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Gallenblasenentzündung

Gallenblasenentzündung

Gallenblasenentzündungen sind mitunter lebensgefährlich. Fast immer sind sie eine Folge von Gallensteinen. Lesen Sie mehr über Symptome, Ursachen, Behandlung und Vorbeugung....

by Kaz Liste G

Gallenblasenentzündungen sind mitunter lebensgefährlich. Fast immer sind sie eine Folge von Gallensteinen. Lesen Sie mehr über Symptome, Ursachen, Behandlung und Vorbeugung.

Synonyme

Cholezystitis

Definition

Gallenblasenentzündungen bezeichnen Mediziner als Cholezystitis. Die Bezeichnung leitet sich von den altgriechischen Worten für Galle (Chole) und Blase (Cyst) ab. Mit der Endung -itis benennen Mediziner Entzündungen.

Gallenblasenentzündungen werden nach der Verlaufsform und der Ursache unterschieden. So gibt es die akute und die chronische Gallenblasenentzündung. Als kalkulöse Cholezystitis bezeichnen Mediziner Gallenblasenentzündungen, die sich aufgrund Gallensteinen entwickeln. Wenn Gallensteine keine Rolle spielen, werden Gallenblasenentzündungen als akalkulöse Cholezystitis bezeichnet.

Akute Gallenblasenentzündungen beginnen in der Regel mit kolikartigen Bauchschmerzen. Sie sind häufig von einem starken Krankheitsgefühl mit Fieber und Schüttelfrost begleitet. Wird die Erkrankung nicht schnell behandelt, drohen schwere Komplikationen. Die Gallenblase kann platzen und eine lebensgefährliche Bauchfellentzündung (Peritonitis) verursachen oder auf die Leber übergreifen. Wiederkehrende Gallenblasenentzündungen vergrößern das Risiko für Gallenblasenkrebs.

Gallenblasenentzündungen sollten grundsätzlich im Krankenhaus behandelt werden. In den meisten Fällen wird die Gallenblase bei einer minimal-invasiven Operation (Cholezystektomie) entfernt.

Häufigkeit

Gallenblasenentzündungen sind häufig. Das Statistische Bundesamt beziffert die Zahl der stationären Aufnahmen wegen Gallenblasenentzündungen in Zusammenhang mit Gallensteinen auf etwa 125.000 Fälle pro Jahr. Zudem werden etwa 17.000 Fälle mit der alleinigen Diagnose Cholezystitis stationär in Krankenhäuser aufgenommen. Etwa 75 Prozent dieser Männer und Frauen entfallen auf akute Gallenblasenentzündungen. Die Fallzahlen steigen kontinuierlich an, beginnend mit dem 30. Lebensjahr bis zum 80. Lebensjahr.

Frauen sind von akuten kalkulösen (steinbedingten) Gallenblasenentzündungen doppelt so oft betroffen wie Männer. Das liegt vor allem daran, dass Frauen auch doppelt so oft wie Männer Gallensteine haben. Alkulöse Cholezystitis (nicht steinbedingt) ist hingegen bei Männern deutlich häufiger. Gallenblasenentzündungen bei Kindern sind überaus selten. Hier verzeichnet die Statistik für 2015 bis zum Alter von 10 Jahren lediglich 11 Fälle.

Bei der Krankenhauseinweisung wird in der Regel nicht zwischen akuter und chronischer Cholezystitis unterschieden. Chronische Gallenblasenentzündungen gelten aber als deutlich häufiger. Studien ergeben für den genauen Häufigkeitsunterschied kein einheitliches Bild. Laut unterschiedlichen Untersuchungen sind chronische Verlaufsformen 3 bis 8 Mal häufiger als akute Gallenblasenentzündungen.

Symptome

Das erste deutlich wahrnehmbare Symptom von Gallenblasenentzündungen sind starke Schmerzen im Bereich des rechten Oberbauchs, die häufig wellenförmig wiederkehren. Diese Schmerzen werden auch als Gallenkoliken bezeichnet. Die Gallenkoliken gehen meist in einen Dauerschmerz über, der in den Rücken oder die Schulter ausstrahlt. Dieser Schmerz hält häufig über bis zu 6 Stunden an. Dabei ist die Bauchdecke meist hart und reagiert schmerzhaft auf Druck. Oft, aber nicht immer, gehen Gallenblasenentzündungen mit Brechreiz, Übelkeit, Fieber, Schweißausbrüche oder Unwohlsein einher. Manchmal kommt es zu Schüttelfrost oder Fieber. In der Regel sind diese Symptome bei akuten Gallenblasenentzündungen heftiger als bei Schüben einer chronischen Gallenblasenentzündung.

