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Diabetes Mellitus Typ 2

Diabetes Mellitus Typ 2

Typ-2-Diabetes ist mit einem Anteil von 90 Prozent die mit Abstand häufigste Form des Diabetes. Diese Zuckerkrankheit ist die meistverbreitete Stoffwechselstörung in Deutschland....

by Kaz Liste D

Typ-2-Diabetes ist mit einem Anteil von 90 Prozent die mit Abstand häufigste Form des Diabetes. Diese Zuckerkrankheit ist die meistverbreitete Stoffwechselstörung in Deutschland. Alles über Symptome, Ursachen, Therapie und Selbsthilfe von Diabetes mellitus Typ 2.

Synonyme

Diabetes Typ 2, Alters-Diabetes

Definition

Typ-2-Diabetes wird umgangssprachlich auch als Altersdiabetes bezeichnet, weil er im Gegensatz zum selteneren Diabetes Typ 1 häufig erst im Alter auftritt. In den vergangenen Jahren wandelte sich dieses Bild jedoch. Immer öfter erkranken jüngere Menschen, manchmal sogar Kinder. Als jüngste Typ-2-Diabetikerin der Welt gilt ein 3-jähriges Mädchen aus den USA. Inzwischen erscheint die Bezeichnung Altersdiabetes daher nicht mehr als zeitgemäß.

Umstrittene Kriterien für die Diagnose

Diabetes wird vor allem anhand einer Blut- und Harnzuckermessung festgestellt. Laut Leitlinien der entsprechenden medizinischen Fachgesellschaften liegt die normale Blutzuckerkonzentration bei nüchternem Magen (also vor Mahlzeiten) unter 100 Milligramm pro Deziliter (mg/dl). Nach dem Essen steigt diese bis auf etwa 140 mg/dl an. Von Diabetes Typ 2 sprechen Mediziner, wenn der Blutzuckerspiegel im Blutplasma nüchtern bei 126 mg/dl oder höher und zu einer beliebigen Zeit am Tag über 200 mg/dl liegt. Nüchtern-Blutzuckerkonzentrationen zwischen 100 bis 125 mg/dl können als sogenannter Prädiabetes auf einen Diabetes Typ 2 hindeuten und sollten diagnostisch abgeklärt werden.

Genau an diesem Punkt greifen Kritiker die Diabetes-Definition an. Noch in den 1980-iger Jahren galt eine Blutzuckerkonzentration von 144 mg/dl als Grenzwert für Diabetes. Nach Ansicht der Kritiker gibt es für die Absenkung keine nachvollziehbaren medizinischen Gründe. Den Begriff des Prädiabetes bezeichnen Kritiker mitunter als Erfindung eines neuen Krankheitsbegriffes, der nur den Interessen der Pharma-Industrie diene.

Weitere Messverfahren

Neben der Blutzuckerbestimmung im venösen Blut gibt es auch die kapilläre Messung. Dabei wird Blut aus dem Ohrläppchen oder der Fingerbeere genommen. Hier liegt die Grenze bei einem Nüchternwert von 110 mg/dl. Werte darüber deuten auf Diabetes. Als dritte Möglichkeit wird ein Zuckerbelastungstest (Glucose-Toleranz-Test, GTT) gemacht. Dabei trinkt der Patient eine Lösung mit 75 Gramm Glucose. Der Verdacht auf Diabetes Typ 2 bestätigt sich, wenn die Blutzuckerkonzentration nach zwei Stunden auf über 200 mg/dl angestiegen ist. Zu guter Letzt gilt auch ein wiederholt zufällig gemessener Wert von über 200 mg/dl als beweisend für Diabetes Typ 2.

Die Messwerte für den Blutzuckerspiegel sind aber nicht das einzige Kriterium für Diabetes. Eine wichtige Rolle spielen die typischen Symptome von Diabetes 2, die allerdings nicht immer auf Anhieb erkannt werden.

