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Akute Bauchspeicheldrüsenentzündung (Akute Pankreatitis)

Akute Bauchspeicheldrüsenentzündung (Akute Pankreatitis)

Eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) ist eine schwere Erkrankung, die lebensbedrohlich verlaufen kann und dringend behandelt werden muss....

by Kaz Liste A

Eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) ist eine schwere Erkrankung, die lebensbedrohlich verlaufen kann und dringend behandelt werden muss. In den meisten Fällen führen die überaus starken Bauchschmerzen dazu, dass Betroffene sich schnell Hilfe suchen. Mehr über Symptome, Ursachen, Diagnose, Therapie und Vorbeugung einer akuten Pankreatitis.

Synonyme

Akute Pankreatitis

Definition

Die akute Pankreatitis ist eine akute Entzündung der Bauchspeicheldrüse. Pankreas ist der lateinische Name für Bauchspeicheldrüse, daher die Krankheitsbezeichnung Pankreatitis. Von der akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung wird die chronische Pankreatitis unterschieden.

Die häufigste Ursache einer akuten Entzündung der Bauchspeicheldrüse sind Gallenwegserkrankungen wie Gallensteine. Verstopft ein Stein beispielsweise das Ende des Gallengangs, entsteht einerseits ein Gallestau in Richtung Leber und gleichzeitig ein Rückstau von Verdauungssekret in die Bauchspeicheldrüse. Das Verdauungssekret kann nicht abfließen, sammelt sich dort an, reizt das Gewebe und schädigt es. Eine Entzündung ist die Folge. Dabei beginnt die Bauchspeicheldrüse, sich selbst zu verdauen.

Akute Bauchspeicheldrüsenentzündungen können lebensbedrohlich verlaufen. Je früher die - oft intensiv-medizinische - Behandlung in einem Krankenhaus beginnt, umso besser sind die Heilungschancen.

Aufbau und Funktion der Bauchspeicheldrüse

Die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) liegt quer im Oberbauch an der hinteren Bauchwand. Sie ist rund 15 Zentimeter lang und etwa 100 Gramm schwer. Mediziner unterteilen die Bauchspeicheldrüse in Kopf, Körper und Schwanz. Der Pankreaskopf grenzt an den Zwölffingerdarm, der Pankreasschwanz an die Milz. Ganz in der Nähe der Bauchspeicheldrüse liegen Dickdarm, Leber, Gallenblase, Magen und die Nieren.

Die Bauchspeicheldrüse produziert täglich bis zu 2 Liter Verdauungssekret, das sie in den Dünndarm abgibt. Das Verdauungssekret besteht aus Enzymen wie eiweißspaltenden Proteasen (zum Beispiel Trypsin und Chymotrypsin), stärkespaltenden Amylasen und fettspaltenden Lipasen. Diese Enzyme werden benötigt, um Nahrungsbestandteile aus dem Dünndarm ins Blut aufzunehmen. Außerdem enthält das Sekret alkalisches Bicarbonat, das den sauren Magensaft neutralisiert, sobald dieser in den Darm gelangt.

Neben den Enzymen produziert die Bauchspeicheldrüse wichtige Hormone, zum Beispiel das blutzuckersenkende Insulin und dessen blutzuckerspielgelsteigernden Gegenspieler Glukagon. Beide Hormone werden in den sogenannten Langerhansschen Inseln gebildet.

Häufigkeit

Die Inzidenz der akuten Pankreatitis beträgt etwa 5 bis 10 Fälle pro 100.000 Einwohner. Am häufigsten sind Bauchspeicheldrüsenentzündungen zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr. Dabei sind Frauen häufiger betroffen, weil sie öfter unter Gallenwegserkrankungen leiden.

Symptome

Als Leitsymptom der akuten Pankreatitis gilt ein plötzlicher, gürtelförmig auftretender, stärkster Oberbauchschmerz. Häufig strahlt dieser Schmerz in den Rücken aus, manchmal auch in die Brust. Der Schmerz kann minutenlang andauern. Viele Betroffene beschreiben ihn als Vernichtungsschmerz. Erleichterung bringt häufig nur eine Schonhaltung mit angezogenen Knien im Sitzen oder Liegen.

