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Schwangerschaftsdiabetes

Schwangerschaftsdiabetes

Die meisten Frauen haben während der Schwangerschaft normale Blutzuckerwerte. Bei einigen Schwangeren übersteigt der Blutzuckerspiegel jedoch bestimmte Werte....

by Kaz Liste S

Die meisten Frauen haben während der Schwangerschaft normale Blutzuckerwerte. Bei einigen Schwangeren übersteigt der Blutzuckerspiegel jedoch bestimmte Werte. Dann sprechen Ärzte von Schwangerschaftsdiabetes oder Gestationsdiabetes. Grund dafür ist, dass sich der Stoffwechsel während der Schwangerschaft verändert und der Zucker langsamer aus dem Blut in die Zellen aufgenommen wird.

Synonyme

Gestationsdiabetes, Gestationsdiabetes mellitus (GDM), Typ-4-Diabetes

Definition

Schwangerschaftsdiabetes ist anders als „normale" Zuckerkrankheit. Schwangerschaftsdiabetes ist eine Stoffwechselstörung, die sich erstmals während der Schwangerschaft entwickelt. Dabei sind die Blutzuckerwerte der Mutter über die Norm erhöht. Nach der Schwangerschaft normalisieren sich die Blutzuckerwerte bei den meisten Frauen wieder.

Bei vielen Schwangeren verläuft die Schwangerschaft trotz der erhöhten Blutzuckerwerte normal und sie bringen ein gesundes Kind zur Welt. Wird Schwangerschaftsdiabetes aber nicht oder zu spät erkannt, steigt das Risiko für seltene Schwangerschaftserkrankungen wie Schwangerschaftsvergiftung oder Geburtskomplikationen. Mit einem Blutzuckersuchtest (Glukosetoleranztest) lässt sich Schwangerschaftsdiabetes rechtzeitig erkennen. Bei den meisten Frauen reicht eine Ernährungsumstellung aus, um die Blutzuckerwerte wieder zu normalisieren und das Risiko für Komplikationen zu senken.

Häufigkeit

Schwangerschaftsdiabetes zählt weltweit zu den häufigsten Schwangerschaftskomplikationen.

2017 wurde nach Angaben des Robert Koch Instituts bei fast 6 von 100 werdenden Müttern ein Schwangerschaftsdiabetes festgestellt (siehe Quellen: Diabetes in Deutschland). Damit waren etwa 45.000 Frauen von der Schwangerschaftskomplikation betroffen. Experten vermuten allerdings, dass die Zahl höher liegt, da nicht jeder festgestellte Gestationsdiabetes im Mutterpass dokumentiert wird. Ein Rückblick auf die vergangenen Jahre zeigt, dass die Anzahl der Diagnosen von Jahr zu Jahr steigt.

Symptome

Schwangerschaftsdiabetes verursacht normalerweise keine Beschwerden. Manchmal steigt das Durstgefühl oder Schwangere fühlen sich müde und geschwächt. Diese Symptome werden oft als Schwangerschaftsbeschwerden fehlinterpretiert. Daher ist es wichtig, die Vorsorgeuntersuchungen während der Schwangerschaft wahrzunehmen. Denn nur ein Blutzuckertest kann eindeutig einen Schwangerschaftsdiabetes feststellen.

Welche Anzeichen deuten auf Schwangerschaftsdiabetes?

Bei manchen Frauen weisen diese Anzeichen auf einen Schwangerschaftsdiabetes hin:

Erhöhter BlutdruckGesteigerte Menge an FruchtwasserErhöhter Zuckergehalt im UrinGesteigerte Anfälligkeit für Scheidenentzündungen und BlasenentzündungenStarke Gewichts- und Größenzunahme des Ungeborenen

Diagnose

Schwangerschaftsdiabetes-Test: Wo wird er gemacht?

Der Test auf Schwangerschaftsdiabetes ist in jeder Frauenarztpraxis möglich. Der Diabetestest für Schwangere gehört zu den empfehlenswerten Früherkennungsuntersuchungen. Daher werden die Kosten von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Jede Frau entscheidet allerdings selbst, ob sie den Test machen lassen möchte. Hilfestellung bei der Entscheidung bietet die Broschüre Untersuchung auf Schwangerschaftsdiabetes des Gemeinsamen Bundesausschusses. Das Testergebnis wird im Mutterpass festgehalten.

Zuckertest: Wie läuft der Test auf Schwangerschaftsdiabetes ab?