Häufigkeit

Typ-2-Diabetes gilt als die meistverbreitete Stoffwechselstörung in Deutschland. Nach Angaben der Krankenkassen befinden sich gegenwärtig gut sechs Millionen Deutsche mit Typ 2 Diabetes in einer Therapie. Die Dunkelziffer an Typ-2-Diabetikerns dürfte ebenfalls hoch sein, da die Zuckerkrankheit wegen des schleichenden oder symptomlosen Beginns häufig noch gar nicht festgestellt ist. Deutlich seltener ist die angeborene Form der Zuckerkrankheit, die Mediziner als Diabetes Typ 1 bezeichnen.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat im April 2016 eine Studie vorgestellt, laut der weltweit mehr als 440 Millionen erkrankt sind. Demnach sind arme Menschen und Männer am stärksten von Diabetesbetroffen. Es gibt aber auch Kritiker dieser Diabetes-Statistiken. Die Kritiker wenden ein, Meldungen über die steigende Zahl der Diabetiker seien verfälscht. Ein Großteil des Wachstums der Diabetes-Fälle gehe auf steigende Bevölkerungszahlen und medizinisch kaum haltbare Definitionen der Zuckerkrankheit zurück. Dies gelte vor allem für die Schwellenwerte des Blutzuckerspiegels, die zur Diagnose herangezogen werden.

Symptome

Diabetes Typ 2 beginnt schleichend. Typische Beschwerden wie starker Durst und häufiges Wasserlassen wie bei Typ-1-Diabetes sind nur gering ausgeprägt. Hauptsymptom von Diabetes Typ 2 sind die stetig steigenden Blutzuckerwerte. Diese werden von allgemeinen Symptomen wie Müdigkeit, Konzentrationsverlust oder Kopfschmerzen begleitet. Bei dauerhaft hoher Blutzuckerkonzentration kommt es zu vermehrtem Wasserlassen und erhöhtem Durstgefühl. Je höher die Blutzuckerwerte, umso größer die Harnmengen und umso stärker der übermäßige Durst. Das liegt daran, dass die Nieren versuchen, den angehäuften Zucker im Blut über dem Urin auszuscheiden. Um den Flüssigkeitsverlust wieder auszugleichen, signalisiert der Körper Durst.

Daneben gibt es weitere Symptome. Da den Zellen zu wenig Zucker zur Verfügung steht, läuft der Organismus sozusagen auf Sparflamme. Folge sind Muskelschwäche und Kraftlosigkeit. Den fehlenden Zucker in den Zellen gleicht der Organismus aus, indem er verstärkt Eiweiß aus den Muskeln und Fette abbaut. Das Ergebnis: Das Gewicht sinkt. Da Diabetes Typ 2 Patienten oft übergewichtig sind, wird das jedoch häufig nicht als Warnsignal gewertet, sondern wohlwollend hingenommen.

Symptome bei fortgeschrittenem Typ-2-Diabetes

Wird Diabetes nicht erkannt und behandelt, stellen sich innerhalb von Wochen oder Monaten nach und nach deutlich wahrnehmbare Beeinträchtigungen ein. Das sind beispielsweise:

Sehstörungen und MuskelkrämpfeNeigung zu Haut-, Schleimhaut- und ZahnfleischerkrankungenMissempfindungen in, auf und unter der Haut, wie Kribbeln oder das Gefühl von AmeisenlaufenJuckreizerhöhte Infektanfälligkeit, z. B. wiederkehrende Blasenentzündungenschlecht heilende Wundenschmerzlose Druckgeschwüre, vor allem an den Beinen und FüßenPotenzprobleme.

Diabetisches Koma

Werden auch die Symptome des fortgeschrittenen Diabetes ignoriert, kann es gefährlich werden. Aufgrund des immer weiter steigenden Blutzuckerspiegels wird mehr und mehr Urin ausgeschieden, dadurch erhöht sich die Dichte des Blutes. Der Organismus trocknet regelrecht aus, als Folge kommt es häufig zum akuten Nierenversagen. Die Blutsalzkonzentration erhöht sich dadurch stark und der Patient rutscht in das sogenannte hyperosmolare Koma (eine Form des diabetischen Komas). Warnzeichen dafür sind eine beschleunigte Atmung, Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Das diabetische Koma kündigt sich außerdem durch Bewusstseinstrübungen und Benommenheit an, ehe es zur Bewusstlosigkeit kommt. Spätestens in dieser Phase ist das diabetische Koma lebensgefährlich und erfordert einen sofortigen Notarzteinsatz.

