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Schädelhirntrauma

Schädelhirntrauma

Was ist ein Schädelhirntrauma? Wie bekommt man ein Schädelhirntrauma? Wie werden traumatische Hirnverletzungen behandelt und was können ihre Spätfolgen sein?...

by Kaz Liste S

Was ist ein Schädelhirntrauma? Wie bekommt man ein Schädelhirntrauma? Wie werden traumatische Hirnverletzungen behandelt und was können ihre Spätfolgen sein? Hier finden Sie die Antworten – und erfahren, warum eine schnelle medizinische Diagnostik und Behandlung bei Schädelhirntraumen besonders wichtig ist.

Synonyme

Schädel-Hirn-Trauma, Schädel-Hirnverletzung, SHT, Traumatische Gehirnverletzung, Traumatic brain injury, TBI

Definition

Was ist ein Schädelhirntrauma?

Als Schädelhirntrauma (kurz SHT) bezeichnen Mediziner alle Verletzungen (Traumata oder Traumen) des Gehirns, die durch äußere Krafteinwirkung auf den Schädel entstehen.

Schädelhirntraumen sind demnach unter anderem Folge von Unfällen, Stürzen, Stößen oder Schlägen auf den Kopf. SHT reichen von der meist unproblematischen Gehirnerschütterung (Commotio cerebra) bis hin zu schweren Verletzungen mit hohem Risiko von Spätfolgen oder Tod. Deshalb wird auch nach leichten Schädelhirntraumen oft eine Beobachtung im Krankenhaus empfohlen.

Schädelhirntraumen: Einteilung

Die Glasgow-Koma-Skala klassifiziert die Schwere eines Schädelhirntraumas nach dem Ausmaß der durch die ursächliche Verletzung ausgelösten Bewusstseinsstörung. Je nachdem, inwieweit Augenöffnung, verbale Kommunikation und motorische Reaktionen beeinträchtigt sind, werden leichte, mittelschwere und schwere Schädelhirntraumen unterschieden. Weitere Einzelheiten dazu im Abschnitt Behandlung.

Die Glasgow-Koma-Skala ersetzt zunehmend die früher gebräuchliche Einteilung in Schädelhirntraumen 1., 2. und 3. Grades. Die drei Schweregrade unterscheiden sich in der Dauer der Bewusstlosigkeit und in der Wahrscheinlichkeit von Spätfolgen. Auf den ersten Blick unterscheiden sich die beiden Klassifizierungen nicht sehr stark, in Details erlaubt die Glasgow-Koma-Skala jedoch eine differenziertere Beurteilung.

Weiterhin unterscheiden Mediziner zwischen gedecktem und offenem Schädelhirntrauma. Beim gedeckten SHT sind Schädelknochen und Hirnhaut intakt, die Kopfhaut kann verletzt sein. Beim offenen SHT sind Kopfhaut, Schädelknochen und Hirnhaut verletzt. Das Gehirn kann sogar offen liegen.

Häufigkeit

In Deutschland werden jährlich etwa 250.000 Menschen mit einem Schädelhirntrauma ins Krankenhaus aufgenommen. Die Häufigkeit ist bei Männern etwa doppelt so hoch wie bei Frauen. Das mittlere Alter beträgt 60 Jahre. Durch den demografischen Wandel nimmt der Anteil älterer Menschen zu, die sich oft ernste Verletzungen bei Stürzen aus geringer Höhe zuziehen.

Der überwiegende Teil der stationären Aufnahmen wegen SHT erfolgt zur kurzfristigen Überwachung wegen einer Gehirnerschütterung. Etwa 8.000 Menschen werden mit einem mittelschweren oder schweren Schädelhirntrauma behandelt.

Jährlich werden rund 6.000 Sterbefälle in Verbindung mit Schädelhirntraumen registriert. Unfallopfer versterben mitunter bereits vor der Klinikaufnahme. Bei den 29- bis 45-Jährigen ist das SHT eine der Hauptursachen für Tod bzw. lebenslange Behinderung.

Symptome

Welche Symptome sind Anzeichen für ein Schädelhirntrauma?

Symptome, die auf ein Schädelhirntrauma hindeuten, sind:

Bewusstseinsstörungen, Bewusstseinstrübung oder BewusstlosigkeitErinnerungslücken (Amnesien)Licht- und GeräuschempfindlichkeitSchwindel, GleichgewichtsstörungenKopf- und NackenschmerzenÜbelkeit, ErbrechenSehstörungen (Doppelbilder), Schielen, ungleich große Pupillen, AugenzitternKrampfanfälleAtemstörungen und Lähmungserscheinungen

Notfälle: Schädelbruch oder Hirnblutungen

Blutungen aus dem Ohr und ringförmige Blutergüsse um ein oder beide Augen sind Hinweise auf einen Schädelbruch. Tritt klare bzw. mit Blut vermischte Flüssigkeit aus Nase, Ohren oder Mund aus, kann es sich um Hirnflüssigkeit handeln. Das wäre ein deutlicher Hinweis auf ein offenes Schädelhirntrauma.