Gallenblasenentzündungen sind häufig nicht die einzige Folge von Gallensteinen. In den meisten Fällen sind auch die Gallenwege entzündet. Typische Anzeichen für eine sogenannte Cholangitis sind leichte Gelbfärbungen der Augenbindehaut und/oder der Haut. Mediziner sprechen von Ikterus, umgangssprachlich wird dieses Symptom als Gelbsucht bezeichnet. Zudem gehen Cholangitiden zuweilen mit einer Entfärbung des Stuhls und Braunfärbung des Urins einher.

Viele Patienten mit Gallenblasenentzündungen geben an, bestimmt Nahrungsmittel nicht mehr zu vertragen. Das sind insbesondere sehr fettige Speisen, Wein oder Kaffee. Diese regen die Gallensekretion an und verstärken so die Beschwerden.

Akute Gallenblasenentzündungen bei älteren Menschen

Akute Gallenblasenentzündungen bei älteren Menschen sind nicht immer leicht zu erkennen, weil Symptome wie Gallenkoliken oder Bauchschmerz ausbleiben. Insbesondere Diabetiker verspüren bei einer Cholezystitis häufig kaum mehr als ein leichtes Unwohlsein. Ähnliches gilt für chronische Gallenblasenentzündungen.

Komplikationen

Nicht steinbedingte Gallenblasenentzündungen verlaufen oft schnell und schwer. Mediziner sprechen von einer fulminanten Entwicklung, die nicht selten binnen Stunden zu einer Blutvergiftung (Sepsis) führt.

Auch steinbedingte Gallenblasenentzündungen bergen das Risiko von lebensgefährlichen Komplikationen. In der entzündeten Gallenblase bilden sich rasch Eiteransammlungen. Zudem stirbt das Gewebe der Gallenwand häufig schnell ab. Begleitentzündungen wie Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) oder Gallengangentzündungen (Cholangitis) verschlimmern die Lage zusätzlich.

Gallenperforation

Das größte Risiko besteht darin, dass die Gallenwand einreißt. Diese Gallenperforation birgt eine Vielzahl von Risiken. Wenn infizierte Gallenflüssigkeit und Eiter in den Bauchraum gelangen, können sie dort eine schwere Bauchfellentzündung (Peritonitis) verursachen. Dieses akute Abdomen ohne konsequente Therapie endet in einer tödlichen Blutvergiftung (Sepsis).

Auch ohne Eindringen von infizierten Flüssigkeiten in die freie Bauchhöhle bleibt die Gallenperforation gefährlich. So können sich beispielsweise Abszesse im Bereich der Galle oder Leber bilden. Zuweilen bricht die Gallenwand auch in den Darm durch. Dann können beispielsweise Gallensteine den Darm verschließen (Gallensteinileus).

Ursachen

95 Prozent aller Gallenblasenentzündungen werden durch Gallensteine verursacht.

Dabei verlegen die Gallensteine die Gallenwege und verursachen so einen Gallenstau. Dadurch staut sich die Galle (Gallenblasenhydrops) und die Gallenblase bläht sich auf. In der Folge werden Blut- und Lymphgefäße der Gallenblase immer weiter abgeschnürt. Das hat wiederum zur Folge, dass die Gallenblasenschleimhaut nicht ausreichend mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt wird. Zunächst entzündet sich die Schleimhaut und stirbt ab – und kann die Gallenblasenwand nicht mehr vor der aggressiven Gallenflüssigkeit schützen. Zudem produziert das absterbende Gallengewebe weitere Giftstoffe, die den Zerstörungsprozess noch weiter vorantreiben. Einen dritten Faktor bilden Botenstoffe, die durch den Entzündungsprozess freigesetzt werden. Die sogenannten Prostaglandine verursachen unter anderem Schwellungen, welche die Gallenblase noch weiter dehnen – und den Entzündungsprozess beschleunigen.