Diabetischer Schock

Das genaue Gegenteil vom diabetischen Koma – und ähnlich lebensdrohend - ist der diabetische Schock. Der diabetische Schock ist eine Folge von anhaltender Unterzuckerung. Das passiert beispielsweise häufig nach einer zu hohen Insulindosis, einer versehentlich eingenommenen doppelten Dosis einer blutzuckerspiegelsenkenden Tablette, infolge verstärkter körperlicher Belastung oder wenn eine Mahlzeit ausgelassen wurde.

Unterzuckerung beginnt meist plötzlich mit Heißhunger, Schwitzen, Blässe, leichten Kopfschmerzen, Zittern oder Herzklopfen. Betroffene werden unruhig, manchmal auch verwirrt. Krampfanfälle sind möglich. Erhält das Gehirn gar keinen Zucker mehr, folgt die Bewusstlosigkeit. Spätestens dann muss unverzüglich der Notarzt alarmiert werden. Ansprechbaren Patienten hilft oft ein Stück Traubenzucker, das die meisten Diabetiker für den Notfall immer bei sich tragen.

Begleit- und Folgeerkrankungen von Diabetes

Unbehandelt verursacht Diabetes eine Reihe von Begleit- und Folgeerkrankungen. Diese können aber auch auftreten, wenn die Diabetes-Therapie nicht gewissenhaft eingehalten wird und starke Blutzuckerspiegel-Schwankungen die Regel sind.

Diabetes tut nicht weh – und das ist fatal. Denn Schmerzen weisen darauf hin, dass etwas mit uns nicht in Ordnung ist. Die Nebenwirkungen von Diabetes entwickeln sich hingegen über lange Zeit schleichend und nahezu unbemerkt. So lange, bis sie nicht nur unangenehm geworden sind, sondern gefährlich, mitunter sogar lebensbedrohlich.Erhöhtes Infarktrisiko durch Gefäßleiden: Bei Diabetes lagern sich Zucker- und Fettstoffe zunehmend in den kleinen und großen Blutgefäßen ab (Arteriosklerose) und es kommt zu arteriellen Durchblutungsstörungen. Damit steigt die Gefahr, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Auch die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) ist eine gefürchtete Folge. Des Weiteren führen Durchblutungsstörungen oft zum sogenannten „diabetischen Fuß" mit schlecht heilenden Wunden und Druckgeschwüren. Diabetes ist die mit Abstand häufigste Ursache für Amputationen von Füßen und Wadenbeinen.Diabetische Netzhauterkrankung (diabetische Retinopathie): Bei diabetischer Netzhauterkrankung oder diabetischer Retinopathie schwindet aufgrund von Durchblutungsstörungen an der Augennetzhaut das Sehvermögen. Schlimmstenfalls schreitet die Erkrankung bis zur Blindheit fort. Außerdem erkranken Diabetiker häufiger an Linsentrübungen (Grauer Star) und an Augeninnendruckerhöhungen (Grüner Star). In Deutschland ist Diabetes die häufigste Ursache für Erblindung. Diabetiker sollten die Sehkraft wenigstens jährlich beim Augenarzt überprüfen lassen.Störungen des Nervensystems: Bei der sogenannten Polyneuropathie reagieren die Nerven weniger empfindlich auf Reize. Zunächst kribbeln häufig Hände oder Füße, später spüren Diabetiker leichte Verletzungen nicht mehr. Wunden heilen schlechter ab. So entstehen unbemerkt Geschwüre, die sogar Knochen zerstören können.Nierenschäden: Diabetische Veränderungen der kleinen Gefäße in der Niere können eine chronische Niereninsuffizienz verursachen, die in einer Dialysepflicht endet.Erektile Dysfunktion bei Männern: Langfristig erhöhte Blutzuckerwerte schädigen die Blutgefäßwände im Penis. Das führt nicht selten zu Impotenz, weil nicht mehr genug Blut in die Schwellkörper fließen kann. Der Penis bleibt schlaff. Zudem verhindert die bereits beschriebene Polyneuropathie die Erektion, indem erektionsauslösende Signale nicht oder nur verzögert an das Gehirn weitergeleitet werden.