Der Zuckertest (Glukosetoleranztest) misst, wie der Körper auf eine größere Menge Traubenzucker (Glukose) reagiert. Übersteigt der Blutzuckerspiegel bestimmte Werte, deutet das auf einen Schwangerschaftsdiabetes hin. Der Test wird in der 24. bis 27. Schwangerschaftswoche gemacht. Er besteht aus zwei Teilen – dem Vortest und dem Diagnosetest. Für das Baby birgt der Test keine Risiken.

Vortest: Der Vortest wird auch „kleiner Zuckerbelastungstest" oder „Glukose-Challenge-Test" genannt. Beim Vortest trinken Schwangere ein Glas Wasser, in dem 50 Gramm Zucker aufgelöst sind. Nach einer Stunde wird Blut abgenommen und die Höhe des Blutzuckers bestimmt. Ein Wert unter 7,5 Millimol pro Liter (mmol/l) oder 135 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) gilt als unauffällig. Es ist kein weiterer Test notwendig. Ist der Wert erhöht, bedeutet das jedoch noch nicht die Diagnose Schwangerschaftsdiabetes. Die kann erst nach dem Diagnosetest gestellt werden.

Diagnosetest: Mit dem „großen Zuckertest" oder „oralen Glukosetoleranztest" genannten Test lässt sich Schwangerschaftsdiabetes feststellen. Der Schwangerschaftsdiabetes-Diagnosetest beginnt mit einer Blutabnahme. Danach trinkt die Schwangere auf nüchternen Magen schluckweise eine Zubereitung aus 300 Milliliter Wasser und 75 Gramm Traubenzucker. Nach einer Stunde und nach zwei Stunden wird erneut Blut abgenommen. Von allen drei Blutproben wird der Blutzuckergehalt bestimmt. Die Diagnose Schwangerschaftsdiabetes gilt als gesichert, wenn einer der folgenden drei Werte erreicht oder überschritten ist:

Nüchtern: 5,1 mmol/l oder 92 mg/dlNach einer Stunde: 10,0 mmol/l oder 180 mg/dlNach zwei Stunden: 8,5 mmol/l oder 153 mg/dl

Ursachen

Wie entsteht Schwangerschaftsdiabetes?

Im Laufe der Schwangerschaft verändert sich der mütterliche Stoffwechsel. Besonders in der zweiten Schwangerschaftshälfte auch der Hormonhaushalt. Der Körper produziert nun größere Mengen der Botenstoffe (Hormone) Östrogen, Progesteron, Kortisol, Plazentalaktogen und Prolaktin. Eine Aufgabe dieser Hormone ist es, Energie für die Entwicklung des Ungeborenen bereitzustellen. Diese Energie wird als Traubenzucker im Blut transportiert und erhöht den Blutzuckerspiegel. Gleichzeitig hemmen die Schwangerschaftshormone die Wirkung von Insulin. Insulin reguliert den Zuckerstoffwechsel, indem es dafür sorgt, dass die Körperzellen den Zucker aus dem Blut aufnehmen. Dadurch sinkt der Blutzuckerspiegel. Wenn aber mehr Zucker im Blut ist und die Wirkung des Insulins gleichzeitig gehemmt, steigt unweigerlich der Blutzuckerspiegel – es entsteht ein Schwangerschaftsdiabetes. Die Insulinmenge reicht nicht mehr aus, um die durch die Schwangerschaft vermehrte Zuckermenge im Blut zu verstoffwechseln.

Mediziner bezeichnen das als physiologische Insulinresistenz. Sie tritt bei jeder Schwangeren auf. Unabhängig davon, ob sie einen Schwangerschaftsdiabetes hat oder nicht.

Risikofaktoren

Wer entwickelt Schwangerschaftsdiabetes?

Für die Entwicklung eines Schwangerschaftsdiabetes spielen Erbanlagen, Übergewicht und Bewegungsmangel eine wichtige Rolle. Ebenfalls steigt das Risiko für einen Schwangerschaftsdiabetes, wenn eine Frau schon einmal einen Schwangerschaftsdiabetes hatte oder wenn die werdende Mutter älter ist.

Warum erkranken Übergewichtige häufiger?