Wie nicht steinbedingte Gallenblasenentzündungen entstehen, ist bislang unbekannt. Man nimmt aber an, dass sich auch hier verdickte Gallenflüssigkeit in der Galle staut. Als Ursache für die Gallenverdickung kommen Umstände in Betracht, unter denen der Körper Flüssigkeit vor allem ins Blut transportiert. Das ist beispielsweise bei schweren Blutungen oder Verbrennungen der Fall, wie auch bei schweren fieberhaften Erkrankungen oder einsetzenden Blutvergiftungen.

Untersuchung

Eine der ersten Untersuchungen bei Verdacht auf Gallenblasenentzündung ist das Abtasten (Palpation) des Bauches. Typisch für akute Cholezystitis ist ein harter, schmerzhaft druckempfindlicher rechter Oberbauch unterhalb des Rippenbogens. Drückt die vergrößerte, prall gefüllte Gallenblase beim Einatmen gegen den Finger des Untersuchers sprechen Mediziner vom Murphy-Zeichen. Bei einer entzündeten Gallenblase ist der Schmerz bei dieser Berührung so stark, dass die Einatmung abrupt unterbrochen wird. Bei schlanken Menschen lässt sich eine prall gefüllte Gallenblase schon von außen sehen.

Eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie) reicht in den allermeisten Fällen schon aus, um die Diagnose Cholezystitis zu bestätigen. Nur in Ausnahmefällen werden Computertomografie oder eine sogenannte hepatobiliäre Funktionsszintigrafie angewendet, um die Gallenblase eingehender bildlich darzustellen. Die hepatobiliäre Funktionsszintigrafie ist eine Untersuchung, bei der die Gallenwege unter Zuhilfenahme von radioaktiven Kontrastmitteln betrachtet werden.

Labormedizinische Blutuntersuchungen schließen die Diagnose ab. Dabei wird das Blut beispielsweise auf Entzündungsmarker wie eine überhöhte Anzahl weißer Blutkörperchen (Leukozytose), erhöhte Konzentrationen des c-reaktiven Protein (CRP) oder eine erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit untersucht. Auch diverse Leberwerte (beispielsweise AST, ALT, Gamma-GT oder Bilirubin) können bei der Diagnose weiterhelfen. Um Nierenschäden auszuschließen, wird die Nierenfunktion anhand von Urin-Untersuchungen kontrolliert.

Behandlung

In der Regel werden Gallenblasenentzündungen unabhängig von der Ursache operativ behandelt. Dabei wird die Gallenblase bei einer sogenannten Cholezystektomie vollständig entfernt. Viele Gastroenterologen im In- und Ausland befürworten mittlerweile, die Gallenblase während der ersten 24 Stunden nach Einlieferung ins Krankenhaus zu entfernen. Die Leitlinien der deutschen Gesellschaft für Viszeralchirurgie sehen vor, die Cholezystektomie spätestens nach 5 Tagen zu entnehmen.

Die Gallenblasenentfernung erfolgt üblicherweise bei einem minimal-invasiven Eingriff als sogenannte Laparoskopie. Bei dieser Bauchspiegelung wird durch einen kleinen Schnitt in der Bauchdecke ein Endoskop bis an die Galle geführt. Durch das Endoskop kann der Operateur das Operationsbesteck einführen und die Gallenblase entfernen.

Wenn Gallensteine zu groß sind oder andere Gründe eine laparoskopische Cholezystektomie verhindern, eröffnen Chirurgen die Bauchdecke mit einem großen Schnitt (Laparotomie). Diese OP-Methode wird als offene Cholezystektomie bezeichnet.

Medikamentöse Behandlung von Gallenblasenentzündungen

Die medikamentöse Therapie von Gallenblasenentzündungen erfolgt in der OP-Vorbereitung und Nachsorge sowie zuweilen bei leichten Gallenblasenentzündungen.

Die starken Schmerzen bei Gallenkoliken werden in der Regel mit einer Kombination von Schmerzmitteln (Analgetika) und krampflösenden Wirkstoffen (Spasmolytika) gelindert. Als Schmerzmittel mit krampflösender Wirkung hat sich Metamizol bewährt. Bei den reinen Spasmolytika ist Butylscopolamin Mittel der Wahl. Morphinhaltige Medikamente (mit Ausnahme von Pethidin) sollten bei Gallenblasenentzündungen nicht verabreicht werden. Diese erhöhen die Muskelspannung am Gallenblasenausgang und würden die Beschwerden eher noch verschlimmern.