Ursachen

Diabetes Typ 2 entsteht, wenn die Körperzellen zunehmend unempfindlich auf Insulin reagieren. Insulin ist das einzige blutzuckerspiegelsenkende Hormon des Körpers. Es wird in der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) gebildet. Nur mit Insulin öffnen Zellen ihre Schleusen für Zucker und können den für sie wichtigen Brennstoff aus dem Blut aufnehmen. Das funktioniert nicht mehr, wenn Zellveränderungen das Insulin an seiner Arbeit hindern (erhöhte Insulinresistensz) und die Bauchspeicheldrüse im Laufe der Zeit immer weniger Insulin produziert.

Auslöser von Diabetes Typ 2 ist fast immer eine langjährig erhöhte Kalorien– und damit Glukosezufuhr. Daraus ergibt sich häufig eine Störung an den Zellmembranen beim Zuckereinschleusen. Es wird also mehr Insulin benötigt, um die Zellen mit Energie zu versorgen. Die Bauchspeicheldrüse reagiert darauf anfangs, indem sie mehr Insulin bildet. Das geht oft über viele Jahre gut. Irgendwann aber sind die insulinbildenden Zellen der Bauchspeicheldrüse erschöpft, sie stellen die Insulin-Produktion immer weiter ein. Dieses weniger an Insulin lässt den Blutzuckerspiegel steigen.

Leber produziert bis zu 500 gramm Zucker pro Tag

Nicht nur die Bauchspeicheldrüse, auch die Leber ist an den erhöhten Blutzuckerspiegeln bei Diabetes Typ 2 beteiligt. Denn auch sie reagiert auf den Zuckermangel in den Zellen. Diese Reaktion ist fatal, was beim Blick auf die Zuckermengen aus der Leber leicht ersichtlich wird. Bei einigen Typ 2 Diabetikern produziert die Leber bis zu 500 Gramm Zucker pro Tag. Das erklärt auch, warum der Blutzuckerspiegel bei Diabetes Typ 2 unabhängig von der Nahrungsaufnahme steigt.

Kurz zusammengefasst: Die verminderte Aufnahme von Zucker in die Zellen, die verringerte Insulinbildung in der Bauchspeicheldrüse und die ungebremste Zuckerneubildung in der Leber erhöhen den Blutzuckerspiegel beim Typ 2 Diabetes.

Risikofaktoren für Diabetes Typ 2

Ein entscheidender Risikofaktor ist die genetische Veranlagung. Sind die Eltern Typ 2 Diabetiker, hat auch das Kind eine erhöhte Chance, an Diabetes Typ 2 zu erkranken.

In der größten Zahl der Fälle aber sind es Verhaltensweisen, die zu Diabetes 2 führen. Mit Abstand an erster Stelle steht eine ungesunde, zucker- und fettreiche Ernährung, die zu Übergewicht führt. Das gilt vor allem für bauchbetonte Fettsucht. Fettstoffwechselstörungen, erhöhte Cholesterinwerte sowie Bluthochdruck sind weitere wichtige Risikofaktoren für Diabetes 2.

Neben Typ-2-Diabetes gibt es noch weitere Arten der Zuckerkrankheit. Etwa 5 Prozent entfallen auf den sogenannten juvenilen Diabetes oder Diabetes Typ 1. Diese Form ist mit einiger Sicherheit ausschließlich angeboren. Die restlichen 5 Prozent verteilen sich auf Diabetestypen, die beispielsweise durch Hormone, Medikamente oder Infektionen verursacht sind sowie auf den Schwangerschaftsdiabetes.

