten reduzieren. Dennoch spielt die Ernährung eine wesentliche Rolle bei der Behandlung. Bei Frauen, die ihr Gewicht halten oder für eine Gewichtsabnahme sorgen, entwickeln sich Lipödeme wenigstens nicht weiter. Deswegen sollen Frauen mit Lipödem auf ihre Ernährung achten und sich ausreichend bewegen.

Komplexe physikalische Entstauungstherapie (KPE)

Zur Linderung der Symptome von Lipödemen hat sich die komplexe physikalische Entstauungstherapie (KPE) bewährt. Sie besteht aus vier Therapiebausteinen:

Kompressionstherapie als Grundbaustein der BehandlungBewegungstherapieManuelle LymphdrainageHautpflege

Kompressionstherapie bei Lipödemen

Basistherapie bei Lipödemen ist die Kompressionstherapie. Sie verzögert oder stoppt die Volumenzunahme von Lipödemen. Kompressionstherapien beginnen in der Regel mit dem Tragen von medizinischen Kompressionsstrümpfen. Abhängig vom Stadium des Lipödems werden unterschiedliche Kompressionsstrümpfe eingesetzt. Im frühen Stadium sind dies meist nahtlose, rundgestrickte Kompressionsstrümpfe. Für weiter fortgeschrittene Stadien werden flachgestrickte Kompressionsstrümpfe empfohlen. In manchen Praxen wird ergänzend eine apparative intermittierende Kompression (eine Kompressionsbehandlung mit Geräten) angeboten.

Bewegung bei Lipödemen

Da Lipödeme die Beweglichkeit stark einschränken können, sind Wassersportarten ideal. Ob Schwimmen oder Aqua-Jogging: Im Wasser fallen Bewegungen deutlich leichter, weil Wasser das Gewicht trägt. Auch Gymnastik, Walking oder Radfahren sind geeignete Sportarten.

Manuelle Lymphdrainage

Meist erst bei fortgeschrittenen Stadien von Lipödemen verordnet der Arzt die manuelle Lymphdrainage. Physiotherapeuten wenden dabei eine besondere Massagetechnik an, die dafür sorgt, dass Flüssigkeitsansammlungen abtransportiert werden.

Hautpflege

Bildet sich zusätzlich zum Lipödem ein Lymphödem aus, ist die Haut empfindlich und regiert oft gereizt. Das macht die Haut empfänglicher für Infektionen. Deshalb ist eine geeignete Hautpflege wichtig. Oft werden pH-neutrale Pflegemittel empfohlen.

Fettabsaugung: Wer operiert ein Lipödem?

Die Operationsmethode der Wahl bei Lipödemen ist eine Fettabsaugung (Liposuktion). Bei der Lipödem-OP werden die Fettzellen mit Kanülen aus den betroffenen Körperteilen abgesaugt. Fettabsaugungen sind alles andere als ein einfacher Eingriff. Für die Operation sollten Sie sich ausschließlich an spezialisierte Kliniken wenden, in denen erfahrene Fachärztinnen und Fachärzte für plastische und/oder ästhetische Chirurgie operieren. Adressen von empfehlenswerten Kliniken erhalten Sie bei Ihrer Krankenkasse, behandelnden Ärztinnen und Ärzten sowie bei vielen Selbsthilfegruppen (siehe Quellen).

Was bringt eine Fettabsaugung?

Kompressionstherapie, Sport, Gewichtsabnahme und Lymphdrainage – all diese Behandlungen beheben nicht das Lipödem selbst. Die operative Fettabsaugung ist die einzige Möglichkeit, um das vermehrte Fettgewebe zu verringern. Dabei werden die Fettzellen zuerst vom umliegenden Gewebe gelöst und dann abgesaugt.

Bei vielen Frauen bessern sich durch die Fettabsaugung die Lipödeme, manche Frauen sind sogar beschwerdefrei und benötigen keine Kompressionstherapie mehr. Allerdings ist es wichtig, dass die Frauen ihr Gewicht halten. Denn bei einer Gewichtszunahme bildet sich das Lipödem erneut.

Wer übernimmt die Kosten einer Fettabsaugung?

In den vergangenen Jahren ist eine lebhafte Diskussion über den Nutzen und die Kosten von Fettabsaugungen (Liposuktion) bei Lipödemen entbrannt. Das Ende dieser Diskussion steht noch aus. Gegenwärtig gehört die Fettabsaugung bei Lipödemen nicht zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung. In der Regel müssen Frauen die Kosten einer Liposuktion selbst zahlen.

Prognose

Lipödeme sind nicht heilbar. Daher ist der Verlauf chronisch und kann fortschreiten. Nach gegenwärtigem Kenntnisstand der Medizin bewirken konsequente Kompressionstherapie, regelmäßiger Sport und gesunde Ernährung mit gleichbleibendem Gewicht, dass Lipödeme sich nicht weiter verschlechtern und die Lebensqualität trotz Erkrankung zunimmt. Für den Erfolg der Behandlungen ist es entscheidend, das Körpergewicht langfristig unter Kontrolle zu behalten.

Quellen

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