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Alkoholismus (Alkoholsucht)

Alkoholismus (Alkoholsucht)

Alkoholismus (Alkoholsucht) ist die mit Abstand weltweit am weitesten verbreitete Suchterkrankung. Gleichzeitig werden die gesundheitlichen Gefahren des Alkoholismus sehr oft unterschätzt....

by Kaz Liste A

Alkoholismus (Alkoholsucht) ist die mit Abstand weltweit am weitesten verbreitete Suchterkrankung. Gleichzeitig werden die gesundheitlichen Gefahren des Alkoholismus sehr oft unterschätzt. Experten gehen davon aus, dass Alkohol Jahr für Jahr alleine in Deutschland für etwa 40.000 Todesfälle verantwortlich ist. Lesen Sie mehr über Symptome, Ursachen, Therapie und Selbsthilfe gegen die Alkoholabhängigkeit.

Synonyme

Alkoholabhängigkeit, Alkoholabusus, Alkoholsucht

Definition

An der Frage „Was ist Alkoholismus?" oder „Wer ist Alkoholiker?" scheiden sich an den Theken und in den Wohnzimmern die Geister. Tatsächlich sind die Grenzen zwischen Alkoholismus, Alkoholmissbrauch und Genuss-Trinken fließend. Unter „Alkohol – Missbrauch oder Genuss" finden Sie zahlreiche Fakten zum Thema. In diesem Ratgeber Alkoholismus geht es um die krankhafte Alkoholsucht oder Alkoholabhängigkeit.

Häufigkeit

Alkoholismus kann ohne Zweifel als Volkskrankheit bezeichnet werden. Nach Angaben des Jahrbuchs Sucht 2017 der Deutschen Hauptstelle für Suchtgefahren gelten mehr als 3,3 Millionen Deutsche als alkoholkrank. Die Zahl der Abhängigen gibt das Statistische Bundesamt mit mindestens 1,6 Millionen an. Es gibt aber auch Experten und Selbsthilfeverbände, die selbst diese hohen Zahlen noch höher ansetzen: Von bis zu 2,5 Millionen Alkoholabhängigen ist die Rede.

Über die Zahl von Menschen mit kritischen Alkoholkonsum kursieren unterschiedliche Zahlen. Sie beläuft sich nach Angaben der DHS auf mindestens 1,7 Millionen. Im Gesundheitsbericht 2015 spricht das Robert-Koch-Institut (RKI) sogar von bis zu 10 Millionen Deutschen mit kritischem Alkoholkonsum.

Dabei ist Alkoholismus – entgegen den Vorurteilen – keine ausschließlich männliche Domäne. Knapp ein Viertel der Alkoholiker (370.000) stellen Mädchen und Frauen – Tendenz steigend. Unter den Frauen mit Alkoholismus sind jüngsten Studien zufolge vor allem Frauen mit hohem Bildungsniveau sowie Frauen zwischen 45 und 54 besonders stark vertreten.

Bei jungen Männern steigt das Risiko für Alkoholismus mit sinkendem Bildungsabschluss. Ab dem 45. Lebensjahr ist der Alkoholkonsum bei Männern mit guter Bildung höher als der bei durchschnittlicher oder schlechter Bildung.

Symptome

Nach der Internationalen Klassifikation von Krankheiten (ICD) spricht man von Alkoholismus, wenn drei der sechs folgenden Symptome zutreffen:

starkes oder zwanghaftes Verlangen, Alkohol zu trinkenProbleme, den Alkoholkonsum zuverlässig zu begrenzenEntzugserscheinungen, wenn nicht getrunken wirderhöhte AlkoholtoleranzVernachlässigung anderer Tätigkeiten und Verpflichtungen, um trinken zu könnenanhaltendes Trinken trotz bestehender gesundheitlicher Schädigungen durch den Alkoholkonsum.

Fortschreitender Alkoholkonsum bringt eine Vielzahl von Symptomen und Krankheiten mit sich, die auf eine sich entwickelnde oder bestehende Abhängigkeit hindeuten. Einige der offenkundigsten Anzeichen für Alkoholismus sind:

heimliches TrinkenVerstecken von Alkohol, wie beispielsweise das Umfüllen von Alkoholika in Verpackungen von nichtalkoholischen GetränkenTrunkenheitsfahrten, Führerscheinentzug wegen Alkoholemotionale Entgleisungen nach Alkoholkonsum wie vermehrte Streitigkeiten oder körperliche Auseinadersetzungen unter TrunkenheitGeldsorgen wegen häufigen Alkoholkaufes oder ausgiebiger KneipentourenRückzug von Freunden, Familienmitgliedern oder Lebenspartnernimmer weniger sozialer Kontakt zu NichttrinkernErkrankungen der Leber und der Bauchspeicheldrüse.

