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Scheidenkrämpfe (Vaginismus)

Scheidenkrämpfe (Vaginismus)

Was ist ein Scheidenkrampf? Wie entsteht er – und was hilft gegen Scheidenkrämpfe? Hier finden Sie die Antworten. Symptome, Ursachen und Behandlung von Vaginismus....

by Kaz Liste S

Was ist ein Scheidenkrampf? Wie entsteht er – und was hilft gegen Scheidenkrämpfe? Hier finden Sie die Antworten. Symptome, Ursachen und Behandlung von Vaginismus.

Synonyme

Vaginalspasmus

Definition

Was ist Vaginismus?

Vaginismus ist eine sexuelle Funktionsstörung, die in den allermeisten Fällen seelische Ursachen hat. Frauen mit Scheidenkrämpfen haben meistens Angst vor Schmerzen und Verletzungen. Der Auslöser für die Muskelverkrampfung kann eine Berührung im Intimbereich sein - oder schon der bloße Gedanke daran. Das sexuelle Empfinden und die Fähigkeit zum sexuellen Höhepunkt sind jedoch nicht beeinträchtigt.

Mediziner unterscheiden zwei Arten von Scheidenkrämpfen:

Der angeborene Vaginismus (primärer Vaginismus) besteht von Geburt an. Er wird schon bei der ersten frauenärztlichen Untersuchung oder beim ersten Geschlechtsverkehr erkennbar.Der erworbene Vaginismus (sekundärer Vaginismus) ist die Folge bestimmter Lebenserfahrungen, beispielsweise sexueller Gewalt, oder eines Geburtstraumas.

Was passiert bei einem Scheidenkrampf?

Ein Scheidenkrampf ist eine unwillkürliche, reflexartige Verkrampfung der Muskulatur im Bereich des Beckenbodens und der Scheide (Vagina). Dadurch wird es beispielsweise unmöglich, den Geschlechtsverkehr zu vollziehen, einen Tampon einzuführen oder eine frauenärztliche Untersuchung vorzunehmen. Falls trotz Scheidenkrampf etwas in die Vagina eingeführt wird, ist dies mit starken Schmerzen verbunden.

Häufigkeit

Es gibt keine genauen Daten zur Häufigkeit von Scheidenkrämpfen. Fachleute gehen davon aus, dass zwischen 1 und 5 Prozent der weiblichen Bevölkerung von der Störung betroffen sind.

Scheidenkrämpfe treten häufiger bei jüngeren als bei älteren Frauen auf. Auch Frauen mit einer negativen Einstellung zur Sexualität, z. B. aufgrund einer sexualfeindlichen Erziehung, sind eher betroffen.

Symptome

Symptome: Wie äußern sich Scheidenkrämpfe?

Vaginismus ist gekennzeichnet von wiederholten und anhaltenden Schwierigkeiten beim Geschlechtsverkehr. Die Beckenbodenmuskulatur ist verengt und verkrampft, das Eindringen des Penis ist für die Frau mit großen Schmerzen verbunden oder unmöglich. Viele Frauen können allerdings durch andere sexuelle Aktivitäten eine befriedigende Sexualität erfahren, sodass der Vaginismus über lange Zeit unbehandelt bleiben kann.

Ursachen

Wie entsteht ein Scheidenkrampf?

Der unmittelbare Auslöser für einen Scheidenkrampf kann eine Berührung im Geschlechtsbereich sein oder allein der Gedanke an Geschlechtsverkehr. Dahinter steht die Angst vor Schmerzen und inneren Verletzungen. Die seelische Abwehrhaltung führt zum reflexartigen Zusammenziehen der Beckenboden- und Scheidenmuskulatur.

Grund für den Scheidenkrampf-Reflex können belastende Lebenserfahrungen sein, z. B. sexueller Missbrauch, eine ungewollte Schwangerschaft oder schwierige Geburt. Auch wiederholt schmerzhafter Geschlechtsverkehr ist mitunter Auslöser von Vaginismus. Frauen, die sexualfeindlich erzogen wurden, können Angstfantasien entwickeln und den Geschlechtsverkehr als etwas Unangenehmes oder Gefährliches ansehen.

Auch andere seelische Probleme können Vaginismus auslösen. Dazu zählen Ängste, Phobien, Depressionen, Probleme in der Partnerschaft oder das Gefühl emotionaler Isolation sowie chronischer Stress. In manchen Fällen lässt sich keine eindeutige Ursache für Scheidenkrämpfe benennen.

In seltenen Fällen sind Scheidenkrämpfe organisch bedingt. Als auslösende Erkrankungen kommen beispielsweise Endometriose oder Erkrankungen der Gebärmutter wie Gebärmuttersenkungen infrage.

