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Narzisstische Persönlichkeitsstörung

Narzisstische Persönlichkeitsstörung

Was kennzeichnet eine narzisstische Persönlichkeitsstörung? Was unterscheidet Selbstbewusstsein und Narzissmus? Das und mehr erfahren Sie hier....

by Kaz Liste N

Was kennzeichnet eine narzisstische Persönlichkeitsstörung? Was unterscheidet Selbstbewusstsein und Narzissmus? Das und mehr erfahren Sie hier.

Synonyme

Narzissmus, exhibitionistischer Narzissmus, grandios-maligner Narzissmus, vulnerabel-fragiler Narzissmus; narcissistic personality disorder

Definition

Die narzisstische Persönlichkeitsstörung ist eine psychische Erkrankung. Auch wenn es auf den ersten Blick anders wirkt: Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung haben kein gesundes Selbstwertgefühl. Um diesen Mangel auszugleichen, sind sie über alle Maße egozentrisch. Sie werten andere häufig direkt oder indirekt ab, um sich selbst, zumindest oberflächlich, aufwerten zu können. Das Verhalten von Narzissten dient vor allem oder ausschließlich eigenen Interessen.

Von der Umwelt erwarten Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung stete Bewunderung. Gleichzeitig fehlt ihnen beinahe jede Empathie. Sie sind kaum in der Lage, sich in die Bedürfnisse oder Gefühle anderer Menschen zu versetzen oder diese wahrzunehmen, geschweige denn die Bedürfnisse anderer Menschen zu achten.

Was tun gegen narzisstische Persönlichkeitsstörungen?

Wie bei vielen psychischen oder psychosomatischen Erkrankungen gehört es zum Krankheitsbild der narzisstischen Persönlichkeitsstörung, dass die Betroffenen ihr Verhalten und ihre Wahrnehmung nicht als gestört erkennen. Deshalb ist es oft schwer, etwas gegen narzisstische Störungen zu tun. Die Therapiekonzepte gegen narzisstische Persönlichkeitsstörungen (siehe Behandlung) können nämlich erst greifen, wenn die Betroffenen wenigstens erste Einsicht in ihre Störung gewinnen – oder wegen des Leidensdrucks eine Behandlung angehen.

Häufigkeit

Die Studienlage zur Häufigkeit von narzisstischen Persönlichkeitsstörungen ist uneinheitlich. In vielen Veröffentlichungen wird die Häufigkeit mit 0,4 Prozent der erwachsenen Bevölkerung angegeben. Es gibt aber auch Studien, die von einer deutlich höheren Prävalenz ausgehen (bis zu 5,7 Prozent).

Narzisstische Persönlichkeitsstörungen sind vor allem bei Männern verbreitet. Ihr Anteil liegt bei 75 Prozent der Fälle.

Symptome

Die junge hübsche Frau streicht sich noch einmal die Haare, ehe sie das Selfie für ihren Instagram-Account schießt. Der junge Mann post mit durchtrainiertem Oberkörper vor der PS-starken Luxus-Karosse. Das Foto muss in die Welt: Likes sind die Belohnung. Ist das Eitelkeit? Selbstverliebtheit? Narzissmus? Oder gar Ausdruck einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung? Immer wieder ist zu lesen, dass Narzissmus sich immer stärker verbreite.

Was ist eine narzisstische Persönlichkeitsstörung?

Selbstbewusstes Auftreten, Stolz auf Erreichtes oder gelungene Werbung für die eigene Person allein sind kein Ausdruck einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung, sondern spiegeln oft einfach nur ein gesundes Selbstbewusstsein. Aber was ist eine narzisstische Persönlichkeitsstörung? Wann wird aus etwas mehr Selbstbewusstsein und einer Portion Selbstverliebtheit eine krankhaft narzisstische Störung? Die Übergänge sind fließend. Die krankhafte Persönlichkeitsstörung beginnt spätestens, wenn Betroffene unter den Symptomen ihres Verhaltens und ihrer Wahrnehmung leiden – oder wenn sie anderen beziehungsweise der Gesellschaft Schaden zufügen.

