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Hashimoto-Thyreoiditis

Hashimoto-Thyreoiditis

Die Hashimoto-Thyreoiditis ist mit etwa 80 Prozent die häufigste Form einer Schilddrüsenentzündung (in Nicht-Jodmangel-Gebieten) und häufigste Ursache von Schilddrüsenunterfunktion im Erwachse...

by Kaz Liste H

Die Hashimoto-Thyreoiditis ist mit etwa 80 Prozent die häufigste Form einer Schilddrüsenentzündung (in Nicht-Jodmangel-Gebieten) und häufigste Ursache von Schilddrüsenunterfunktion im Erwachsenenalter. Heilbar ist Hashimoto nicht. Aber der Mangel an Schilddrüsenhormonen lässt sich mit Medikamenten meist gut ausgleichen. Lesen Sie mehr über Symptome, Ursachen und Behandlung von Hashimoto-Thyreoiditis.

Synonyme

Struma lymphomatosa Hashimoto, chronische lymphozytäre Thyreoiditis, Ord-Thyreoiditis, Hashimoto-Krankheit, chronische autoimmune Schilddrüsenentzündung, Hashimoto-Autoimmunthyreoiditis

Definition

Hashimoto-Thyreoiditis ist eine chronische Form der Schilddrüsenentzündung. In diesem Fall handelt es sich um eine Schilddrüsenentzündung, die durch das körpereigene Immunsystem verursacht wird. Mediziner sprechen von immunologischer Ursache oder Autoimmunkrankheit. Zu diesem Formenkreis gehört auch die Schilddrüsenentzündung im Rahmen der Basedow-Krankheit. Nicht-immunologische Formen der Schilddrüsenentzündung werden durch Bakterien, Viren, Medikamente oder Verletzungen ausgelöst.

Atrophe und hypertrophe Hashimoto-Thyreoiditis

Mediziner unterscheiden vor allem zwei Formen der Hashimoto-Thyreoiditis:

Bei atropher Hashimoto-Thyreoiditis (Ord-Thyreoiditis) schrumpft die Schilddrüse langsam.Die hypertrophe Hashimoto-Thyreoiditis (Hashimoto-Thyreoiditis i.e.S.) geht mit einer Vergrößerung der Schilddrüse und einer Kropfbildung einher. Sie kommt aber sehr viel seltener vor als die atrophe Form.

Die wichtigste Aufgabe der Schilddrüse besteht darin, den Organismus mit den sogenannten Schilddrüsenhormonen zu versorgen. Diese Hormone sind an vielen Stoffwechselfunktionen beteiligt. Entsprechend vielfältig sind die Symptome chronischer Schilddrüsenentzündungen. Wegen dieser Vielgestaltigkeit werden Hashimoto-Thyreoiditiden oft erst spät diagnostiziert. Besonders häufig ist Hashimoto bei Menschen mit anderen autoimmunologischen Erkrankungen wie Diabetes 1.

Hashimoto ist gegenwärtig nicht heilbar. Die Unterversorgung lässt sich aber in der Regel durch eine medikamentöse Therapie mit dem Schilddrüsenhormon L-Thyroxin (T4) ausgleichen.

Häufigkeit

Über die Häufigkeit von Hashimoto-Thyreoiditis finden sich in der Literatur unterschiedliche Angaben. Demnach liegt die Krankheitshäufigkeit (Prävalenz) in Deutschland zwischen 5 und 10 Prozent der Gesamtbevölkerung. Die Zahl der Neuerkrankungen wird mit 70 pro 100.000 Einwohnern angegeben. Daraus ergibt sich eine Anzahl von 5,6 Millionen Deutschen mit Hashimoto. Frauen sind bis zu 10 Mal so oft betroffen wie Männer. Der Häufigkeitsgipfel von Hashimoto-Thyreoiditis liegt zwischen dem 30. und 60. Lebensjahr.

