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Sodbrennen (Pyrosis)

Sodbrennen (Pyrosis)

Sodbrennen ist der Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre....

by Kaz Liste S

Sodbrennen ist der Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre. Sodbrennen kann harmlos, auf Dauer aber auch krankhaft sein und auf eine Refluxkrankheit hinweisen oder eine Speiseröhrenentzündung verursachen. Lesen Sie mehr über die Symptome, Ursachen, Therapie und Vorbeugung von Sodbrennen.

Synonyme

Pyrosis, Ructus

Definition

Sodbrennen (Pyrosis) oder saures Aufstoßen (Ructus) kennen die meisten Menschen. In der Regel ist es unangenehm – aber auch schnell wieder vergangen und harmlos. Wiederkehrendes oder regelmäßiges Sodbrennen hingegen sollten Sie ärztlich untersuchen lassen. Denn entweder ist der ständige Rückfluss der Magensäure in die Speiseröhre krankheitsbedingt und weist auf eine Refluxkrankheit hin oder er verletzt die Speiseröhre und verursacht eine Speiseröhrenentzündung (Ösophagitis). Sodbrennen ist, von wenigen Ausnahmen abgesehen, mit Medikamenten und einer Ernährungs- oder Verhaltensumstellung sehr gut zu behandeln.

Symptome

Typisches Symptom von Sodbrennen ist ein brennender Schmerz in der Mitte der Brust (oberhalb der Magengegend), der in den Hals, den Rachen oder sogar in das Gesicht ausstrahlen kann. Dies passiert häufig nach Mahlzeiten (durch Überfüllung oder Übersäuerung des Magens) oder beim Bücken und Lagewechseln.

Zuweilen gelangen Magensäure oder anverdaute Nahrungsmittel mit dem sauren Aufstoßen in die Mundhöhle. Das führt zu einem unangenehmen Brennen im Hals und zu einem sauren oder bitteren Geschmack im Mund. Dieser kann Übelkeit und selten auch Erbrechen auslösen.

Sodbrennen wird oft von einem unangenehmen, sauer riechenden Mundgeruch begleitet. Sodbrennen beziehungsweise die Schmerzen beim Sodbrennen werden mitunter auch als Herzschmerzen wahrgenommen. Im Englischen heißt Sodbrennen daher auch heartburn.

Komplikationen von Sodbrennen

Wiederkehrendes Sodbrennen belastet die Speiseröhre. Die Folge kann eine Speiseröhrenentzündung sein. Speiseröhrenentzündungen wiederum könnten das Risiko für Speiseröhrenkrebs erhöhen.

Ursachen

Ursache des Sodbrennens ist ein Rückfluss von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre (saures Aufstoßen). Dass Mageninhalt zurück in die Speiseröhre gelangt, kann wiederum sehr verschiedene Ursachen haben.

Typischerweise lösen sehr üppige Mahlzeiten schon einmal Sodbrennen aus, wenn wir so viel gegessen haben, dass der Magen prall gefüllt ist. Dann reicht schon ein leichter Druck – beispielsweise durch eine Bewegung - aus, um den Mageninhalt in die Speiseröhre gelangen zu lassen.

Bei fortschreitender Schwangerschaft drückt das Kind auf den Magen und kann so verursachen, dass Mageninhalt in die Speiseröhre tritt. Sodbrennen kann auch auf Erkrankungen wie Magengeschwüre, Zwölffingerdarmgeschwüre oder Magenkrebs hinweisen.

Ursache Refluxkrankheit

Sodbrennen ist das Hauptsymptom der Refluxkrankheit. Dabei handelt es sich um eine Fehlfunktion des unteren Speiseröhrenmuskels (unterer Ösophagussphinkter), der die Speiseröhre vom Magen trennt. Dadurch den geschwächten Schließmuskel kann Mageninhalt leicht in die Speiseröhre gelangen.

Weitere Ursachen von Sodbrennen

Die überschießende Produktion von Magensäure und daraus resultierendes Sodbrennen kann eine Vielzahl von weiteren Ursachen haben:

übermäßiger Alkohol-, Kaffee oder ZigarettenkonsumÜbergewichtnervöser MagenZwerchfellbruchEinnahme von bestimmten Medikamenten wie Schmerz- und Rheumamitteln (beispielsweise Acetylsalicylsäure, Diclofenac und Ibuprofen), Kortison und ChemotherapeutikaStress oder andere psychische Belastungen.