Symptome nach DSM-IV

Die offiziellen Diagnose-Kriterien für psychische Erkrankungen sind im „Diagnostischen und Statistischen Manual Psychischer Störungen" (DSM) zusammengefasst. Laut DSM-IV-TR beziehungsweise DSM-5 müssen für die Diagnose der narzisstischen Persönlichkeitsstörung mindestens fünf der folgenden Symptome seit dem frühen Erwachsenenalter vorliegen:

Übertriebenes, unbegründetes Gefühl der eigenen Bedeutung und Talente (Grandiosität)Fantasien von unbegrenzten Erfolgen, Einfluss, Macht, Intelligenz, Schönheit oder der vollkommenen LiebeGlaube an spezielle Einzigartigkeit, der nur von besonderen und einzigartigen Menschen verstanden wirdWunsch nach bedingungsloser BewunderungUneingeschränktes Recht, andere für eigene Ziele ausnutzen zu dürfenMangel an EmpathieNeid auf andere und der Glaube, dass andere sie beneidenArroganz und Überheblichkeit

Drei Subtypen der narzisstischen Persönlichkeitsstörung

Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung sind nicht auf Anhieb zu erkennen. Das liegt auch daran, dass sie sehr unterschiedliche Verhaltensweisen und Denkmuster ausbilden. Im American Journal of Psychology veröffentlichten der US-Psychologe Eric Russ und Kollegen 2008 eine Studie (siehe auch Quellen), die narzisstische Persönlichkeitsstörungen in 3 Subtypen einteilt:

Exhibitionistischer Narzissmus wird auch als offener Narzissmus bezeichnet. Narzissten des exhibitionistischen Typs sind häufig sehr funktional. Sie erreichen hochgesteckte Ziele – und passen perfekt in die Leistungsgesellschaft. Exhibitionistische Narzissten setzen sich gerne groß in Szene. Anderen gegenüber agieren sie kühl und arrogant.Grandios-maligner Narzissmus wird auch als der bösartige Subtyp der narzisstischen Persönlichkeitsstörung bezeichnet. Dieser Subtyp kennt nur ein Ziel: den eigenen Nutzen – und setzt dafür im Extremfall ohne Empathie alle Mittel ein. Der maligne Narzissmus kombiniert Egozentrik mit Aggression und antisozialem Verhalten bis hin zum Verfolgungswahn (Paranoia). Diktatoren wie Hitler oder Stalin gelten als Beispiele für maligne Narzissten.Vulnerabel-fragiler Narzissmus oder verdeckter Narzissmus wirkt auf den ersten Blick nicht wie eine narzisstische Persönlichkeitsstörung. Menschen mit diesem Subtyp erscheinen eher depressiv. Sie sind oft ängstlich. Kritik oder Fehlschläge kränken das Selbstwertgefühl dieses Typs unverhältnismäßig stark. Die Reaktion darauf ist allerdings defensiv, richtet sich gegen die eigene Person – und nicht nach außen auf andere Menschen. Menschen mit vulnerabel-fragilem Narzissmus leiden oft stark an ihrer Störung und suchen wegen Depressionen oder anderen psychischen Erkrankungen häufiger therapeutische Hilfe.

Folgeerkrankungen bei narzisstischer Persönlichkeitsstörung

Es erfordert sehr viel Energie, immer im Mittelpunkt zu stehen, immer der oder die Beste zu sein – oder wenigstens so zu erscheinen. Und dieser Stress hat seinen Preis: Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung entwickeln häufig andere psychische Erkrankungen. Dazu gehören Angststörungen, Depressionen, Essstörungen oder auch Suchterkrankungen und Zwangsstörungen. Der stete Kampf um Aufmerksamkeit und Anerkennung treibt Menschen mit krankhaftem Narzissmus mitunter sogar in den Suizid, insbesondere nach (echten oder vermeintlichen) Niederlagen.

Ursachen

Wie entsteht eine narzisstische Persönlichkeitsstörung?

Die genauen Ursachen von narzisstischen Persönlichkeitsstörungen sind nicht bekannt. Wie bei vielen anderen psychischen Erkrankungen spielen von außen einwirkende Faktoren sowie erbliche Veranlagungen eine Rolle.

Der norwegische Psychologe Svenn Torgersen hat 2006 die Ergebnisse einer Zwillingsstudie veröffentlicht (siehe auch Quellen). Demnach ist die Entwicklung einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung erheblich erblich bedingt. Allerdings gibt es für die Ergebnisse dieser Studie keine Bestätigung durch andere Studien.

Bei den meisten psychischen Erkrankungen spielen Umweltfaktoren eine wichtige Rolle. Damit gemeint sind vor allem Erlebnisse in der Kindheit bzw. der sozialen Entwicklung (Sozialisation). Ob fordernde, vernachlässigende oder überbesorgte Eltern, ob Verlusterfahrungen, Kränkungen oder Misserfolge: Es ist eine Vielzahl von Erfahrungen in Kindheit, Jugend und Pubertät denkbar, die eine narzisstische Persönlichkeitsstörung begünstigen könnten. Gesicherte Erkenntnisse dazu gibt es bislang nicht.

Hohes oder geringes Selbstwertgefühl?