Symptome

Oft bleibt Hashimoto-Thyreoiditis über viele Jahre unbemerkt, da die Symptome sich meist nur sehr langsam entwickeln und darüber hinaus auch nicht spezifisch sein müssen. Vielmehr handelt es sich nicht selten zunächst um Beschwerden wie Müdigkeit oder leichte Befindlichkeitsstörungen, die entweder kaum registriert oder anderen Umständen zugeschrieben werden.

Hashimoto-Thyreoiditis verursacht sowohl Symptome von Schilddrüsenüberfunktion wie von Schilddrüsenunterfunktion.

Frühe Symptome von Hashimoto-Thyreoiditis

Zu Beginn von Hashimoto-Thyreoiditis schüttet die Schilddrüse mitunter mehr Hormone aus als normal. Laborchemisch weisen erhöhte TSH-Werte sowie erniedrigte Konzentrationen von fT3 und fT4 auf diese vorübergehende Episode hin. Anzeichen für eine solche Schilddrüsenüberfunktion sind:

Herzrasen und HerzklopfenReizbarkeit, Nervosität, UnrastSchlaflosigkeit und SchlafstörungenSchweißausbrüche und vermehrtes SchwitzenZitternMuskelschwächeDurchfallgesteigerter Appetit ohne GewichtszunahmeTrockene Haut, Haarausfall und brüchige NägelZyklusstörungensexuelle Unlust oder Potenzstörungen

Ausführliche Informationen zu Symptomen und Komplikationen finden Sie im Krankheitsbild Schilddrüsenüberfunktion.

Spätere Symptome von Hashimoto-Thyreoiditis

Im weiteren Verlauf stellen sich die typischen Symptome von Schilddrüsenunterfunktion ein. Im frühen Verlauf sprechen Mediziner von einer latenten Hypothyreose, im späteren Krankheitsverlauf von manifester Hypothyreose. Typische Symptome sind:

KropfbildungLeistungs- und Konzentrationsschwäche, Antriebslosigkeit, Unlusterhöhtes Schlafbedürfnis, Müdigkeitständiges Frieren und erhöhte Kälteempfindlichkeitverlangsamte ReflexeGewichtszunahme, erhöhte Blutfettkonzentrationendepressive Verstimmungen und Depressionentrockene Haut, blasse und kühle Hautbrüchige Nägel, struppiges Haar und Haarausfallraue, heisere, tiefe oder verwaschene StimmeÖdeme wie Myxödem oder LidödemeMuskelschwäche, Muskelsteifheit und Muskelschmerzendauerhafte VerstopfungZyklusstörungensexuelle Unlust und PotenzstörungenFunktionsstörungen von Herz und Lunge (wie niedriger Blutdruck, Herzinsuffizienz oder Herzbeutelerguss).

Ausführliche Informationen zu Symptomen und Komplikationen finden Sie im Krankheitsbild Schilddrüsenunterfunktion.

Ursachen

Ursache von Hashimoto-Thyreoiditis ist eine Fehlreaktion des körpereigenen Immunsystems. Bestimmte Abwehrzellen (sogenannte T-Lymphozyten) richten sich gegen das Schilddrüsengewebe und zerstören es. Daher wird die Erkrankung auch als Autoimmunkrankheit bezeichnet. Warum aber das Immunsystem die Schilddrüse angreift, ist auch heute noch weitgehend unbekannt.

Einige Anhaltspunkte sprechen dafür, dass erbliche Faktoren eine Rolle als Ursache der Hashimoto-Schilddrüsenentzündung spielen. So ist Hashimoto bei Verwandten ersten Grades häufiger als in der Normalbevölkerung. Zudem tritt Hashimoto gehäuft bei Menschen auf, die unter bestimmten – ebenfalls erblich beeinflussten – Erkrankungen leiden. Das sind vor allem Diabetes mellitus Typ 1 (Zuckerkrankheit), Weißfleckenkrankheit (Vitiligo) und Zöliakie (Glutenunverträglichkeit). Direkt vererbt Hashimoto wird aber nicht: Auch wenn beide Eltern an dieser Form der chronischen Schilddrüsenentzündung leiden, müssen deren Kinder nicht zwingend erkranken.