Ursache im Zwölffingerdarm

Bei Sodbrennen mit bitterem und galligem Aufstoßen liegt die Ursache oft im Zwölffingerdarm. Häufig liegt dann eine Überaktivität des Darms vor (sogenannte Motilitätsstörung) oder der Magenschließmuskel (auch Magenpförtner oder Pylorus genannt) schließt nicht richtig.

Untersuchung

Die Diagnose von Sodbrennen konzentriert sich vor allem darauf, die Ursache für den Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre zu finden. Eine häufig angewendete Untersuchungsmethode dazu ist die Speiseröhren- und Magenspiegelung. Unter Gastroskopie finden Sie dazu ausführliche Inforationen.

Behandlung

Eine medikamentöse Hemmung der Magensäureproduktion ist in aller Regel das wesentliche Element der ärztlichen Behandlung gegen Sodbrennen. Dabei werden unterschiedliche Gruppen von Medikamenten angewendet.

Antazida sind Medikamente mit Aluminium- oder Magnesiumsalzen wie Aluminiumhydroxid oder Magnesiumhydroxid. Andere Wirkstoffe sind Algedrat, Magaldrat oder Simeticon. Diese Medikamente binden überschüssige Magensäure bei Sodbrennen und lindern auch die Beschwerden einer Magenschleimhautentzündung (Gastritis) oder eines Magengeschwürs. Die Kautabletten oder Beutel mit Suspension werden etwa eine Stunde nach dem Essen und vor dem Schlafengehen gekaut bzw. geschluckt. Manchmal sind 2 Kautabletten oder Beutel erforderlich, bis das Sodbrennen verschwindet. Suspensionen wirken schneller als Kautabletten, da die milchige Lösung rasch die Magenschleimhaut auskleidet und vor Säure schützt. Antazida sind auch in der Schwangerschaft geeignet.H2-Blocker sind eine andere Gruppe von Medikamenten gegen Sodbrennen. Sogenannte H2-Rezeptorenblocker wie Cimetidin, Famotidin und Ranitidin hemmen die Produktion von Magensäure. Seit einiger Zeit sind verschiedene H2-Rezeptorenblocker rezeptfrei in der Apotheke erhältlich.Protonenpumpenhemmer wie Esomeprazol, Lansoprazol, Omeprazol, Pantoprazol und Rabeprazol sind eine andere Wirkstoffgruppe, mit denen Sodbrennen behandelt werden kann. Mittlerweile frei verkäuflich sind beispielsweise die Protonenpumpenhemmer Omeprazol, Pantoprazol oder Esomeprazol (siehe auch weiter unten: Magensäureblocker bergen Risiken)Prokinetika wie Metoclopramid beschleunigen die Darmpassage und den Weitertransport der Nahrung im Darm. Dadurch kann weniger saurer Nahrungsbrei in die Speiseröhre gelangen.

Rückruf von Medikamenten mit Ranitidin

Zahlreiche Medikamente mit dem Wirkstoff Ranitidin dürfen seit September 2019 vorläufig nicht mehr verwendet werden. Eine aktuelle Liste der betroffenen Medikamente finden Sie hier: Rückruf Ranitidin-Arzneimittel wegen Nitrosamin-Verunreinigung. Ranitidin zählt zur Wirkstoffgruppe der H2-Antihistaminika und außerdem vor allem bei folgenden Krankheitsbildern angewendet:

Anaphylaktischer SchockGastritisZwerchfellbruch

Die Europäische Arzneimittelagentur hat den EU-weiten Rückruf angeordnet, weil bei einem Hersteller des Wirkstoffes in Indien (Saraca Laboratories Limited) Verunreinigungen nachgewiesen worden waren. Dabei handelt es nach Angaben des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) um N-Nitrosodimethylamin (NDMA). Diese Nitrosamine gelten als möglicherweise krebsauslösend.

2018 hatten NDMA-Verunreinigen bereits bei einer anderen Wirkstoffgruppe, den Sartanen, zu zahlreichen Rückrufen gesorgt. Inzwischen hat das Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker 38 Präparate untersucht und für nicht kontaminiert erklärt.

Operationen gegen Sodbrennen

In seltenen Fällen sind Operationen nötig, um Sodbrennen zu beseitigen. Gründe für eine Operation können beispielsweise Magengeschwüre und Zwölffingerdarmgeschwüre, Magenkrebs oder auch ein Bruch des Zwerchfells sein.