Alkoholiker entsprechen nicht den Vorurteilen

Ein Vorurteil über Alkoholiker schildert alkoholkranke Menschen als arbeitsscheue, faule Menschen. Tatsächlich ist häufig das Gegenteil der Fall. Alkoholiker entwickeln sehr großen Einsatz, wenn es darum geht, ihre Krankheit zu verbergen. Dazu gehört vor allem während der ersten Jahre der Abhängigkeit, am Arbeitsplatz und im privaten Umfeld nicht aufzufallen. Deshalb leisten Alkoholiker am Arbeitsplatz oft mehr als andere und gelten In Nachbarschaften oder Vereinen als hilfsbereite und engagierte Zeitgenossen. Mit diesen Aktivitäten schaffen Alkoholiker nicht nur nach außen den Raum für ihre Sucht, sondern bestätigen sich selbst das Bild eines Menschen, der sicher kein Problem mit Alkohol hat.

Ursachen

Obwohl Alkohol frei verkäuflich ist und gesellschaftlich als Genussmittel akzeptiert, handelt es sich doch um eine sehr starke Droge. Alkohol löst Rauschzustände aus, die viele Menschen als angenehm empfinden. Außerdem hat Alkohol eine stark entspannende und enthemmende Wirkung. So ist es nur natürlich, wenn dieser angenehme Zustand immer wieder gesucht wird. Motor dieses Verhaltens ist unser Gehirn – und dort das sogenannte Belohnungssystem. Einmal mit einem Suchtstoff in Kontakt gekommen, sendet es immer wieder Impulse, die nach mehr Droge verlangen. So weit der stark vereinfachte hirnphysiologische Prozess der Suchtentwicklung.

Viele Faktoren bestimmen Suchtentwicklung

Warum aber werden die einen Menschen abhängig und andere nicht? Nach Ansicht von Suchtexperten ist die Neigung zu Suchtverhalten zu etwa einem Drittel erblich bedingt. Kinder von alkoholkranken Eltern haben ein erheblich höheres Risiko, selbst an Alkoholismus zu erkranken. Verstärkt wird der genetische Effekt zu einem weiteren Drittel, wenn Kinder ohne Sensibilisierung für Alkohol und die Gefahr von Sucht im Allgemeinen aufwachsen. Das letzte Drittel der Ursachen von Alkoholismus schreiben Suchtforscher der persönlichen Geschichte des Erkrankten zu. Dabei erhöhen traumatische Erlebnisse wie Missbrauch, Gewalterleben oder Trennungen die Wahrscheinlichkeit, eine Suchterkrankung zu entwickeln.

Alkoholismus kann auch auf nahestehende Menschen übergreifen. Wenn beispielsweise die Ehefrau den alkoholkranken Mann immer wieder vor den Konsequenzen des Alkoholismus bewahrt oder den Alkohol beschafft, kann sich daraus eine sogenannte Ko-Abhängigkeit entwickeln.

Untersuchung

Alkoholismus ist eine Suchterkrankung, die häufig erst dann auffällt, wenn es zu schweren Symptomen kommt, die sich kaum mehr verbergen lassen. In aller Regel macht sich Alkoholismus zuerst in der Familie oder Lebensgemeinschaft bemerkbar. Familienmitglieder und Partner sind oft die treibenden Kräfte, wenn es darum geht, einen Alkoholiker von der Notwendigkeit der Therapie zu überzeugen.

Behandlung

Der Weg zur Therapie von Alkoholismus ist oft sehr lang und kann Jahrzehnte dauern. Selbst bei offenkundigen Problemen in der Partnerschaft oder Familie dauert es im Schnitt etwa 7 Jahre, bis Alkoholiker dem Drängen des Partners/der Partnerin nachgeben, und in die Behandlung von Alkoholismus einwilligen.