Untersuchung

Für die Diagnose des Vaginismus muss zunächst ausgeschlossen werden, dass andere körperliche oder seelische Erkrankungen vorliegen, die zur Muskelverkrampfung führen und den Geschlechtsverkehr verhindern. So können beispielsweise Tumore, Entzündungen der Gebärmutter oder auch Gebärmuttersenkungen sowie Endometriose für Scheidenkrämpfe verantwortlich sein.

Bei einer krankhaften Furcht vor dem Geschlechtsverkehr (Koitusphobie) wäre das Einführen des Penis organisch möglich und schmerzfrei, wird aber von der Frau aus panischer Angst vermieden.

Die Diagnose des Vaginismus erfolgt nach der körperlichen Untersuchung und der ausführlichen Besprechung der Symptomgeschichte, der sexuellen Vorgeschichte und des Gefühlserlebens der Frau. Wenn möglich und gewünscht, sollte auch der Partner mit einbezogen werden.

Behandlung

Was kann man gegen einen Scheidenkrampf tun?

Da die Ursache für Scheidenkrämpfe vor allem in der Angst vor Schmerzen und Verletzungen liegt, zielt die Behandlung darauf ab, diese Angst abzubauen. Frauen können im Rahmen einer Sexualtherapie lernen, wie sie die Kontrolle über ihre Intimmuskulatur gewinnen und behalten. Das Verfahren wird als progressive Desensibilisierung bezeichnet.

Progressive Desensibilisierung: Scheidenkrämpfe verlernen

Die progressive Desensibilisierung ist eine bewährte Methode zur Behandlung von Scheidenkrämpfen. Sie setzt darauf, dass Frauen sich in kleinen Schritten dem Ziel nähern, Berührungen und Dehnungen der Vagina unbeschwert zu erleben.

Die progressive Desensibilisierung zur Behandlung von Vaginismus beginnt in der Regel damit, dass Frauen ihre Scheide selbst berühren – und sich dabei immer weiter vorwagen, beispielsweise indem sie den Druck der Berührungen erhöhen oder sich selbst einen Finger einführen.

Im Verlauf der Behandlung werden die eigenen Finger durch Gegenstände ersetzt. Klassischerweise sind das spezielle medizinische Stifte (Vaginaldilatatoren oder Konen) aus Silikon in verschiedenen Größen. Mit zunehmender Größe der Stifte wird die Vaginalmuskulatur gedehnt und flexibler. Das ermöglicht neue Erfahrungen: Nicht selten versetzt das Training Frauen in die Lage, Geschlechtsverkehr ohne Schmerzen und positiv zu erleben.

Von größer Bedeutung für den Behandlungserfolg ist, dass die betroffenen Frauen das Tempo der Desensibilisierung selbst bestimmen. Dazu gehört auch, dass die Frauen selbst entscheiden, wann und wo sie die Übungen machen – und ob sie Partner in die Behandlung einbeziehen oder nicht.

Gibt es noch weitere Möglichkeiten der Vaginismus-Therapie?

Die progressive Desensibilisierung allein reicht mitunter nicht aus, um Frauen die Ängste zu nehmen, durch die Scheidenkrämpfe ausgelöst werden. Das ist beispielsweise der Fall, wenn Ängste durch stark belastende Lebenserfahrungen oder schwerwiegende Partnerschaftsprobleme begründet sind. Solche und ähnliche Konflikte sollten in einer Psychotherapie aufgearbeitet werden. Infrage kommen unter anderem tiefenpsychologisch-orientierte Therapieformen oder kognitive Verhaltenstherapie. Letztere lässt sich besonders gut mit der Desensibilisierung kombinieren.

Um eine bessere Kontrolle über die Intimmuskulatur zu gewinnen, können Frauen regelmäßig ihren Beckenboden trainieren. Klassische Entspannungstechniken und Hypnosetherapie ergänzen das Behandlungsangebot.

Prognose

Mit der Behandlung von Scheidenkrämpfen sollte so schnell wie möglich begonnen werden. Eine Spontanheilung kommt nur sehr selten vor. Mit einer einfühlsamen individuellen Therapie, die auch mit viel Geduld vom Partner unterstützt wird, ist die Prognose sehr gut. Wissenschaftlichen Studien zufolge liegen die Erfolgsaussichten bei 80 bis 95 Prozent.

Vorbeugung

Um Scheidenkrämpfen vorzubeugen, ist es wichtig, tief greifende Ängste, belastende Lebenserfahrungen und partnerschaftliche Probleme aufzuarbeiten. Auch mit einer positiven Einstellung zum eigenen Körper und zur eigenen Sexualität sinkt das Risiko, Vaginismus zu entwickeln.

Quellen

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