Kommt es nach der anfänglichen Bewusstlosigkeit und einer anschließenden Erholungsphase erneut zu Bewusstseinstrübungen oder Bewusstlosigkeit, ist das ein Hinweis auf Einblutungen zwischen Schädelknochen und Hirnhaut bzw. Hirnhaut und Gehirn. Beides erfordert sofortiges medizinisches Handeln.

Ursachen

Was verursacht Schädelhirntraumata?

Die häufigsten Ursachen für Schädelhirntraumen sind Stürze (circa 50 Prozent) und Verkehrsunfälle mit Pkw, Fahrrädern und Motorrädern (zusammen rund 40 Prozent). In den vergangenen Jahren steigt der Anteil älterer Menschen, die sich bei Stürzen im häuslichen Umfeld ernste Kopfverletzungen zuziehen.

Schädelhirntrauma: Folgen

Stumpfe oder spitze Gewalt auf den Schädel hat zunächst primäre Folgen:

Direkt am Ort der Krafteinwirkung können Kopfhaut, Schädelknochen, Blutgefäße, Hirnhaut und Hirnsubstanz verletzt werden.Die Kraftwirkung setzt sich als Stoßwelle ins Innere des Schädels fort. Die schnelle Abfolge von Über- und Unterdruck kann dazu führen, dass in den betroffenen Gehirnregionen Blutgefäße und Nervenfortsätze reißen.Auf der der Verletzung gegenüberliegenden Seite prallt das Gehirn von innen gegen den Schädelknochen und wird dort ebenfalls geschädigt.

Diese primären Verletzungen haben oft sekundäre Folgen, die sich erst nach bis zu 48 Stunden bemerkbar machen.

Verletztes Gewebe lässt Flüssigkeit in das Gehirn eintreten (Hirnödem).Aus gerissenen Blutgefäßen gelangt Blut in den Raum zwischen Knochen und Hirnhaut, zwischen Hirnhaut und Gehirn (epidurales und subdurales Hämatom) und/oder in das Gehirn selbst (intrazerebrale Blutung).Da der knöcherne Schädel eine feste Begrenzung um das Gehirn bildet, lässt der zusätzliche Raum, den Ödeme und Blutungen einnehmen, den Hirndruck ansteigen. Das beeinträchtigt die Blutversorgung der Nervenzellen und kann zu ihrem Absterben führen.

Die auch nach leichteren Schädelhirntraumen empfohlene Beobachtung im Krankenhaus zielt darauf ab, eventuelle sekundäre Folgen sofort zu erkennen und so schnell wie möglich zu behandeln.

Untersuchung

Bei jedem schwereren Schädelhirntrauma wird im Krankenhaus möglichst rasch ein Computertomogramm (CT) angefertigt, um Blutungen, Ödeme oder Luftansammlungen im Gehirn zu erkennen. Eine noch feinere Diagnostik möglicher Hirnschäden ermöglicht eine Magnetresonanztomografie (MRT). Zur Diagnose eines Schädelbruchs sind Röntgenaufnahmen geeignet.

Behandlung

Was tun bei Schädelhirntrauma?

Schädelhirntraumen sollten sicherheitshalber immer ärztlich untersucht werden. Experten dafür sind Neurologen. Gehirnerschütterungen bzw. leichte Schädelhirntraumen (1. Grad) heilen ohne Therapie aus. Schädelhirntraumen 2. und 3. Grades müssen stationär im Krankenhaus behandelt werden.

Behandlung: Schädelhirntrauma 1. Grades (Leichtes SHT)

Leichte Schädelhirntraumen im Sinne einer Gehirnerschütterung benötigen in der Regel keine stationäre Behandlung. Gegen Kopfschmerzen helfen leichte Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure (Aspirin), Ibuprofen oder Paracetamol. Übelkeit lässt sich durch Antiemetika wie Metoclopramid oder Antihistaminika wie Dimenhydrinat lindern. Unbedingt zu empfehlen sind einige Tage Bettruhe.

In jedem Fall müssen Menschen mit Schädelhirntrauma 1. Grades aufmerksam beobachten, ob sich das Befinden dauerhaft bessert. Verschlechtert sich das Befinden nach wenigen Tagen wieder, ist das ein Hinweis auf mögliche behandlungsbedürftige Komplikationen durch Blutungen oder Ödeme. In solchen Fällen sollte dringend ein Notarzt verständigt werden.