Alkoholismus ist im engeren Sinne nicht heilbar. Die Sucht nach Alkohol bleibt lebenslang erhalten. Ziel der Therapie ist der trockene Alkoholiker, also ein alkoholabhängiger Mensch, der keinen Alkohol mehr konsumiert.

Die Behandlung von Alkoholismus besteht in der Regel aus mindestens drei Schritten:

EntgiftungEntwöhnungstherapieNachbehandlung

Entgiftung von Alkoholikern

Alkohol ist nicht nur ein Rauschmittel, sondern auch ein Zellgift, das nach einiger Zeit körperlich abhängig macht. Der Stoffwechsel stellt sich so weit um, dass der Entzug von Alkohol ohne ärztliche Behandlung sogar tödlich verlaufen kann. Bei der stationären Entgiftung von Alkoholikern wird einerseits der Stoffwechsel normalisiert und andererseits werden die mitunter heftigen Entzugserscheinungen medikamentös gelindert.

Entwöhnungstherapie

An die Entgiftung als ersten Baustein der Behandlung von Alkoholismus schließt sich eine Entwöhnungsbehandlung an. Für diese stationäre Therapie sind wenigstens 16 Wochen zu veranschlagen. Die erfolgreichste psychotherapeutische Methode zur Alkoholentwöhnung ist die Kognitive Verhaltenstherapie. Im Zuge dieser Therapie werden einerseits die Gründe für das Suchtverhalten aufgearbeitet und andererseits neue, konstruktive Verhaltensweisen für ein Leben ohne Alkohol eingeübt. Eine Entwöhnungstherapie ist aber nur der Beginn eines Prozesses, der aus dem Alkoholismus führt. Das Ziel: trockener Alkoholiker werden.

Unter „Suchttherapie – Wege aus der Abhängigkeit" finden Sie ausführliche Informationen zur erfolgreichen Suchtbewältigung.

Nachbehandlung

In den 16 bis 20 Wochen einer Entwöhnungstherapie lassen sich nicht alle Muster und Folgen eines häufig jahrzehntelangen Alkoholkonsums bewältigen. Vielmehr bekommen die Klienten in dieser Zeit Werkzeug in die Hand, die Erkrankung im Alltag selbst weiter zu behandeln.

Nach Überzeugung der meisten trockenen Alkoholiker ist eine dauerhafte Abstinenz ohne die Hilfe von Selbsthilfegruppen kaum zu schaffen. Selbsthilfegruppen wie die Anonymen Alkoholiker oder der Kreuzbund (und viele andere) werden von Suchtforschern und Suchtberatern als die erfolgreichste Instanz zur Behandlung von Alkoholismus bezeichnet.

Selbsthilfe

Selbsthilfe bei Alkoholismus ist, auch wenn es widersprüchlich klingt, einerseits kaum möglich und andererseits der einzige Weg aus der Abhängigkeit. Ohne professionelle Hilfe, ärztliche Begleitung bei der Entgiftung oder die Unterstützung in Form von Selbsthilfegruppen ist der Ausstieg aus dem Alkoholismus für die absolute Mehrzahl der Betroffenen nicht zu schaffen. Andererseits bleiben die Bemühungen von Familie, Freunden, Ärzten und Therapeuten ohne Aussicht auf Erfolg, wenn Alkoholiker nicht entschlossen sind, sich selbst zu helfen.

Vorbeugung

Die Vorbeugung von Alkoholismus setzt ein Bewusstsein für die Gefahren des Alkoholkonsums voraus. Alkohol ist eine legale und gesellschaftliche akzeptierte Droge, die mitunter sogar zum unverzichtbaren Genussmittel verklärt wird. Das geht so weit, dass beispielsweise in vielen Regionen und Gesellschaftsgruppen eine erhöhte Alkoholtoleranz und regelmäßiges Trinken (2 der Kriterien für Alkoholismus) als erstrebenswerter Ausdruck von Männlichkeit gewertet werden.

Letztlich liegt es an jedem Menschen selbst, sich selbst früh über diese Gefahren zu informieren und die entsprechenden Schlüsse für das eigene Verhalten zu ziehen – gegebenenfalls auch gegen die Erwartungen der Gesellschaft an ein „echtes Mannsbild" oder der Clique an „coole Mädchen und Jungen".

Unter „Alkohol: Missbrauch oder Genuss" finden Sie weitere Informationen über Alkohol und die Folgen unkontrollierten Trinkens.

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