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Lichen Sclerosus

Lichen Sclerosus

Lichen sclerosus ist eine wenig bekannte chronische Hauterkrankung, die vor allem die äußeren weiblichen Genitalien (Vulva) betrifft....

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Lichen sclerosus ist eine wenig bekannte chronische Hauterkrankung, die vor allem die äußeren weiblichen Genitalien (Vulva) betrifft. Alle Antworten auf die wichtigsten Fragen bei meine-gesundheit.de

Synonyme

Lichen sclerosus genitalis (LS), Lichen sclerosus et atrophicus (LSA)

Definition

Was ist Lichen sclerosus?

Lichen sclerosus ist eine chronische, entzündliche Hauterkrankung, die nahezu ausschließlich bei Frauen auftritt. Nur selten erkranken Männer oder Kinder. Typische Symptome von Lichen sclerosus sind starker Juckreiz und Hautveränderungen im Intimbereich. Meistens ist die Vulva betroffen. Lichen sclerosus kann sich aber auch bis zum After und den zwischen den Schenkeln ausdehnen.

Die flechtenähnlichen, weißlich schimmernden Hautveränderungen gehen oft mit starkem Juckreiz einher. In fortgeschrittenen Stadien entstehen mitunter Vernarbungen, die zu Problemen beim Wasserlassen und zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr führen.

In den meisten Fällen lassen sich die Symptome durch eine lokale Kortisonbehandlung lindern. Wegen des schubweisen Verlaufs ist die Rückfallquote (Rezidivrate) bei Lichen sclerosus aber groß.

Was bedeutet Lichen sclerosus?

Der Fachbegriff Lichen sclerosus setzt sich zusammen aus den altgriechischen Wörtern für Flechte (Lichen) und trocken oder hart (skleros). „Trockene Flechten" beschreibt anschaulich die Symptomatik von Lichen sclerosus. Die Haut trocknet aus und es entstehen narbige Veränderungen, die wie Flechten wirken.

Wie entsteht Lichen sclerosus?

Die Entstehung von Lichen sclerosus ist nicht bekannt. Experten gehen von einer Beteiligung des körpereigenen Immunsystems aus. Es richtet sich irrtümlich gegen Hautzellen und Bindegewebe und löst damit Entzündungsschübe aus. Insofern wäre Lichen sclerosus zu den Autoimmunerkrankungen zu zählen.

Häufigkeit

Lichen sclerosus ist eine seltene Hauterkrankung. Die Häufigkeit wird für Deutschland mit 14 neuen Fällen pro 100.000 Einwohner und Jahr (Jahresinzidenz) angegeben. Frauen sind etwa 10-mal häufiger betroffen als Männer.

Bei Frauen liegt der Häufigkeitsgipfel nach dem 50. Lebensjahr, also meist nach den Wechseljahren (Menopause). Nach Angaben des Bundesverbandes der Frauenärzte sind etwa 3 Prozent der Frauen im Alter von mehr als 80 Jahren betroffen.

Männer erkranken überdurchschnittlich oft zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr. Kinder mit Lichen sclerosus sind in der Mehrzahl zwischen 5 und 11 Jahren alt.

Symptome

Die Symptome von Lichen sclerosus bei Frauen ähneln in den meisten Fällen den Symptomen von Scheidenpilz. Auch Schuppenflechte (Psoriasis), Ekzeme und allergische Hautreaktionen sind für Laien nicht immer auf Anhieb von Lichen sclerosus zu unterscheiden. Deshalb werden viele Fälle von Lichen sclerosus lange Zeit nicht als solche erkannt.

Lichen sclerosus: Wo treten Symptome auf?

Das auffälligste Symptom von Lichen sclerosus ist ein mitunter sehr starker Juckreiz (Pruritus), insbesondere bei Befall des Intimbereichs. Die Haut in den betroffenen Bereichen ist oft gerötet oder verfärbt sich weißlich. Entzündungen sorgen für Wundgefühl und Brennen, mitunter auch beim Wasserlassen. In den meisten Fällen betrifft Lichen sclerosus den Intimbereich, den Analbereich und - seltener - die Schenkel. Zuweilen treten die Hautveränderungen auch an Schulter und Oberarmen auf.

Nach langen oder mehreren Schüben von Lichen sclerosus im Bereich der Vulva können die Haut und das Bindegewebe vernarben und schrumpfen. Das verursacht mitunter starke Schmerzen beim Eindringen in die Vagina, etwa beim Geschlechtsverkehr.

