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Cor Pulmonale (Lungenherz)

Cor Pulmonale (Lungenherz)

Cor pulmonale bedeutet Lungenherz. Dabei handelt es sich um eine lungenbedingte Erkrankung der rechten Herzkammer. Betroffen sind in überwiegender Mehrheit Raucher....

by Kaz Liste C

Cor pulmonale bedeutet Lungenherz. Dabei handelt es sich um eine lungenbedingte Erkrankung der rechten Herzkammer. Betroffen sind in überwiegender Mehrheit Raucher. Hier lesen Sie mehr über die Symptome, Ursachen und Therapie von Cor pulmonale

Synonyme

Lungenherz

Definition

Der medizinische Fachbegriff Cor pulmonale setzt sich zusammen aus den lateinischen Worten für Herz (Cor) und lungenbedingt (pulmonal). Im Deutschen hört man zuweilen die Krankheitsbezeichnung Lungenherz.

Akutes und chronisches Cor pulmonale

Mediziner bezeichnen eine krankhafte Erweiterung der rechten Herzkammer, die durch eine Drucksteigerung im Lungenkreislauf verursacht wird, als Cor pulmonale. Dabei unterscheiden sie akutes und chronisches Cor pulmonale. Die akute Verlaufsform ist ein lebensbedrohlicher medizinischer Notfall, der umgehend behandelt werden muss. Das chronische Cor pulmonale entsteht über viele Jahre. Ohne Therapie aber wird es ebenfalls zu einer lebensbedrohlichen Erkrankung.

Beide Formen verursachen eine Überlastung des Herzens. Dadurch entstehen akute lebensbedrohliche Herzprobleme oder chronische Rechtsherzschwäche (Rechtsherzinsuffizienz). Häufigste Ursachen des Cor pulmonale sind chronische Atemwegserkrankungen wie COPD und chronische Bronchitis sowie deren Komplikationen oder Folgen wie beispielsweise Lungenemphysem oder Lungenkebs.

Wie Atemwegserkrankungen zu Herzschwäche führen

Herz und Lunge sind durch den Herz-Lungen-Kreislauf eng miteinander verbunden. Dieser Herz-Lungen-Kreislauf funktioniert vereinfacht so: Von der rechten Herzkammer aus gelangt das sauerstoffarme Blut in die Lunge. Dort wird es mit Sauerstoff angereichert, fließt zurück zum Herzen und über die linke Herzkammer in den Körper. Möglich wird dieser Blutkreislauf durch die Schlagkraft des Herzens. Wenn sich die rechte Herzkammer zusammenzieht, drückt sie das Blut zur Lunge.

Wenn die Blutgefäße auf dem Weg zur Lunge durch Atemwegserkrankungen wie COPD oder Bronchitis verengt sind, muss das Herz einen größeren Widerstand überwinden als bei gesunden freien Gefäßen. Man kann sich das vorstellen, wie durch einen verstopften Strohhalm zu pusten. Weil das Herz ein Muskel ist, reagiert es auf die verstärkte Beanspruchung wie auf sportliches Training. Die Muskelstärke nimmt zu und der Muskel wird dicker. Schon das beeinflusst das fein abgestimmte Zusammenspiel der Herzmuskulatur negativ.

Der Langzeiteffekt aber ist gefährlicher: Ab einem gewissen Widerstand schafft die rechte Herzkammer es nicht mehr, das in ihr gesammelte Blut vollständig zur Lunge zu pumpen. Zudem kommt es zu einem Rückstau. Das Blut verbleibt in der Herzkammer, die sich darauf hin erweitert. Gleichzeitig verliert das Herz zunehmend an Pumpkraft, es leiert gewissermaßen aus. Das Ergebnis ist eine Rechtsherzinsuffizienz. Ausführliche Informationen finden Sie im Krankheitsbild Herzinsuffizienz.

Symptome

Die ersten Symptome von chronischem Cor pulmonale bleiben häufig unbemerkt, weil die Erkrankung sich in der Regel über viele Jahre entwickelt. Charakteristische spürbare Symptome sind oft geschwollene Unterschenkel, Fußgelenke und Fußrücken. Weil das Blut infolge der Stauungen in der rechten Herzkammer nicht mehr vollständig zurückfließen kann, bleibt es teilweise in den Venen. Durch die Venen tritt Wasser in das umliegende Gewebe aus und verursacht die sogenannten Ödeme.