Ein weiteres Symptom der akuten Bauspeicheldrüsenentzündung bezeichnen Mediziner als "prall-elastischen Gummibauch". Der Bauch fühlt sich ähnlich an wie eine aufgeblasene Luftmatratze. Die Bauchdecke ist angespannt, aber nicht ganz hart.

Sind auch die Gallengänge in Mitleidenschaft gezogen, was häufig durch die Nähe beider Organe passiert, färben sich Haut und Schleimhäute (vor allem die Augenbindehaut) gelb. Mediziner bezeichnen das als Ikterus. Zudem färben sich der Urin dunkel und der Stuhl hell.

Weitere typische Symptome akuter Bauchspeicheldrüsenentzündung sind:

FieberÜbelkeit und ErbrechenNiedriger Blutdruck (Hypotonie) bis hin zum KreislaufschockTodesangst bzw. Angst, den Schmerz nicht überleben zu können.

Komplikationen

Stirbt Bauchspeicheldrüsengewebe entzündungsbedingt ab und wird das abgestorbene Gewebe anschließend von Bakterien besiedelt, sind Eiteransammlungen im Bauch oder gar eine Blutvergiftung (Sepsis) die Folge. Bei schweren Verläufen können Herz, Lunge und Niere komplett versagen.

Ursachen

Gallensteine sind die häufigste Ursache für Bauchspeicheldrüsenentzündungen.

In gut 30 Prozent ist Alkoholkonsum Ursache für eine akute Pankeratitis. Dabei muss es sich nicht zwingend um Alkoholismus oder Alkoholmissbrauch handeln. Längst nicht alle Vieltrinker erkranken an einer Bauchspeicheldrüsenentzündung. Andersherum gilt aber auch: Bei entsprechend empfindlichen Menschen können schon kleine Mengen Alkohol eine akute Pankreatitis auslösen.

Seltene Ursachen von Bauchspeicheldrüsenentzündungen

bestimmte Medikamente (wie Schmerzmittel, Entwässerungsmittel, Betablocker, ACE-Hemmer, Lipidsenker, Antibiotika und Zytostatika)Rauchen und andere DrogenVirusinfektionen (z. B. Mumps), Bakterien (z. B. Salmonellen) und Wurmerkrankungen (z. B. Ascariasis und Clonorchiasis)Fettstoffwechselstörungen (vor allem erhöhte Triglyceridwerte)Überfunktion der Nebenschilddrüsen.

Diskutiert wird auch eine gewisse genetische Komponente. Bei einigen Menschen kann hingegen gar keine Ursache für die akute Bauchspeicheldrüsenentzündung ermittelt werden.

Untersuchung

Die schnelle Diagnose akuter Pankreatitis ist besonders wichtig, weil diese Entzündung schwer verlaufen und sogar tödlich enden kann. Die typischen starken Schmerzen lenken den Verdacht meistens schnell in die richtige Richtung. Auf die Verdachtsdiagnose nach der ersten körperlichen Untersuchung und der Erhebung der Krankengeschichte folgen weitere Diagnoseverfahren.

Anhand von Blutuntersuchungen wird beispielsweise untersucht, ob bestimmte Enzymwerte und/oder die Anzahl weißer Blutkörperchen erhöht ist. Bei einem Gallenstein als Auslöser der Entzündung sind erhöhte Bilirubin-, ASAT-, Gamma-GT- und Alkalische Phosphatase-Werte nachweisbar. In schweren Fällen ist eine erhöhte Blutzucker-Konzentration auffällig.

Untersuchungen von Urin und Stuhl können die Diagnose akute Pankreatitis weiter erhärten. Im Urin lassen sich in aller Regel erhöhte Enzymkonzentrationen nachweisen. Im Stuhl wird meist die Menge des Enzyms Elastase gemessen. Eine auffällig erniedrigte Enzymmenge legt die Vermutung nahe, dass die Bauchspeicheldrüse nicht mehr genug Verdauungsenzyme herstellt.

Cholangiografie und andere bildgebende Verfahren

Die Verdachtsdiagnose akute Pankreatitis wird nahezu ausschließlich mit einer bildgebenden Diagnostik bestätigt. Dazu zählen vorrangig Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen des Brust- und Bauchraums. Mit einer Computertomografie kann der Schweregrad der Entzündung ermittelt werden.