Komplikation von Lichen sclerosus

Nach wiederholten Schüben von Lichen sclerosus erhöht sich das Risiko für die Bildung von Krebsvorstufen. Die Deutsche Krebsgesellschaft bezeichnet Lichen sclerosus als Risikofaktor für Vulvakrebs (siehe Quellen). Die Autoren berufen sich dabei auf eine Studie, die 2020 in der Fachzeitschrift Journal of the American Academy of Dermatology veröffentlicht wurde. Vulvakrebs ist eine sehr seltene Krebserkrankung. Nach Angaben der Krebsgesellschaft nimmt die Häufigkeit in jüngster Vergangenheit aber zu.

Ursachen

Die Ursachen von Lichen sclerosus sind nicht ausreichend erforscht. Eine der diskutierten Hypothesen geht davon aus, dass es sich um eine Autoimmunerkrankung handelt. Demnach wendet sich das körpereigene Abwehrsystem aus unbekannten Gründen gegen das Bindegewebe und Hautzellen. Dadurch entstehen Entzündungen, die die Symptomatik verursachen.

Da Lichen sclerosus bei Frauen nach der Menopause und bei Männern erst nach dem 50. Lebensjahr auftritt, erscheinen hormonelle Einflüsse (Wechseljahre der Frau, abnehmender Testosteronspiegel bei Männern) ebenfalls als plausible Risikofaktoren.

Lichen sclerosus ist nicht ansteckend und nicht übertragbar.

Untersuchung

Wer diagnostiziert Lichen sclerosus?

Erfahrene Gynäkologen und Hautärzte erkennen Lichen sclerosus in der Regel durch Blickdiagnose. Um die Diagnose zu sichern oder Sekundärinfektionen zu bestimmen wird mitunter ein Abstrich genommen und labormedizinisch untersucht. Die Entnahme von Hautproben (Biopsie) zur weiteren Untersuchung erfolgt nur in Ausnahmefällen, um andere Erkrankungen als Ursache der Symptome auszuschließen.

Behandlung

Was hilft bei Lichen sclerosus?

Akute Schübe von Lichen sclerosus sind gut zu behandeln. In der Regel verschreiben Ärzte eine stark wirkende kortisonhaltige Salbe gegen die entzündlichen Prozesse. Eine Fettsalbe hilft dabei, die ausgetrocknete Haut mit Feuchtigkeit zu versorgen.

Die Therapie von Lichen sclerosus ist langwierig. Sie sollte konsequent über längere Zeit (ca. 3 Monate) fortgesetzt und bei Bedarf wiederholt werden.

Etwaige zusätzliche Infektionen (Sekundärinfektionen) werden nach Identifikation der Ursache behandelt.

Wer behandelt Lichen sclerosus?

Experten für die Behandlung von Lichen sclerosus sind Fachärzte für Frauenheilkunde (Gynäkologen) und Hautärzte (Dermatologen), bei Kindern auch Kinderärzte.

Prognose

Heilen lässt sich Lichen sclerosus nicht. Die Symptome aber lassen sich durch konsequente lokale Behandlung zuverlässig lindern.

Lichen sclerosus tritt schubweise auf. Vorbeugungsmaßnahmen für eine Verhinderung von erneuten Schüben sind nicht bekannt. In jedem Fall dürfte es hilfreich sein, die Haut nicht durch übertriebene Intimhygiene (zu viel Seife beispielsweise) unnötig zu belasten. Zu enge Kleidung und sportliche Aktivitäten, die die Haut im Genitalbereich belasten, sollten insbesondere während der Schübe vermieden werden.

Das Risiko einer Krebserkrankung infolge von Lichen sclerosus ist bei regelmäßiger Vorsorge gering.

Vorsorge

Regelmäßige jährliche Vorsorgeuntersuchungen beim Gynäkologen tragen wesentlich dazu bei, Lichen sclerosus frühzeitig zu erkennen und das Risiko für schwere Verläufe zu verringern. Auch Selbstuntersuchungen der Vulva helfen dabei, auffällige Veränderungen früh zu erkennen und schnell handeln zu können.

Komplikationen von Lichen sclerosus bei Männern oder Kindern sind selten. Nichtsdestotrotz sollten wiederkehrende und/oder auffällige Hautveränderungen bei Männern und Kindern ärztlich abgeklärt werden.

Sonstige

Selbsthilfe

Schwere Verläufe von Lichen sclerosus können die Lebensqualität erheblich einschränken. Betroffene erleben die Erkrankung mitunter als sehr belastend. Der Austausch in Selbsthilfegruppen kann sehr dazu beitragen, diese Belastung zu verringern. Eine große Selbsthilfeorganisation ist der eingetragene Verein Lichen Sclerosus Deutschland. Auf der Webseite werden beispielsweise Gruppentreffen und Informationsveranstaltungen (auch online) angeboten.

Quellen

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