Das Blut staut sich nicht nur in den Venen, sondern auch in Organen. Das trifft besonders auf die Leber und die Milz zu. Dadurch vergrößern sich diese Organe nicht nur, sie werden auch in ihrer Funktion gestört. So kommt es beispielsweise zu Störungen des Gallenflusses. Sichtbarer Hinweis auf eine Funktionsstörung der Leber ist eine Gelbfärbung von Haut, Schleimhäuten und Augenbindehaut, die umgangssprachlich als Gelbsucht bezeichnet wird. Mediziner sprechen von Ikterus. Als Aszites bezeichnen sie Ansammlungen von Gewebewasser im Bauchraum.

Im Verlauf des Cor pulmonale nimmt der Sauerstoffmangel immer weiter zu. Das äußert sich in einer immer geringeren körperlichen Belastbarkeit. Anfangs kommt es bei Beanspruchung zu Atemnot (Belastungsdyspnoe). Später verschlimmert sich die Atemnot zusehends und tritt auch in Ruhephasen auf (Ruhedyspnoe). Dadurch kommt es in ausgeprägten Fällen zu einer Blaufärbung von Haut und Lippen (Zyanose). Heiserkeit, Husten und Druckschmerzen in der Brust sind weitere Symptome von Cor pulmonale in einem fortgeschrittenen Stadium.

Symptome von akutem Cor pulmonale

Typischstes Symptom von akutem Cor pulmonale ist eine plötzlich einsetzende und anhaltende heftige Atemnot. In der Regel ist das akute Cor pulmonale von einem starken Druckgefühl im Bereich des Herzens begleitet. Außerdem kommt es häufig zu Herzrhythmusstörungen. Das akute Cor pulmonale ist ein medizinischer Notfall. Es droht ein akutes Herzversagen. Rufen Sie bei den genannten Symptomen daher umgehend einen Notarztwagen.

Ursachen

Mit Abstand häufigste Ursache von Cor pulmonale ist die chronisch obstruktive Lungenerkrankung COPD. Experten gehen davon aus, dass diese Lungenerkrankung für mehr als 80 Prozent der Fälle von Cor pulmonale verantwortlich ist. COPD wiederum wird überwiegend durch das Rauchen ausgelöst. Eine weitere Ursache des Cor pulmonale ist das sogenannte Lungenemphysem, das auch als Überblähung der Lunge bezeichnet wird. Wichtigste Ursache für Lungenemphyseme wiederum ist COPD. Ausführliche Informationen zu diesem Krankheitsbild finden Sie hier: COPD.

Die übermäßige Bildung von Bindegewebe in der Lunge (Lungenfibrose), die Stoffwechselerkrankung Mukoviszidose (Cystische Fibrose) oder Atemstörungen durch eine Wirbelsäulenverkrümmung (Kyphoskoliose) sind andere seltene Ursachen von Cor pulmonale.

Akutes Cor pulmonale wird in der Regel durch eine Lungenembolie verursacht. Die entsteht, wenn ein Blutgerinnsel, Fremdkörper wie Knochenmark, Fett und Tumorgewebe oder auch Luftblasen Blutgefäße in der Lunge verstopfen. Je ausgedehnter dieser Gefäßverschluss ist, umso lebensbedrohlicher ist das akute Cor pulmonale. Eine starke Lungenembolie führt nicht selten zu einem Herzstillstand.

Untersuchung

Die Diagnose von chronischem Cor pulmonale beginnt mit den körperlichen Symptomen, die häufig schon handfeste Indizien liefern. Dazu gehören in erster Linie die Ödeme im Bereich der Unterschenkel und der Füße sowie Atemnot bei Belastung. Typisch für Lungenherzkranke sind kolbenartige verformte Fingerenden (Trommelschlegelfinger) und gewölbte Fingernägel, die als Uhrglasnägel bezeichnet werden. Leichte Blaufärbungen der Fingerenden oder der Lippen sind ein weiteres Indiz.