Behandlung

Die Therapie von Diabetes Typ 2 ruht auf drei Säulen: Gewichtsabnahme, Bewegung und Medikamenten, die den Blutzuckerspiegel senken. Die gute Nachricht: In sehr vielen Fällen gelingt es, die Medikamenten-Dosierung durch die richtige Ernährung und körperliche Aktivität zu vermindern. Nicht selten wird die Einnahme der Diabetes-Medikamente sogar unnötig. Nichtsdestotrotz spielt die medikamentöse Therapie eine ebenfalls wichtige Rolle.

Medikamentöse Diabetes-Therapie

Meistens beginnt die medikamentöse Diabetes-Therapie mit blutzuckerspiegelsenkenden Medikamenten zum Einnehmen. Dafür steht eine Vielzahl von Wirkstoffen zur Verfügung, die einzeln oder kombiniert eingesetzt werden.

Diabetes-Medikamente zum Einnehmen

Das Biguanid Metformin ist bei Diabetes Typ 2 Mittel der ersten Wahl. Es erhöht die Insulinempfindlichkeit und verbessert die Nutzung der vorhandenen Glukose, während es die Aufnahme und Neubildung von weiterer Glukose hemmt.Die sogenannten Sulfonylharnstoffe (z.B. Glibenclamid, Glibornurid, Gliclazid, Glipizid und Gliquidon) steigern unter anderem die nahrungsaufnahmeunabhängige Ausschüttung von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse.Der Alpha-Glucosidasehemmer Acarbose verzögert den Abbau des mit der Nahrung aufgenommenen Zuckers im Darm und reduziert damit die Menge der aufgenommenen Glukose. So steigt der Blutzuckerspiegel vor allem nach einer Mahlzeit weniger stark an.Glitazone wie Pioglitazon und Rosiglitazon sind sogenannte Insulin-Sensitizer. Sie bewirken, dass Insulin den Zucker besser in die Zellen schleusen kann.DPP-IV-Inhibitoren wie Linagliptin und Sitagliptin erhöhen mahlzeitenabhängig die Insulinausschüttung aus der Bauchspeicheldrüse.SGLT-2-Hemmer wie Dabagliflozin fördern die Zuckerausscheidung über die Nieren.

Blutzuckerspiegelsenkende Medikamente, die nicht eingenommen werden

Inkretin-Mimetika wie Exenatid und Liraglutid wirken am Darmhormon GLP-1 (Darmhormone = Inkretine). GLP-1 steigert die Insulinausscheidung und unterdrückt die Glukagonbildung (Glukagon ist der Gegenspieler von Insulin). Ein Vorteil der Inkretin-Analoga und Inkretin-Verstärker: Sie verzögern die Magenentleerung und fördern ein früheres Sättigungsgefühl. Patienten sind schneller satt und essen weniger. Inkretin-Mimetika können aufgrund ihrer chemischen Struktur nicht als Tablette eingenommen werden. Patienten spritzen sich die Wirkstoffe - wie auch Insulin - ins Unterhautfettgewebe.

Insulin-Therapie bei Typ-2-Diabetes

Kann der Blutzuckerspiegel mit den oben beschriebenen Wirkstoffen nicht ausreichend gesenkt werden, ist eine Insulin-Therapie Mittel der Wahl. Zu Beginn der Insulin-Therapie kommt es darauf an, dass individuell bestgeeignete Insulin und die optimale Dosierung zu finden. Dieser Prozess kann sich durchaus über mehrere Wochen hinziehen.

Humaninsulin und andere Insuline

Für die Insulin-Therapie wird heute fast ausschließlich Humaninsulin verwendet. Daneben kommt biosynthetisch hergestelltes Insulin zur Anwendung. Man unterscheidet Insuline, die sehr schnell wirken (z. B. Altinsulin) und die Depot- oder Verzögerungsinsuline mit mittlerer oder längerer Wirkungsdauer oder Kombinationen aus beiden. Als neueste Entwicklung gibt es sogar ein Insulin (Glargin), das nur ein Mal am Tag gespritzt wird, aber den ganzen Tag wirkt.

