Kazliste menu
Trichterbrust

Trichterbrust

Eine Trichterbrust ist eine angeborene Fehlbildung des Brustkorbes. Sie kann harmlos bleiben, aber auch die Funktion von Organen beeinträchtigen....

by Kaz Liste T

Eine Trichterbrust ist eine angeborene Fehlbildung des Brustkorbes. Sie kann harmlos bleiben, aber auch die Funktion von Organen beeinträchtigen. Hier finden Sie Antworten auf Fragen wie „Was ist eine Trichterbrust?“, „Sind Trichterbrüste harmlos?“ und: „Wie wird eine Trichterbrust behandelt?“

Synonyme

Pectus excavatum

Definition

Was ist eine Trichterbrust?

Als Trichterbrust (Pectus excavatum) wird eine angeborene Fehlbildung des Brustkorbs bezeichnet, bei der das Brustbein auffällig nach innen gewölbt ist. Dadurch bekommt die vordere Brustwand die Form eines Trichters. Verantwortlich dafür ist eine Störung des Knorpel- und Knochenwachstums. In den meisten Fällen sind neben dem Brustbein auf jeder Seite vier bis fünf Rippen mit einbezogen.

Muss eine Trichterbrust operiert werden?

Trichterbrüste müssen nicht zwingend operiert werden. Bei einer leichten Trichterbrust ist meist nicht einmal eine medizinische Behandlung erforderlich. Ausgeprägte, tiefe Trichter wirken sich dagegen häufig auf die Funktion von Herz und Lunge aus. Zudem verursachen Trichterbrüste wegen des Erscheinungsbildes häufig psychische Belastungen. Im Allgemeinen gilt die Trichterbrust als gut behandelbar. Für die Therapie stehen verschiedenen Formen zur Verfügung.

Trichterbrust: Wann zum Arzt?

Ob von einer Trichterbrust eine gesundheitliche Gefährdung ausgeht, hängt von Lage und Tiefe des Trichters ab. Da Trichterbrüste sich in der Regel bereits im ersten Lebensjahr abzeichnen, werden sie bei Säuglingen und Kleinkindern im Rahmen der kinderärztlichen U1- bis U6-Untersuchungen diagnostiziert.

Häufigkeit

Die Trichterbrust ist eine seltene Entwicklungsstörung. Die Häufigkeit wird mit 1 bis 8 von 1.000 Geburten angegeben. Die Erkrankung tritt familiär gehäuft auf und betrifft Jungen etwa 4- bis 5-mal häufiger als Mädchen.

Symptome

Trichterbrüste stellen nicht zwingend ein gesundheitliches Risiko dar. Die Symptome hängen stark davon ab, wie ausgeprägt die Trichterbrust ist und wie alt die Betroffenen sind. Typische körperliche Symptome sind:

Verminderte körperliche LeistungsfähigkeitKurzatmigkeitBrustschmerzenHerzrasen (Tachykardie)Asymmetrische Brüste bei Männern und FrauenRückenschmerzen (durch die Fehlhaltung)Gehäuft Atemwegsinfekte (nicht in allen Fällen)

Menschen mit ausgeprägter Trichterbrust erleben die Fehlbildung mitunter als sehr belastend. Das erhöht das Risiko für psychische Erkrankungen wie Depressionen.

Mögliche Komplikationen

Komplikationen von Trichterbrust-Erkrankungen sind selten. Wenn die Trichterbrust die Bewegungsfreiheit von Lunge oder Herz einschränkt, kann die Funktion der Organe eingeschränkt werden. Das gilt am Herzen insbesondere für die Funktion der Klappen.

Wirbelsäulenverkrümmungen (Skoliosen) sind eine weitere mögliche Komplikation einer Trichterbrust. Allerdings ist bislang nicht gesichert, ob Skoliosen eine Folge der Trichterbrust selbst oder damit verbundener Schonhaltungen sind.

Ursachen

Wie entsteht eine Trichterbrust?

Eine Trichterbrust entwickelt sich in der Regel noch während der Schwangerschaft oder im ersten Lebensjahr. Die genaue Ursache für die Knorpelfehlbildungen im Brustkorb ist noch nicht bekannt.
In seltenen Fällen entwickelt sich eine Trichterbrust durch Verletzungen oder (Vor)-Erkrankungen. Beispielsweise kann eine Trichterbrust im Gefolge eines Marfan-Syndroms (angeborene Bindegewebserkrankung), eines Poland-Syndroms (multiple Fehlbildungen, u.a. der Brustmuskeln) oder von Skoliosen auftreten. Auch Alkoholkonsum während der Schwangerschaft kann bei Neugeborenen zu einer Trichterbrust führen (siehe auch Fetales Alkohol-Syndrom). Früher entwickelten sich Trichterbrüste oft als Folge eines dauerhaften Vitamin-D-Mangels (Rachitis).

Untersuchung

Wer diagnostiziert Trichterbrust?

Trichterbrüste werden in der Regel von Kinderärzten während der Vorsorgeuntersuchungen von Neugeborenen und Kleinkindern diagnostiziert. Je nach Ausprägung beziehen Kinderärzte dann Orthopäden und Chirurgen in Diagnose und Therapie ein.

Wie Trichterbrust messen?

Bei der diagnostischen Untersuchung werden Trichterbrüste zunächst vermessen und die Deformation mit Fotos aus verschiedenen Perspektiven dokumentiert. Zudem wird abgeklärt, ob die Verformung des Brustkorbs innere Organe wie Herz oder Lunge beeinträchtigt. Zu diesem Zweck dienen unter anderem Röntgenaufnahmen, Elektrokardiogramm (EKG), Magnetresonanztomografie (MRT), Lungenfunktionstests und eine Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiografie).