Nach Erbrechen, bei Kleinkindern und älteren Menschen sowie bei Vorliegen bestimmter Risikofaktoren (Blutgerinnungsstörungen oder Einnahme von Blutverdünnern) sollte die Beobachtung für mindestens 48 Stunden im Krankenhaus erfolgen.

Behandlung: Schädelhirntrauma 2. und 3. Grades (mittelschweres und schweres SHT)

Schwerwiegende Schädelhirntraumen 2. und 3. Grades werden im Krankenhaus umfassend versorgt. Offene Schädelhirntraumen müssen chirurgisch behandelt werden, um Infektionen und weitere Verletzungen des Gehirns zu verhindern. Auch gedeckte Einblutungen im Bereich der Hirnhaut müssen in der Regel sofort operiert werden. Hier geht es um die rasche Druckentlastung des Gehirns.

Die weitere Behandlung eines schwereren Schädelhirntraumas – oft auf einer Intensivstation – zielt darauf ab, das Gehirn mit möglichst minimalen Schäden durch die Phase des durch Ödeme und/oder Blutungen erhöhten Hirndrucks zu bringen. Dabei werden Maßnahmen zur Druckentlastung mit Maßnahmen kombiniert, die Sauerstoffmangel im Gehirn verhindern sollen. Letzteres kann die künstliche Beatmung sowie eventuell ein durch Barbiturate (Schlafmittel) herbeigeführtes künstliches Koma umfassen, das den Sauerstoffbedarf des Gehirns absenkt. Erst nachdem sich der Hirndruck wieder normalisiert hat, können Ärzte Patienten aufwecken und das Ausmaß eventueller neurologischer Schäden beurteilen.

Behandlung: Rehabilitation nach Schädelhirntrauma

Schädelhirntraumata verursachen sehr oft Einschränkungen der körperlichen, geistigen und/oder sprachlichen Fähigkeiten. Je früher und intensiver die Rehabilitation durch regelmäßiges Training unter fachkundiger Anleitung durch Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Logopäden beginnt, desto besser stehen die Chancen, verlorene Fähigkeiten wiederzuerlangen.

Prognose

Wie lange dauert ein Schädelhirntrauma?

Leichte Schädelhirntraumen heilen meist innerhalb von Tagen ohne medizinische Behandlung und folgenlos aus. Mittelschwere und schwere SHT müssen in der Regel langfristig und umfangreich behandelt werden. Die Rehabilitation kann mehrere Jahre dauern. Über die Hälfte der Betroffenen erholt sich aber auch von einem mittelschweren bis schweren SHT gut oder mit leichten Beeinträchtigungen. Etwa 15 Prozent behalten schwere Behinderungen zurück. Etwa ein Viertel verstirbt im Krankenhaus.

Wie lange krank nach Schädelhirntrauma?

Auch nach leichteren Schädelhirntraumen können noch längere Zeit nach dem Unfall Kopfschmerzen, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen auftreten.

Nach schweren Hirnverletzungen bleiben nicht selten leichte bis schwere Beeinträchtigungen im Bereich von Bewegung, Sprache, Wahrnehmung und geistiger Leistungsfähigkeit zurück.

Auch die Persönlichkeit kann durch das Trauma dauerhaft verändert werden. In ausgeprägten Fällen sprechen Ärzte vom Organischen Psychosyndrom nach Schädelhirntrauma: Betroffene sind reizbar, emotional labil, aggressiv und distanzlos oder antriebsarm und depressiv, auch Schlafstörungen sind häufig.

SHT und Demenzrisiko

Wer im Laufe seines Lebens wiederholt Schädelhirntraumen erleidet, hat ein höheres Risiko, an Demenz zu erkranken. Studien zufolge können sogar leichte Gehirnerschütterungen das Risiko einer späteren Demenz verdoppeln.

Bekannt wurde dieses Problem im Zusammenhang mit Demenzerkrankungen von Boxern, American-Football-Spielern und Sportlern anderer Kontaktsportarten (z.B. Fußball, Eishockey, Rugby). Häufige, auch unterschwellige Gehirnverletzungen können einen fortschreitenden Gehirnschwund (Atrophie des Gehirns) auslösen, die sogenannte Chronische Traumatische Enzephalopathie. Diese Atrophie führt zu Wesensveränderungen, Gedächtnisstörungen und Beeinträchtigungen des Denk- und Urteilsvermögens. Endpunkt ist eine ausgeprägte Demenz.

Quellen

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