Je höher der Body-Mass-Index (BMI), desto wahrscheinlicher erkranken Schwangere an Schwangerschaftsdiabetes. Übergewichtige Frauen haben ohnehin ein erhöhtes Diabetesrisiko. Aufgrund der schwangerschaftstypischen Insulinresistenz nimmt dieses Risiko während der Schwangerschaft deutlich zu. Je höher die Fettleibigkeit, umso größer das Risiko. Experten gehen mittlerweile davon aus, dass Fettzellen selbst Stoffe produzieren, die die Insulinresistenz fördern und damit das Risiko für Schwangerschaftsdiabetes bei übergewichtigen Schwangeren noch einmal erhöhen.

Schwangerschaftsdiabetes und Risikoschwangerschaft

Bei den meisten Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes verläuft die Schwangerschaft normal. Dennoch werden die Frauen als Risikoschwangere eingestuft. Das hat folgende Hintergründe:

Das Geburtsgewicht der Kinder von Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes ist etwas höher (über 4.000 Gramm). Deshalb kommt es häufiger zu Kaiserschnittentbindungen.Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes entwickeln selten, aber häufiger als Frauen ohne Schwangerschaftsdiabetes, eine Schwangerschaftsvergiftung (Präeklampsie). Schwangerschaftsvergiftung sind die häufigste Ursache für Todesfälle bei der Geburt. Ausführliche Informationen im Beitrag Schwangerschaftsvergiftung.Bei Schwangerschaftsdiabetes ist der Zuckergehalt auch im Urin erhöht. Dadurch können leichter Harnwegsinfekte auftreten, die Frühgeburten oder Schwangerschaftsvergiftungen begünstigen.

Wo entbinden mit Schwangerschaftsdiabetes?

Weil Schwangere mit Schwangerschaftsdiabetes als Risikoschwangere eingestuft werden, empfehlen Experten die Geburt in einer Entbindungsklinik mit diabetologischer Erfahrung. Bei Schwangeren mit einem insulinpflichtigen Schwangerschaftsdiabetes raten Frauenärzte, in einer Geburtsklinik mit einer speziellen Abteilung für die Versorgung von früh oder krank geborenen Kindern (Neonatologie) zu entbinden. Gynäkologen kennen in der Regel die Kliniken in der jeweiligen Region, die für die Entbindung bei Schwangerschaftsdiabetes gut geeignet sind. Auch Krankenkassen beraten gerne bei der Auswahl einer entsprechenden Geburtsklinik.

Typ-2-Diabetes als Spätfolge von Schwangerschaftsdiabetes

Nach der Geburt normalisiert sich der Blutzuckerspiegel bei den meisten Frauen spontan. Auf lange Sicht behalten Frauen nach einem Schwangerschaftsdiabetes aber ein erhöhtes Risiko, einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln. Das gilt besonders für Frauen, die starkes Übergewicht oder während der Schwangerschaft Insulin gespritzt haben. Auch Frauen mit einer familiären Vorbelastung (Diabetes bei Verwandten 1. Grades) sind eher betroffen.

Stillen mindert das Diabetesrisiko

Mit einem gesunden Lebensstil kann das Auftreten eines Typ-2-Diabetes verzögert oder sogar verhindert werden. Auch Stillen hat eine Schutzwirkung. Um den Stoffwechsel der Mutter günstig zu beeinflussen, ist eine Stilldauer von mindestens 3 Monaten empfehlenswert.

Diabetesrisiko für Neugeborene

Auch für manche Kinder hat der Schwangerschaftsdiabetes der Mutter gesundheitliche Auswirkungen. Sie haben nicht nur ein erhöhtes Risiko übergewichtig zu werden, sondern ebenfalls selbst an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Deswegen ist es umso wichtiger, Schwangerschaftsdiabetes rechtzeitig zu behandeln.

Behandlung

Was hilft bei Schwangerschaftsdiabetes?

Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes haben ein höheres Risiko für Komplikationen während der Schwangerschaft und bei der Geburt. Mit einer Senkung der Blutzuckerwerte normalisiert sich das Risiko. Die meisten Schwangeren erreichen niedrigere Blutzuckerwerte durch eine Änderung ihres Lebensstils. Dazu zählen eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung. Hilfreich ist oft eine Ernährungsberatung. Regelmäßige Blutzuckerkontrollen sind erforderlich, um die Zuckerwerte im Blick zu behalten. Manche Frauen werden von ihrer Gynäkologin oder ihrem Gynäkologen an einen Facharzt für Diabetologie überwiesen.

Schwangerschaftsdiabetes: Wie oft testen?