Ob nach einer OP oder bei leichten Gallenblasenentzündungen: Antibiotika senken das Risiko, dass sich Bakterien aus der entzündeten Gallenblase weiter im Organismus verbreiten. Je nach Zeitpunkt und Verlauf der OP kann eine Antibiose lebensnotwendig sein. Geeignete Antibiotika sind unter anderem Ceftriaxon, Amoxicillin-Clavulansäure sowie Mezlocillin – auch in Kombination mit Metronidazol.

Bei sehr leichten Gallenblasenentzündungen und einem Stein in den abführenden Gallengängen kann versucht werden, den Stein mit einer speziellen Ultraschalluntersuchungstechnik (sogenannte endoskopische retrograde Cholangiopankreatikografie, kurz ERCP) zu entfernen.

Nichts essen nach Gallenkoliken

Die Gallenblase ist ein Teil des Verdauungsapparats. Mahlzeiten regen die Gallenbildung an. Daher sollten Sie nach einer Gallenkolik zunächst für 24 Stunden nichts essen. Dagegen ist es wichtig, viel zu trinken. Jede Flüssigkeitszufuhr hilft, die verdickte Gallenflüssigkeit zu verdünnen.

Prognose

Die Prognose von Gallenblasenentzündungen ist gut. Die Heilungssaussichten verbessern sich, je früher die Behandlung eingeleitet wird. Das gilt auch für die umgehende Entfernung der Gallenblase nach der Einweisung. Studien belegen, dass Betroffenen früher entlassen werden können, wenn die Gallenblasenentfernung innerhalb der ersten 24 Stunden einer akuten Cholezystitis entfernt wird.

Viele Patienten haben Sorge, dass die Cholezystektomie unangenehme Langzeitwirkungen mit sich bringt. Das ist oft nicht der Fall. Die Galle ist kein lebenswichtiges Organ. Allerdings kann die Entnahme Probleme bei der Verdauung von besonders fetthaltigen Mahlzeiten mit sich bringen. Doch selbst Verdauungsstörungen wie Blähungen, Bauchschmerzen oder Fettstühle vergehen in den meisten Fällen innerhalb von Monaten oder Jahren.

Vorbeugung

Die beste Vorbeugung von Gallenblasenentzündungen besteht darin, Gallensteinen vorzubeugen bzw. Gallensteine frühzeitig zu erkennen und ggfs. zu entfernen. Allerdings bieten diese Vorsorgeoptionen keinen zuverlässigen Schutz vor Gallenblasenentzündungen.

Gallensteinen vorbeugen

Eine abwechslungsreiche und frische Ernährung sowie regelmäßige Bewegung sind wichtige Pfeiler bei der Vorbeugung von Gallensteinen. Risikofaktoren sind besonders fettarme Diäten oder schneller Gewichtsverlust nach bariatrischen Magenoperationen wie Magenbändern oder Magenbypässen.

Gallensteine medikamentös auflösen

Kleine Gallensteine lassen sich mitunter medikamentös auflösen. Die sogenannte Litholyse erfolgt üblicherweise durch die Einnahme von Ursodeoxycholsäure (UDCA) über einen Zeitraum von 3 Monaten. Allerdings ist das Wirkspektrum der medikamentösen Litholyse auf sehr kleine cholesterinhaltige Gallensteine begrenzt. Zudem ist die Rückfallquote nach einer medikamentösen Litholyse sehr hoch.

Das in der Öffentlichkeit gut bekannte Verfahren der Zerstörung von Gallensteinen wird inzwischen nur noch selten angewendet. Bei dieser extrakorporalen Stoßwellenlithotripsie wurden Gallensteine durch Schallwellen so zerkleinert, dass die Steintrümmer über den Darm ausgeschieden werden konnten. Weil sich nach der Stoßwellenlithotripsie aber immer wieder und sehr schnell neue Gallensteine bilden (hohes Rezidivrisiko), gehört das Verfahren nicht mehr zu den verankerten Behandlungsmethoden in Leitlinien.

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