Insulin richtig anwenden

Insulin wird meist in den Bauch oder den Oberschenkel gespritzt. Die Dosierung und Anwendung kann durch moderne Injektions-Systeme (Pens), die ähnlich wie ein Füller aussehen, erleichtert werden. Außerdem gibt es die Möglichkeit, eine Insulinpumpe am Gürtel oder in der Hosentasche zu tragen, die über eine Nadel in der Bauchdecke in bestimmten Abständen Insulin abgibt. Üblicherweise aber kommen diese Pumpen eher beim Diabetes Typ 1 zum Einsatz.

Insulin sollte im Kühlschrank gelagert werden. Kleine Mengen für den sofortigen Gebrauch können außerhalb des Kühlschrankes aufbewahrt werden.

Übergewicht ist die mit Abstand häufigste Ursache von Diabetes 2. Daher stehen Abnehmen und Ernährungsumstellung immer im Mittelpunkt der Diabetes-2-Therapie. Große Bedeutung hat auch körperliche Bewegung. Sie hilft nicht nur beim Abnehmen, sondern aktiviert auch den Stoffwechsel. Häufig reichen Ernährungsumstellung und regelmäßige Bewegung schon aus, um trotz Diabetes ohne Medikamente auskommen zu können. Wenn das nicht möglich ist, helfen Medikamente.

Selbsthilfe gegen Diabetes Typ 2

Die Selbsthilfe gegen Diabetes Typ 2 baut vor allem auf eine diabetesgerechte Ernährung und Bewegung.

Ernährungsprogramme für Diabetiker

Was dürfen Diabetiker essen und trinken - und was nicht? Selbst unter Experten gibt es eine Vielzahl von Meinungen, die sich mitunter stark unterscheiden. Einig sind sich die Experten aber darüber, dass sehr starkes Übergewicht Diabetes 2 begünstigt und daher verringert werden sollte. Das gelingt durch eine Ernährungsumstellung, die idealerweise möglichst weit auf die persönlichen Vorlieben der Erkrankten abgestimmt ist. Einigkeit herrscht auch weitgehend in der Einschätzung, dass spezielle Diabetiker-Lebensmittel nicht im Zentrum der Ernährungsumstellung stehen sollten. Diabetes-Süßwaren sind beispielsweise schon seit 2012 aus den Supermarktregalen verschwunden. Die besten Aussichten auf eine dauerhafte Gewichtsreduzierung bietet eine abwechslungsreiche, frische, fettarme und kalorienreduzierte Ernährung – wie bei Nicht-Diabetikern auch.

Unterstützung bei einer diabetesgerechten Ernährungsumstellung finden Sie beispielsweise bei den Krankenkassen. In speziellen Diabetikerschulungen vermitteln Ernährungsberater und Mediziner das Wissen, um die Ernährung optimal auf den Diabetes abzustimmen. Auch Selbsthilfegruppen sind eine sehr gute Anlaufstelle, um Erfahrungen mit anderen Betroffenen auszutauschen und sich gegenseitig zu motivieren – auch beim Abnehmen.

Schließen Sie sich am besten mit mehreren abnehmwilligen Personen zusammen. Denn gemeinsam macht Abnehmen mehr Spaß, man ist motivierter und schneller am Ziel und hält leichter und besser durch.

Bewegung lässt den Blutzuckerspiegel sinken

Regelmäßige körperliche Bewegung hilft nicht nur beim Abnehmen, sondern aktiviert auch den Stoffwechsel. Wenn die Muskeln sich bewegen, senden sie ein wahres Feuerwerk an Nervenimpulsen. Und diese Impulse verbessern unter anderem die Insulinempfindlichkeit der Körperzellen. In Folge nehmen sie mehr Zucker aus dem Blut auf. Die Zellenergie steigt und der Blutzuckerspiegel sinkt. Bereits eine tägliche Bewegungseinheit von 15 Minuten reicht aus, um diese positive Wirkung zu entfalten.

