Faktor-V-Leiden-Mutation - Faktor-5-Leiden
Was bedeutet Faktor-V-Leiden-Mutation? Wie stark erhöht sich das Thromboserisiko durch Faktor-5-Leiden? Gibt es Präventionsmöglichkeiten? Das und mehr erfahren Sie in diesem Beitrag....
by Kaz Liste FWas bedeutet Faktor-V-Leiden-Mutation? Wie stark erhöht sich das Thromboserisiko durch Faktor-5-Leiden? Gibt es Präventionsmöglichkeiten? Das und mehr erfahren Sie in diesem Beitrag....
by Kaz Liste FWas bedeutet Faktor-V-Leiden-Mutation? Wie stark erhöht sich das Thromboserisiko durch Faktor-5-Leiden? Gibt es Präventionsmöglichkeiten? Das und mehr erfahren Sie in diesem Beitrag.
Faktor-V-Leiden-Mutation, Faktor-V-Mutation Leiden, F5LMT, FVL-Mutation
Faktor V ist einer von mehreren sogenannten Blutgerinnungsfaktoren, die bei der Blutgerinnung eine wichtige Rolle spielen. Als Faktor-V-Leiden (ausgesprochen: Faktor-5-Leiden) bezeichnen Mediziner einen genetisch bedingten, angeborenen Defekt am Blutgerinnungsfaktor V. Das „Leiden" in der Bezeichnung bezieht sich nicht auf das Leid von Erkrankten, sondern auf die Stadt Leiden. Dort wurde die Mutation Mitte der 1990-er Jahre erstmals beschrieben.
Bei Menschen mit Faktor-V-Leiden-Mutation ist das Verhältnis von Blutgerinnung und Blutgerinnungshemmung nicht ausgewogen. Ihr Blut gerinnt schneller: Deshalb erhöht eine Faktor-V-Leiden-Mutation das Risiko für Venenthrombosen (Thrombophilie). Dabei bilden sich Blutgerinnsel in den venösen Blutgefäßen, die zum Herz führen. Manchmal löst sich ein solches Gerinnsel (Thrombus). Kommt es dadurch zur Verstopfung eines Gefäßes, sprechen Mediziner von einer Thromboembolie.
Faktor-V-Leiden und APC-Resistenz stehen im medizinischen Alltag meist für dasselbe Krankheitsbild. Streng genommen handelt es sich bei Faktor-V-Leiden jedoch nur um die Bezeichnung einer Mutation, die eine APC-Resistenz zur Folge hat. Bei Faktor-V-Leiden-Mutation entsteht immer eine APC-Resistenz.
Die Gerinnungsstörung, die durch eine Faktor-V-Leiden-Mutation entsteht, wird als APC-Resistenz bezeichnet. APC steht für „Aktiviertes Protein C", ein Eiweißmolekül, das die Blutgerinnung hemmt. Eine Faktor-V-Leiden-Mutation bedingt, dass APC nicht in der Lage ist, den Gerinnungsfaktor V zu spalten und damit wirkungslos zu machen. Dieser Vorgang ist aber notwendig, um ein gesundes Gleichgewicht zwischen Blutgerinnung und Blutungsneigung im Gerinnungssystem aufrechtzuerhalten.
In Europa sind etwa vier bis fünf Prozent der Bevölkerung von Faktor-V-Leiden-Mutationen betroffen. Faktor-V-Leiden tritt beinahe ausschließlich in Europa auf. In Afrika und Asien konnte die Mutation bisher nicht nachgewiesen werden. In einigen europäischen Ländern kommt die genetische Veränderung wesentlich häufiger vor, etwa in Schweden oder in Zypern, wo rund 12 Prozent der Bevölkerung Mutationsträger sind.
Faktor-V-Leiden-Mutationen führen als solche zu keinen merkbaren Symptomen. Beschwerden stellen sich erst dann ein, wenn durch die APC-Resistenz eine Thrombose entsteht.
Am häufigsten sind Thrombosen infolge von Faktor-V-Leiden in tief gelegenen Venen. Wandert der abgelöste Thrombus im Blutgefäßsystem weiter, kann er bis in die Lunge gelangen und dort zu Gewebeschädigungen führen. Man spricht dann von einer Lungenembolie (Pulmonalembolie oder Lungeninfarkt).
Bis jetzt gibt es keine eindeutigen Beweise dafür, dass Faktor-V-Leiden auch zur Thrombusbildung in arteriellen Gefäßen (Herzkranzgefäßen und Gehirngefäßen) führt und dadurch beispielsweise Herzinfarkte oder Schlaganfälle verursachen würde.
Tiefe Venenthrombosen treten meist in den Beinvenen auf. Charakteristische Symptome sind ein Anschwellen des betroffenen Beines in Verbindung mit Druckschmerz und Rötung im Bereich des Blutgerinnsels. Zuweilen kommt es auch zu einer Blaufärbung des Beines (Zyanose). In seltenen Fällen verlaufen tiefe Venenthrombosen gänzlich symptomlos. Eine TVT ist immer mit einem erhöhten Risiko für eine Thromboembolie verbunden.