Behandlung

Wer behandelt Trichterbrust?

In der Regel begleiten Kinderärzte die Behandlung einer Trichterbrust. Bedarfsweise werden Orthopäden, Chirurgen, Lungen- und Herzspezialisten sowie Physiotherapeuten hinzugezogen.

Konservative Therapie: Was hilft gegen Trichterbrust?

Abhängig von dem Grad der Fehlbildung werden Trichterbrüste durch eine Kombination mehrerer Maßnahmen behandelt. In sehr vielen Fällen eignet sich vor allem die Kombination einer Saugglockenbehandlung mit Physiotherapie. Andere Optionen sind Implantate und die Trichterbrust-OP nach Nuss.

Trichterbrust anheben mit einer Saugglocke

Bei einer leichten Trichterbrust lassen sich mit einer speziellen Saugglocke aus orthopädischem Silikon gute Ergebnisse erzielen. Die Saugglocke erzeugt einen Unterdruck, der den Brustkorb anhebt. Nachteil der Saugglocke: Sie muss jeden Tag für mehrere Stunden täglich aufgesetzt werden und das über etwa zwei bis drei Jahre. Außerdem müssen die Patienten die Kosten in der Regel selbst tragen. Der Effekt ist in den ersten drei Monaten am stärksten. Muskelaufbau und zusätzliches Haltungstraining werden unterstützend empfohlen. Zu den Vorteilen der Saugglockentherapie zählt, dass sie schon bei Kindern ab etwa sechs Jahren eingesetzt werden kann.

Die Saugglocke wird individuell angepasst und kann problemlos unter der Kleidung und auch beim Sport getragen werden.

Grundsätzlich empfehlenswert: Physiotherapie

Da eine Trichterbrust meist mit einer körperlichen Fehlhaltung verbunden ist, können Kinder und Jugendliche mit speziellen krankengymnastischen Übungen dieser Fehlhaltung entgegenwirken. Auch mit Ausdauersport wie Joggen oder Schwimmen lässt sich eine Trichterbrust positiv beeinflussen.

Wenn die anderen Therapieoptionen nicht infrage kommen oder nicht erfolgreich waren, bleibt die Möglichkeit, eine Trichterbrust operativ auszugleichen. Eine Operation wird dann empfohlen, wenn die Trichterbrust so ausgeprägt ist, dass sie Lunge oder Herz beeinträchtigt.

Trichterbrust-OP: Wo finde ich Spezialisten?

Trichterbrüste sind seltene Fehlbildungen – und nicht alle Krankenhäuser sind mit den aktuellen OP-Methoden gleich gut vertraut. Spezialisten für Trichterbrust-OPs finden Sie beispielsweise in den großen Kinderkliniken. Auch Krankenkassen führen Listen mit spezialisierten Kinderchirurgen.

OP: Trichterbrustkorrektur nach Nuss

Die gängigen Verfahren zur Trichterbrust-OP basieren auf der Trichterbrustkorrektur nach Nuss, die auch als MIRPE (Minimally Invasive Repair of Pectus Excavatum) bezeichnet wird. Diese Methode der Schlüsselloch-Chirurgie hat der US-Kinderchirurg Dr. Donald Nuss bereits Ende der 80-er Jahre entwickelt. Idealerweise kommt sie nach Ende des Längenwachstums zum Einsatz, also zwischen dem 16.und 20. Lebensjahr. Sie ist aber auch noch später möglich.

Bei MIRPE-OPs wird im Rahmen einer Brustkorbspiegelung ein an den Brustkorb angepasster, kräftiger Bügel unter das Brustbein geschoben und seitlich an den Rippen fixiert. Er hebt das Brustbein an. Nach etwa drei Jahren wird er wieder entfernt. Inzwischen gibt es unterschiedliche Formen der Nuss-Korrektur. So hat der dänische Herz-Lungenchirurg Dr. Hans Kristian Pilegaard das Verfahren weiterentwickelt, in dem er kürzere Bügel verwendet, um den Brustkorb zu stabilisieren.

Brusttrichter-Implantat: kosmetischer Eingriff

Für Trichterbrust-Patienten, die sich am Aussehen stören, bei denen aber sonst keine körperlichen Beschwerden vorliegen, kann auch ein Implantat empfehlenswert sein. Mit einem solchen Implantat, das zum Beispiel aus Silikon oder körpereigenem Fett besteht, wird der Trichter in der Brust aufgefüllt. Wichtig hierbei: Diese Operation eignet sich praktisch nur für Erwachsene. Und da es sich um einen kosmetischen Eingriff handelt, müssen die Kosten dafür in der Regel selbst übernommen werden.

Prognose

Bei einer leichten Trichterbrust können Betroffene durch gezielten Muskelaufbau sowie Haltungs- und Atemübungen möglichen Folgeerscheinungen vorbeugen. Eine ausgeprägtere Trichterbrust kann in der Regel unproblematisch behandelt werden, sodass die Betroffenen eine normale Lebenserwartung haben.

Quellen

Vorherige:Covıd-19
Name: Kommentar: Abstimmung:
Kommentare
Dieser artikel hat noch keine kommentare...
Ähnlich
Impotenz I

Impotenz

Ursache für Impotenz (Erektile Dysfunktion, Erektionsstörungen) können organische Erkrankungen, Verletzungen, psychische Probleme oder auch die Einnahme bestimmter Medikamente sein...

by Kaz Liste
Scheidenkrebs S

Scheidenkrebs

Scheidenkrebs gehört zu den sehr seltenen Krebserkrankungen...

by Kaz Liste