Selbsthilfe gegen Sodbrennen

Zur Selbsthilfe bei Sodbrennen können Sie – keine weiteren Erkrankungen vorausgesetzt – in der Regel auf die oben genannten frei verkäuflichen Medikamente oder auf Natriumhydrogencarbonat (etwa Natron und Bullrichsalz) zurückgreifen. Das gilt aber nur, wenn das Sodbrennen gelegentlich auftritt und eine andere Erkrankung als Ursache ausgeschlossen ist. Im besten Fall sprechen Sie jede Medikation mit Ihrem Arzt ab.

Kamille, Schafgarbenkraut oder Süßholzwurzel in Form von Tees oder Tropfen wirken ebenso wie Pfefferminz-, Kümmel-, Anis- oder Fencheltee verdauungsfördernd und beruhigend auf den Magen.

Magensäureblocker bergen Risiken

Protonenpumpenhemmer wie Esomeprazol, Lansoprazol, Omeprazol, Pantoprazol und Rabeprazol zählen zu den meistverkauften Medikamenten in Deutschland. Nach Angaben des Arzneimittelreports der Barmer Krankenkasse bekamen 2018 fast 12 Millionen Deutsche Protonenpumpenhemmer verordnet. In der öffentlichen Wahrnehmung gelten Magensäureblocker aus der Wirkstoffgruppe der Protonenpumpenhemmer als einfaches und sicheres Medikament. Dabei bleiben allerdings 2 Aspekte außen vor: die Nebenwirkungen und der Umstand, dass Protonenpumpenhemmer abhängig machen können.

Nierenschäden als Nebenwirkung

Zu den häufigsten Nebenwirkungen von Protonenpumpenhemmern zählen Knochenschwund (Osteoporose) und Magnesiummangel mit einem erhöhten Risiko für Herzrhythmusstörungen und Krampfanfälle. Diese Nebenwirkungen sind mittlerweile durch eine ganze Reihe von Studien belegt. Noch schwerer wiegt mitunter, dass die Medikamente den natürlichen Regelkreislauf der Magensäureproduktion dauerhaft aus dem Takt bringen. Nach längerer Einnahme bleiben zwischen 14 bis 64 Prozent der Patienten dauerhaft auf die Medikamente angewiesen.

Zusammenhang von Protonenpumpenhemmern und Allergien möglich

Möglicherweise erhöhen Protonenpumpenhemmer das Risiko für allergische Erkrankungen. Wissenschaftler der Universität Wien veröffentlichten inm Fachmagazin "Nature Communications" (August 2019) eine Studie (siehe Quellen), die zumindest einen auffälligen statistischen Zusammenhang zwischen der langfristigen Einnahme von Protonenpumpenhemmern und allergischen Erkrankungen herstellt. Die Wissenschaftler hatten Daten österreichischer Krankenversicherungen ausgewertet. Dabei fanden sie heraus, dass die Wahrscheinlichkeit für die Verschreibung von antiallergischen Medikamenten um bis zu 300 Prozent steigt, wenn zuvor Magensäureblocker verschrieben worden waren. Das bedeutet nicht zwingend, dass Protonenpumpenhemmer tatsächlich Allergien auslösen oder begünstigen. Der Zusammenhang ist nach Einschätzung der Studienautoren aber nicht von der Hand zu weisen und lege nahe, Magensäureblocker nur sehr dosiert einzusetzen.

Anders bewertet die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten das Studienergebnis. Die Fachgesellschaft sieht laut Pressemitteilung keinen „evidenten Zusammenhang zwischen Magensäureblockern und Allergien". Eine entsprechende Bewertung gebe das Design der österreichischen Studie nicht her.

Vorbeugung

Es gibt kaum aussagekräftige Studien über die Auswirkungen von Verhaltensänderungen auf Sodbrennen. Allerdings bestätigen vielfache Erfahrungen, dass beispielsweise der Verzicht auf Kaffee, Alkohol und Rauchen Sodbrennen lindert oder Sodbrennen gar nicht erst entstehen lässt. Bei einer Neigung zu Sodbrennen sollten Sie außerdem die folgenden Tipps beherzigen:

sehr scharfe oder zitrussaure Speisen und Getränke meidenauf Fetthaltiges und Schokolade möglich verzichtenin aufrechter Haltung essenAbendmahlzeit möglichst klein haltenÜbergewicht vermeidenkeine zu enge Kleidung und ständiges Sitzennach Mahlzeiten nicht nach vorne beugenKopfteil des Bettes bei nächtlichem Sodbrennen erhöhen.

Studienlage

Studie zu Protonenpumpenhemmern und Allergie: Country-wide medical records infer increased allergy risk of gastric acid inhibition: https://www.nature.com/articles/s41467-019-10914-6

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