Häufigste Folge der venösen Thromboembolie ist eine Lungenembolie. Je nach Ausbreitung und Grad der Schädigung entstehen mehr oder weniger stark ausgeprägte Symptome. In vielen Fällen verlaufen Lungenembolien unbemerkt. Eine symptomatische Lungenembolie macht sich vor allem durch Atemnot und Schmerzen im Brustbereich bemerkbar. Zusätzlich kann eine Vielzahl von weiteren Symptomen auftreten, zum Beispiel:
Schwindel und SchweißausbrücheGesteigerte AtemfrequenzHerzrasenBlaufärbung (Zyanose)HustenAbhusten von bluthaltigem SekretFieberFaktor-V-Leiden-Mutationen entstehen nicht durch äußere Einflüsse, sondern werden vererbt. Die Mutation dürfte erstmals im 16. Jahrhundert in Südschweden aufgetreten sein. Die Evolutionsbiologie geht davon aus, dass ihre Entstehung einen evolutionären Vorteil mit sich gebracht hat, etwa einen besseren Schutz vor Blutverlust bei Verletzungen oder gegen Krankheitserreger. Auch eine bessere Einnistung der befruchteten Eizelle bei Frauen mit der Faktor-V-Leiden-Mutation könnte einen solchen evolutionären Vorteil bieten, ist aber bislang nicht abschließend belegt.
Faktor-V-Leiden wird dominant vererbt. Das bedeutet: Selbst wenn nur eines der beiden Gene für Faktor V, die in einer Körperzelle vorhanden sind, die Mutation aufweist, kommt es zur Erhöhung des Thromboserisikos. Sind beide Gene von der Mutation betroffen, ist das Risiko für die Entwicklung einer Thrombose noch einmal deutlich höher. So haben Menschen mit einem mutierten Gen ein etwa achtfaches Risiko gegenüber Gesunden, eine Thrombose zu entwickeln. Man bezeichnet diese Form der Vererbung auch als mischerbig (heterozygot). Sind beide Eltern Träger der Mutation, handelt es sich um reinerbige (homozygote) Vererbung. Betroffene weisen dann zwei geschädigte Gene für Faktor V auf, ihr Thromboserisiko ist bis um das 90-fache erhöht.
Die homozygote Form der Mutation ist allerdings sehr selten, von ihr sind nur etwa 0,5 Prozent der europäischen Bevölkerung betroffen.
APC-Resistenz muss nicht immer genetisch bedingt sein. Sie wird in etwa 10 Prozent aller Fälle durch die Einnahme bestimmter Medikamente wie orale Kontrazeptiva („Pille") oder Hormonersatztherapien ausgelöst. Auch operative Eingriffe und Rauchen erhöhen das Risiko für eine APC-Resistenz.
Ansprechpartner bei Faktor-V-Leiden sind vor allem Fachärzte für Blutkrankheiten (Hämatologen). In der Regel werden Untersuchungen zur Feststellung der Faktor-5-Leiden-Mutation nur bei konkretem Verdacht gemacht. Solche Verdachtsfälle sind beispielsweise:
Wiederholte Beinvenenthrombosen vor dem 45. LebensjahrWiederholte LungenembolienGehäuftes Auftreten von Thrombosen im VerwandtenkreisWiederholte FehlgeburtenBei solchen Verdachtsmomenten erfolgt zunächst eine Blutuntersuchung. Dabei bestimmen Labormediziner unter anderem verschiedene Hemmstoffe des Gerinnungssystems und untersuchen, ob eine APC-Resistenz vorliegt. Bei positiver Diagnostik der APC-Resistenz folgt eine genetische Analyse, mit der eine Faktor-V-Leiden-Mutation zweifelsfrei festgestellt werden kann. Die Untersuchungen erfolgen gewöhnlich nach Überweisung durch einen Facharzt in einem medizinischen Fachlabor.
Die Faktor-V-Leiden-Mutation an sich ist nicht behandelbar. Eine Behandlung ist nur bei einer akuten Thrombose notwendig oder wenn zusätzliche Risiken vorhanden sind, die die Entstehung einer Thrombose begünstigen.
Akute Thrombosen werden mit Medikamenten behandelt, die die Blutgerinnsel auflösen und die Blutgerinnung hemmen (Antikoagulantien). Antikoagulantien lassen sich auch zur Vorbeugung (Prophylaxe) einsetzen, wenn das Thromboserisiko erhöht ist. In manchen Fällen ist auch eine Langzeitprophylaxe mit Gerinnungshemmern notwendig.
Zur Gerinnungshemmung stehen Heparine, Vitamin-K-Antagonisten und DOAKs (direkte orale Antikoagulantien) zur Verfügung. Sie unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Wirkweise. Welches Mittel zum Einsatz kommt, hängt auch von individuellen Faktoren wie Zusatzerkrankungen oder dem Vorliegen einer Schwangerschaft ab.
Faktor-V-Leiden lässt sich nicht vorbeugen, da es sich um eine vererbte Mutation handelt. Das Risiko für das Auftreten einer Venenthrombose allerdings lässt sich vor allem durch einen gesunden Lebensstil reduzieren. Zu den wichtigsten beeinflussbaren Risikofaktoren zählen Übergewicht und Bewegungsmangel. Einen geringeren Einfluss haben auch Nikotin- und Alkoholkonsum, die Einnahme von Hormonersatzpräparaten und Bluthochdruck. Zur Thromboseprophylaxe eignen sich auch Kompressionsstrümpfe, die für einen effektiven Rückfluss des Blutes in Richtung Herz sorgen.
Ausführliche Informationen dazu im Krankheitsbild ThromboseDie durch Faktor-V-Leiden verursachte APC-Resistenz erhöht das Risiko für spontane Fehlgeburten. Das Thromboserisiko ist zudem in der Schwangerschaft infolge hormoneller Veränderungen bei allen Frauen erhöht. Für Schwangere, die eine Faktor-V-Mutation aufweisen, wird allerdings keine generelle Thrombosevorbeugung (Thromboseprophylaxe) empfohlen. Eine Prophylaxe mit Heparin ist nur dann notwendig, wenn eine homozygote Form vorliegt oder wenn bei heterozygotem Faktor-V-Leiden zusätzliche Risikofaktoren (Vorerkrankungen) bestehen.
QuellenBulimie ist für die Betroffenen wie für das Umfeld eine besonders tückische Essstörung...