Auslöser von Hashimoto-Thyreoiditis

Unklar ist, warum Hashimoto bei erblich belasteten Menschen ausbricht oder nicht. Zuweilen ist zu lesen, dass Östrogene die Krankheitsentstehung positiv und Testosteron negativ beeinflussen sollen. Das würde auch die enorme Geschlechtsverteilung zugunsten der Frauen erklären.

Darüber hinaus sollen große Mengen Jod – beispielsweise aus Nahrungsergänzungsmitteln oder jodiertem Speisesalz - das Erkrankungsgeschehen anstoßen können. Erwiesenermaßen gibt es in Jod-Mangel-Gebieten tatsächlich deutlich weniger Fälle von Morbus Basedow und Hashimoto-Thyreoiditis als in Regionen mit ausreichender Jodversorgung.

Auch von viralen oder bakteriellen Infektionen als Trigger ist die Rede. Dabei steht insbesondere das Hepatitis-C-Virus im Fokus. Selen- und Vitamin-B-Mangel sind weitere Faktoren, die eine Hashimoto-begünstigende Rolle spielen könnten.

Alle diese Aussagen beruhen aber in der Regel auf Beobachtungen und nicht auf belastbaren wissenschaftlichen Studien.

Patientinnen und Patienten berichten mitunter, dass die Symptome von Hashimoto-Thyreoiditis in besonders stressbelasteten Lebenssituationen erstmals aufgetreten sind – oder sich in solchen Stressphasen verstärken.

Diagnose

Bei Verdacht auf eine Schilddrüsenentzündung wird grundsätzlich die Konzentration der Schilddrüsenhormone fT3 und fT4 im Blut bestimmt. Diese folgen im Verlauf einer Hashimoto-Thyreoiditis einem ganz bestimmten Muster.

Der Nachweis von Hashimoto-Thyreoiditis lässt sich durch eine spezielle Blutuntersuchung vergleichsweise leicht führen. Denn das Immunsystem produziert in der Mehrzahl der Fälle für Hashimoto spezifische Antikörper. Rund 90 Prozent aller Hashimoto-Patienten entwickeln Thyreoid-Peroxidase-Antikörper und etwa 50 Prozent Thyreoglobulin-Antikörper. Die Diagnose von Hashimoto-Thyreoiditis gilt demnach als gesichert, wenn sich im Blut erhöhte Konzentrationen von Antikörpern gegen die sogenannte thyreoidale Peroxidase (TPO-AK) sowie das Speicherprotein Thyreoglobulin (TG-AK) nachweisen lassen.

Bei rund 10 Prozent der Betroffenen sind die Antikörper-Blutwerte allerdings unauffällig. In diesen Fällen kann eine Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse Aufschluss geben. Mithilfe einer Farbdoppler-Sonografie lässt sich verändertes Schilddrüsengewebe in der Regel gut nachweisen.

Als weitere Diagnosemöglichkeit steht Ärzten die Szintigrafie zur Verfügung. Mit diesem nuklearmedizinischen Verfahren können Zell- und Gewebsstoffwechselvorgänge mithilfe von radioaktiv markierten Teilchen dargestellt werden. Bei Hashimoto-Thyreoiditis nimmt das Schilddrüsengewebe weniger radioaktives Material auf als bei einer gesunden Schilddrüse.

Bei einer Schilddrüsenbiopsie werden mit einer feinen Kanüle Schilddrüsenzellen entnommen und anschließend im Labor mikroskopisch untersucht. Bei Hashimoto-Thyreoiditis zeigt sich das typische Bild der ins Gewebe eingedrungenen zellschädigenden T-Lymphozyten.