Außenstehende vermuten in Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung des offenen oder bösartigen Typs ein ausgeprägtes Selbstwertgefühl, das sich kaum erschüttern lässt. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung haben ein ausgesprochen gering ausgeprägtes Selbstwertgefühl. Und aus genau diesem Grund inszenieren sie sich selbstherrlich. Umgangssprachlich formuliert: Sie blasen sich auf, damit niemand erkennt, wie klein sie sich selbst fühlen.

Untersuchung

Die Diagnose einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung sollte nur durch erfahrene Expertinnen oder Experten gestellt werden (Psychologen, Psychotherapeuten, Fachärzte). Denn die Störung ist selbst für Fachleute nicht einfach zu diagnostizieren. Einerseits ist die Grenze zwischen übertriebenem und pathologischem (krankhaften) Selbstwertgefühl nicht leicht zu ziehen. Außerdem kommen mitunter auch andere Diagnosen in Betracht. Beispiele für solche Differenzialdiagnosen sind:

Bipolare Störung: Einige Symptome der narzisstischen Persönlichkeitsstörung ähneln den Symptomen in euphorischen Phasen der bipolaren Störung.Antisoziale Persönlichkeitsstörungen sind unter anderem durch die Ausnutzung anderer Menschen geprägt – und damit ein abzugrenzendes Krankheitsgebiet.Histrionische Persönlichkeitsstörungen sind unter anderem dadurch gekennzeichnet, dass die Betroffenen stets übermäßige Anerkennung suchen, immer im Mittelpunkt stehen wollen – und andere Menschen ohne Empathie ausnutzen, um ihre Ziele zu erreichen. Histrionische Menschen sind deshalb aber nicht zwingend krankhaft narzisstisch.

Behandlung

Narzisstische Persönlichkeitsstörungen sind nicht leicht zu behandeln. Häufig scheitert eine Therapie bereits daran, dass die Betroffenen keine Einsicht in den Krankheitswert haben. Aus der Sicht des Narzissten ist das schlüssig: Schließlich ist die erkrankte Person grandios. Nur die anderen haben ein Problem – Therapierende inklusive.

Wie therapiert man narzisstische Persönlichkeitsstörungen?

Die Psychotherapie von narzisstischen Persönlichkeitsstörungen steht vor allem vor der Herausforderung, dass stets das Damoklesschwert eines Abbruchs über der Behandlung schwebt. Experten raten daher zu psychotherapeutischen Methoden, die auf Konfrontation verzichten. Ob Psychoanalyse oder tiefenpsychologisch-fundierte Therapieformen: Als geeignet gelten Herangehensweisen, die Klientinnen und Klienten einfühlsam und fürsorglich unterstützen. In solch einem geschützten Umfeld kann es gelingen, dass die Betroffenen ihren narzisstischen Selbstschutz allmählich auflösen und in einen Heilungsprozess übergehen können.

Kognitive Verhaltenstherapie

Die kognitive Verhaltenstherapie ist eine weitere Option in der Therapie von narzisstischen Persönlichkeitsstörungen. Diese Therapieform hat unter anderem den Vorteil, dass sie stets vom Erleben der Betroffenen ausgeht. Klientinnen und Klienten haben daher keinen Grund, die Inhalte der Therapie von vorneherein abzulehnen oder abzuwerten.

Medikamentöse Therapie

Eine geeignete medikamentöse Therapie von narzisstischen Persönlichkeitsstörungen gibt es nicht. Medikamente werden allenfalls gegen begleitende psychische Erkrankungen wie Angststörungen oder Depressionen eingesetzt.

Prognose

Psychotherapeutische Behandlungen werden narzisstische Persönlichkeitsstörungen in aller Regel nicht vollständig auflösen können. Sie können aber den Werkzeugkoffer vermitteln, mit dem erkrankte Menschen ein weitgehend normales Leben führen können.

Ohne psychotherapeutische Begleitung steigt das Risiko für Angsterkrankungen, Depressionen oder Suchterkrankungen, insbesondere Alkoholabhängigkeit und Drogensucht. Diese Erkrankungen wiederum können Lebensqualität und Lebensdauer negativ beeinflussen.

Verlauf

Der Häufigkeitsgipfel für die stärkste Ausprägung narzisstischer Persönlichkeitsstörungen liegt nach Einschätzung der meisten Expertinnen und Experten im jungen Erwachsenenalter zwischen 20 und 40.
Laut einer Studie der Universität von Illinois (USA) nimmt die Schwere der Symptome später oft ab. Demnach wenden sich Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung beispielsweise nach Gründung einer Familie oder Heirat stärker den geliebten Menschen zu.

Quellen

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