In den ersten beiden Wochen nach der Diagnose Schwangerschaftsdiabetes wird am besten 4-mal am Tag der Blutzuckerspiegel gemessen und in einer Art Tagebuch dokumentiert, den Blutzuckertagesprofilen. Die Profile verschaffen einen Überblick darüber, wie sich der Blutzuckerspiegel entwickelt. Sind die Werte normal, genügen ein oder zwei Messungen pro Tag in der folgenden Zeit der Schwangerschaft.

Messung des Blutzuckers: Schwangere messen den Blutzuckerspiegel in der Regel selbst. Dazu sticht sie sich mit einer kleinen Stechhilfe in den Finger. Der Blutstropfen wird auf einen Teststreifen aufgebracht und in einem Messgerät wird der Blutzuckerwert bestimmt.

Der Blutzuckerwert wird gemessen:

Nüchtern vor dem Frühstück undJeweils 1 oder 2 Stunden nach Beginn der 3 Hauptmahlzeiten (Frühstück, Mittag- und Abendessen).

Welche Blutzuckerwerte bei Schwangerschaftsdiabetes?

Um den Schwangerschaftsdiabetes gut einzustellen, sollten bestimmte Zielwerte erreicht werden. Bei manchen Frauen werden die Werte allerdings trotz Anpassung des Lebensstils deutlich überschritten. Dann wird der Arzt eine Behandlung mit Insulin in Betracht ziehen.

Blutzucker nüchtern nach dem Aufstehen: unter 95 mg/dl (5,3 mmol/l)1 Stunde nach Beginn einer Mahlzeit: unter 140 mg/dl (7,8 mmol/l)2 Stunden nach Beginn einer Mahlzeit: unter 120 mg/dl (6,7 mmol/l)

Schwangerschaftsdiabetes: Ernährung

Mit einer ausgewogenen, an die Schwangerschaft angepassten, Ernährung und ausreichend Bewegung erreichen die meisten Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes normale Blutzuckerwerte. Wie die optimale Ernährung bei Schwangerschaftsdiabetes aussieht, vermitteln Fachkräfte für Ernährungs- oder Diabetesberatung oder Hebammen. Eine Vielzahl von Anregungen finden Sie auch in der Rubrik Gesunde Ernährung.

Positiv auf den Blutzuckerspiegel und gegen eine übermäßige Gewichtszunahme während der Schwangerschaft wirkt sich Bewegung aus. Welche Sportart geeignet ist, ist von Frau zu Frau unterschiedlich. Ob ein 30-minütiger, flotter Spaziergang oder Gymnastik, Radfahren oder Schwimmen: Jegliche Bewegung wirkt sich günstig auf die Gesundheit der Schwangeren und ihres ungeborenen Kindes aus.

Wann sind Medikamente beim Schwangerschaftsdiabetes nötig?

Senken eine Ernährungsumstellung und ein mehr an Bewegung die Blutzuckerwerte nicht ausreichend, muss Insulin gespritzt werden. Bei ungefähr einer von vier Frauen ist eine Insulin-Behandlung notwendig. Viele Schwangere, die mit Insulin behandelt werden, spritzen morgens und abends ein langwirksames Insulin und rund um die Mahlzeiten ein kurzwirksames Insulin. Die Behandlung erfolgt bis zur Geburt. Danach sind die Blutzuckerwerte bei den meisten Frauen wieder im normalen Bereich. Dennoch sollte die Mutter weiterhin ihre Blutzuckerwerte regelmäßig kontrollieren.

Wenn die Insulinbehandlung nicht ausreicht: Manchmal reicht auch die Behandlung mit Insulin nicht aus, um gute Werte zu erzielen. Dann verschreiben Ärzte Metformin-Tabletten. Das orale Antidiabetikum ist allerdings für die Behandlung bei Schwangeren nicht zugelassen. Daher müssen Schwangere eine Einverständniserklärung unterschreiben.

Vorbeugung

Bei jeder Schwangeren besteht ein gewisses Risiko für Schwangerschaftsdiabetes. Besonders hoch ist dieses Risiko für übergewichtige Frauen und Frauen mit einer familiären Belastung. Je höher das Übergewicht, umso größer das Risiko. Studien belegen, dass Gewichtsabnahme das Risiko für das Entstehen von Schwangerschaftsdiabetes deutlich senkt.

Darüber hinaus profitieren Schwangere, wenn sie sich regelmäßig und ausreichend bewegen. Das hilft nicht nur, einem Schwangerschaftsdiabetes vorzubeugen, sondern fördert auch sonst eine für Mutter und Kind gesunde Schwangerschaft.

Quellen

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