Bei Gallensteinen als Auslöser für die Bauchspeicheldrüsenentzündung kann eine endoskopisch retrograde Cholangiografie (ERC) genaueren Aufschluss bringen. Dabei wird ein Endoskop über die Speiseröhre bis zum Dünndarm vorgeschoben. Kontrastmittel in den Gallengängen macht Engstellen oder Blockaden, zum Beispiel durch Steine, sichtbar. Auch mit einer Magnetresonanz-Cholangiopankreatikografie (MRCP) lassen sich die Gallen- und Pankreasgänge beurteilen.

Behandlung

Eine akute Pankreatitis kann schwer, mitunter auch lebensbedrohlich, verlaufen. Deshalb wird die Therapie stationär, also in einer Klinik, erfolgen. Oft ist sogar der Aufenthalt auf der Intensivstation erforderlich.

Medikamentöse Therapie

Die medikamentöse Therapie akuter Bauchspeicheldrüsenentzündung zielt vor allem, darauf ab, die starken Schmerzen zu lindern und Entzündungen zu bekämpfen. Dazu werden Schmerzmittel wie Tramadol, Buprenorphin, Piritramid und Pethidin sowie Antibiotika wie Metronidazol, Carbapeneme und Fluorchinolone angewendet. Außerdem erhalten die Betroffenen in aller Regel reichlich Flüssigkeit über die Venen, um den Kreislauf zu stabilisieren.

Kann die Bauchspeicheldrüse aufgrund der akuten Pankreatitis nicht mehr genug Insulin bilden, wird auch dieser Mangel medikamentös ausgeglichen, um eine Unterzuckerung bzw. Diabetes zu vermeiden.

Gallensteine entfernen

Für die Entfernung von Gallensteinen kommen unterschiedliche operative Verfahren in Betracht. Nach Möglichkeit werden Gallensteine inzwischen mit einem endoskopischen Eingriff entfernt. Dabei wird über einen kleinen Schnitt ein Schlauch in die Bauchhöhle eingeführt, durch den der Operateur die Gallensteine mit einer Zange greift und herausholt. Große Gallensteine können bei diesem Verfahren mit Schallwellen zertrümmert werden.

Es gibt aber auch Gallensteine, die sich mit diesem minimal-invasivem Eingriff nicht erreichen oder entfernen lassen. Dann muss der Bauchraum klassisch geöffnet werden (Laparotomie). Mehr über die Behandlung von Gallensteinen

Entzündungsherde ausspülen

Manchmal entzünden sich auch die Hohlräume in der Bauchspeicheldrüse. Dort können sich Pankreassekret und auch Eiter ansammeln. Solche Entzündungsherde kann der Arzt während einer Endoskopie über einen dünnen Verbindungsschlauch zwischen dem Hohlraum und dem Dünndarm oder dem Magen entfernen. Zudem kann von außen, unter Röntgensicht, ein Spülkatheter eingelegt werden. Damit werden die Hohlräume entleert (drainiert). Mitunter ist auch eine Operation notwendig.

Nahrungsverzicht bei akuter Pankreatitis

Bei akuter Pankreatitis darf der Kranke nichts essen, es muss eine absolute sogenannte Nahrungskarenz eingehalten werden. Selbstverständlich ist das Trinken von Alkohol oder das Rauchen ebenfalls nicht erlaubt. Gegebenenfalls muss künstliche Nahrung über die Venen oder über eine Sonde, die direkt in den Dünndarm mündet, gegeben werden. Bei nachlassenden Entzündungszeichen erfolgt ein vorsichtiger Kostaufbau mit leicht verdaulichen Speisen.

Vorbeugung

Grundsätzlich ist zur Vorbeugung von Bauchspeicheldrüsenentzündungen eine gesunde Lebensweise mit ausreichend Bewegung und einer vielseitigen gesunden Ernährung zu empfehlen. Des Weiteren gilt:

Auslöser beseitigen lassen, zum Beispiel: operative Entfernung von Gallensteinen oder einer steinhaltigen Gallenblaseauf Alkohol und Nikotin verzichten, vor allem bei familiärer Veranlagung für Bauchspeicheldrüsenentzündungenerhöhte Blutfettwerte senkenNebenschilddrüsenfunktionsstörungen behandeln lassenPankreatitis-begünstigende Medikamente vom Arzt durch andere ersetzen lassen.

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