Ein paar Tipps für mehr Bewegung im Alltag:

Treppen nutzen statt Aufzug oder RolltreppenLaufen oder Radfahren statt Auto oder öffentliche VerkehrsmittelMittagspause im Freien verbringen, statt im Büro zu sitzenAbendspaziergang statt FernsehenGruppe suchen: Diabetes-Sportgruppe, aber auch Herzsport- oder Seniorensport-Gruppegeeignete Sportarten sind Schwimmen, Laufen, Nordic Walken oder Radfahren.

Selbsthilfe durch Therapietreue und bewusstes Leben

Effektive Selbsthilfe bei Diabetes besteht auch darin, intensiv an der Therapie mitzuwirken. Diabetiker tun gut daran, sich genau an die Anweisungen Ihres Arztes halten. Die Diabetes-Therapie ist nur dann erfolgreich, wenn der Blutzuckerwert permanent in den empfohlenen Grenzen bleibt, der Blutzuckerspiegel also stabil ist. Selbstverständlich ist mit dieser Therapie-Treue nicht gemeint, dass Sie Ihrem Arzt blind folgen sollen. Im Zweifel empfiehlt es sich immer, eine zweite professionelle Meinung einzuholen.

Grundsätzlich profitieren Diabetiker von den folgenden Anregungen zur Selbsthilfe:

Verteilen Sie das Essen auf fünf bis sechs kleine Mahlzeiten am Tag. So kann das noch vorhandene Insulin besser ausgenutzt werden.Empfehlenswert ist eine ballaststoffreiche Ernährung. Denn Ballaststoffe lassen den Zucker langsamer ins Blut übergehen. Das verhindert starke Blutzuckerspiegel-Schwankungen.Speisen oder Getränke, die mit reichlich Zucker gesüßt sind, sollten Diabetiker weitgehend meiden. Zum Süßen eignen sich Zuckeraustauschstoffe (Fructose, Sorbit, Xylit) oder Süßstoffe (z.B. Saccharin oder Stevia). Zucker ist jedoch nicht tabu. Heute dürfen Diabetiker praktisch alles essen was auch für Gesunde empfohlen wird. Produkte mit der Bezeichnung „für Diabetiker geeignet" gibt es nicht mehr. Laut medizinischen Leitlinien sollten etwa 45 bis 60 Prozent der täglich benötigten Energiemenge in Form von Kohlenhydraten aufgenommen werden, maximal 10 Prozent des täglichen Energiebedarfs in Form von Zucker (rund 30 bis 50 Gramm). Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt sogar nur 5 Prozent. Fette sollten nicht mehr als 35 Prozent des Tagesbedarfs ausmachen, Eiweiß 10 bis 20 Prozent (bei Nieren-gesunden Typ-2-Diabetikern).Als Alkoholika können gelegentlich trockene Weine oder leichte Biere getrunken werden. Stark gesüßte Spirituosen, schwere Weine und normales oder alkoholfreies Bier sind wegen des Zuckergehaltes und Alkoholanteils – bis auf eng begrenzte Ausnahmen - zu meiden.Um Unterzuckerungen zu vermeiden, sollte Sie stets ein Stück Brot oder Traubenzucker dabei haben.Suchen Sie Selbsthilfegruppen auf. Dort können Sie sich mit anderen Betroffenen austauschen. Häufig sind die Mitglieder über alle Neuigkeiten in der Diabetestherapie informiert.

Vorbeugung

Die beste Vorbeugung von Diabetes 2 besteht in einer gesunden Lebensführung. Davon profitieren auch Menschen mit einer erblichen Veranlagung für Diabetes. Die entsprechenden Regeln sind schnell zusammengefasst:

regelmäßig bewegenabwechslungsreich, frisch und fettarm essenNormalgewicht anstrebenVorsorgeuntersuchungen wahrnehmen, damit Diabetes Typ 2 frühzeitig erkannt wird, bevor Beschwerden entstehen.

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