Bestätigt wird die Diagnose aber erst nach weiteren Untersuchungen. Dazu gehört eine Analyse der Blutgaswerte (vor allem der Sauerstoffsättigung). Bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen und Magnetresonanztomografien (MRT) helfen, den Zustand von Lunge und Herz zu beurteilen. Eine Echokardiografie ermöglicht es, die Dicke und Ausweitung der rechten Herzkammer und des rechten Vorhofs zu beurteilen. Bedarfsweise wird eine Rechtsherzkatheteruntersuchung vorgenommen, um den Druck im rechten Herz und in den Lungenarterien zu messen. Im EKG fallen Zeichen einer Rechtsherzbelastung (positiver Sokolow-Index) und Veränderungen im Kammerkomplex auf. Zudem ist die P-Welle häufig verbreitert und erhöht.

Sollte sich der Verdacht auf Lungenhochdruck bestätigen, werden weitere Untersuchungen wie z.B. eine CT der Lungen sowie Lungenfunktionsprüfungen gemacht.

Behandlung

Die Therapie des chronischen Cor pulmonale besteht vor allem darin, die Grunderkrankung (fast immer COPD) zu behandeln sowie Lunge und Herz zu entlasten. Bedarfsweise sorgt eine Sauerstofftherapie dafür, die Atemnot zu lindern und die Leistungsfähigkeit zu verbessern. Da COPD in den allermeisten Fällen durch Rauchen verursacht wird, ist ein Rauchstopp eine der grundlegenden Voraussetzungen für die Therapie von Cor pulmonale.

Medikamentöse Behandlung des Cor pulmonale

Die medikamentöse Behandlung des Lungenherzens zielt darauf ab, den Widerstand in den Lungengefäßen zu senken und das Herz zu entlasten bzw. zu stärken.

Prostazykline wie Alprostadil und Iloprost oder Endothelin-Rezeptorantagonisten wie Bosentan erweitern die Blutgefäße direkt und entlasten den Lungen-Herz-Kreislauf umgehend. Das gilt auch für Calciumantagonisten wie Nifedipin und Diltiazem, die entspannend auf die Muskulatur der Blutgefäße wirken. Zudem senken Phosphodiesterase-Hemmer wie Milrinone und Sildenafil den erhöhten Druck im Lungenkreislauf. Gegen entzündete und verengte Atemwege wirken Kortikosteroide wie Budesonid und Prednison. Sind Bakterien die Urheber einer Entzündung, werden Antibiotika wie Cefuroxim und Roxithromycin angewendet.

Die Verringerung des Gefäßwiderstandes trägt schon erheblich dazu bei, das Herz zu entlasten. Je nach Ausmaß der Rechtsherzschwäche braucht aber auch das Herz medikamentöse Unterstützung. Dazu dienen beispielsweise entwässernde Wirkstoffe (Diuretika) wie Furosemid und Spironolacton. Gerinnungshemmende Wirkstoffe wie Rivaroxaban und Phenprocoumon verbessern die Fließeigenschaften des Blutes und beugen gleichzeitig Blutgerinnseln vor.

Je nach Gesundheitszustand kommen noch viele andere Therapieoptionen in Betracht, die individuell abgestimmt werden. Beispielsweise kann es notwendig sein, die Leberfunktion medikamentös zu unterstützen.

In ausgeprägten Fällen von Cor pulmonale werden Transplantationen von Herz und/oder Lunge notwendig.

Prognose

Die Heilungsaussichten bei symptomatischem Cor pulmonale sind begrenzt. Sind deutliche Lungenschäden oder Rechtsherzschwäche erst einmal entstanden, lassen sie sich nicht mehr rückgängig machen. Auch bei einer geeigneten Therapie muss von einer verringerten Lebenserwartung ausgegangen werden.

Vorbeugung

Mehr als 80 Prozent der Fälle von Cor pulmonale werden durch COPD verursacht. Und 95 Prozent aller COPD-Fälle durch Rauchen. Die beste Vorbeugung gegen das Lungenherz ist daher, mit dem Rauchen aufzuhören oder gar nicht erst damit zu beginnen. Zudem ist es hilfreich, sich als gesunder Menschen in regelmäßigen Abständen (mindestens alle 2 Jahre) von einem Arzt untersuchen zu lassen.

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