Behandlung

Hashimoto-Thyreoiditis ist in der Regel nicht heilbar. Die Behandlung zielt darauf ab, die Symptome zu lindern oder sogar abzustellen. Je nach Stadium der Erkrankung kommen unterschiedliche Behandlungsansätze in Frage.

Behandlung von Symptomen der Schilddrüsenüberfunktion

Zu Beginn oder bei Schüben einer Hashimoto-Thyreoiditis zeigen sich mitunter Symptome der Schilddrüsenüberfunktion. Bei normaler Schilddrüsenüberfunktion werden diese Symptome mit sogenannten Thyreostatika wie Carbimazol, Thiamazol und Natriumperchlorat behandelt. Im Fall von Hashimoto-Thyreoiditis aber wirken diese Medikamente nicht. Bei besonders starken Beschwerden werden zuweilen nicht-kardioselektive Betablocker wie Carvedilol und Propranolol eingesetzt.

Schilddrüsenhormontherapie bei Hashimoto

Im weiteren Verlauf von Hashimoto-Thyreoiditis überwiegen die Symptome der Schilddrüsenunterfunktion. Behandlungsmethode der Wahl ist die Schilddrüsenhormontherapie bzw. Schilddrüsensubstitutionstherapie. Bei dieser Therapie werden die Schilddrüsenhormone in Form von Medikamenten ersetzt. Bei vielen Menschen reicht es aus, das Schilddrüsenhormon Thyroxin (T4) einzunehmen. Eine medikamentöse Gabe von Trijodthyronin (T3) ist nur dann erforderlich, wenn die körpereigne Umwandlung von T4 in T3 gestört ist.

Dabei gilt: Je ausgeprägter die Hypothyreose ist, umso langsamer und vorsichtiger sollte die Hormonersatzbehandlung. Aufgrund schwerer Herz-Kreislauf-Nebenwirkungen wird allgemein empfohlen, mit einer niedrigen Dosis zu beginnen und diese anschließend nur sehr langsam zu steigern.

Kein Jod bei Hashimoto-Thyreoiditis

Anders als in der Behandlung von Schilddrüsenunterfunktion sollten Menschen mit einer Hashimoto-Thyreoiditis kein zusätzliches Jod in Form von Nahrungsergänzungsmitteln oder jodiertem Speisesalz zuführen. Denn Jod kann die Schilddrüsenentzündung fördern und die Symptome der Schilddrüsenunterfunktion noch weiter verstärken.

Komplett auf Jod zu verzichten ist aber ebenso falsch. Denn Jod ist ein lebenswichtiges Spurenelement. Eine Jod-Zufuhr bis zu 120 Mikrogramm über die normale Ernährung gilt bei Hashimoto als unbedenklich.

Prognose

Hashimoto-Thyreoiditis ist nach gegenwärtigem Stand der medizinischen Forschung nicht heilbar. Eine Ausnahme sind Fälle, in denen die Erkrankung sehr früh erkannt wurde. Bei diesen Erfolgen handelt es sich aber um Einzelfälle.

Üblicherweise erfordern immunologisch begründete chronische Schilddrüsenentzündungen eine lebenslange Hormonersatztherapie. In den meisten Fällen lassen sich die Symptome so beherrschen, dass die Lebensqualität nicht wesentlich eingeschränkt wird. Hashimoto-Thyreoiditis hat nach aktuellem Stand der Forschung keine negativen Auswirkungen auf die Lebenserwartung.

Vorbeugung

Eine Vorbeugung von Hashimoto-Thyreoiditis ist nicht möglich. Um einer lebensbedrohlichen Stoffwechselentgleisung (thyreotoxische Krise) vorzubeugen, sollten Sie dem Arzt und medizinischem Personal vor diagnostischen Untersuchungen mit Kontrastmitteln mitteilen, wenn Sie an einer Schilddrüsenüberfunktion leiden oder ein entsprechender Verdacht besteht.

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