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Steißbeinfistel

Steißbeinfistel

Wo sitzt eine Steißbeinfistel? Wer operiert Steißbeinfisteln? Und wann müssen Fisteln am Steißbein überhaupt behandelt werden? Diese und andere Fragen beantwortet meine-gesundheit....

by Kaz Liste S

Wo sitzt eine Steißbeinfistel? Wer operiert Steißbeinfisteln? Und wann müssen Fisteln am Steißbein überhaupt behandelt werden? Diese und andere Fragen beantwortet meine-gesundheit.de

Synonyme

Sinus pilonidalis, Pilonidalsinus, Steißbeinzyste, Haarnestgrübchen, Haarnestfistel

Definition

Was ist eine Steißbeinfistel?

Eine Steißbeinfistel ist eine krankhafte Veränderung des Gewebes im Bereich der Gesäßfalte (Pofalte). Wie alle Fisteln bestehen Steißbeinfisteln aus einem netzartigen Geflecht von Röhren oder Gängen. In gesundem Gewebe gibt es keine Fisteln. Sie bilden sich meist durch Erkrankungen oder Verletzungen. Im Fall der Steißbeinfistel wachsen meist Haare in die Haut der Pofalte ein und verursachen dabei einen entzündlichen Prozess.

Was bedeutet Steißbeinfistel?

Der Begriff Fistel leitet sich aus dem lateinischen „Fistula" für Röhre ab. Mediziner bezeichnen Steißbeinfisteln als Pilonidalsinus oder Sinus pilonidalis. Darin enthalten sind die lateinischen Ausdrücke für Haar (Pilus), Nest (Nidus) und Sinus (für Ausbuchtung oder Hohlraum).

Wo sitzt eine Steißbeinfistel?

Genau genommen müssten Steißfisteln eigentlich Pofaltenfistel heißen. Denn die Fistel sitzt nicht direkt am Steißbein, sondern am Gesäß. Steißbeinfisteln können sehr schmerzhaft sein. Die Schmerzen treten vor allem im Bereich des Steißbeins auf, insbesondere im Sitzen.

Steißbeinfisteln verlaufen als akute oder chronische Entzündung. Im Falle einer akuten Entzündung bildet sich oft Eiter in den Gängen, der nicht ablaufen kann. Mitunter entstehen eitergefüllte Zysten.
Steißbeinfisteln heilen in der Regel nicht von selbst ab. Wenn sie Beschwerden verursachen, erfordern sie einen operativen Eingriff, bei dem Eiterherde und das Röhrengeflecht der Fistel entfernt werden.

Häufigkeit

Die Häufigkeit von Steißbeinfisteln hat nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Koloproktologie (DKG) in den vergangenen Jahrzehnten stark zugenommen (siehe Quellen). Die Häufigkeit stieg von 26 Neuerkrankungen je 100.000 Einwohner und Jahr (Jahresinzidenz: 26) in den 80-iger Jahren auf eine Jahresinzidenz von 48 im Jahr 2012. Neuere Zahlen liegen nicht vor.

Der DKG zufolge sind Steißbeinfisteln bei Männern 2,2-mal häufiger als bei Frauen. Der Häufigkeitsgipfel bei beiden Geschlechtern liegt zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr.

Symptome

Allgemeine Symptome von Steißbeinfisteln

Starker Juckreiz in der GesäßspalteSchmerzen bei Druckbelastung des Steißbeins (Sitzen)Blut, Eiter oder Wundsekret auf dem Toilettenpapier oder in der UnterwäscheTastbare, mitunter pickelartige Veränderungen in der Gesäßfalte

Symptome bei akuten Steißbeinfisteln

Starke SchmerzenSchwellung und Rötung in der GesäßfalteEventuell Entleerung von viel Eiter, wenn der Abszess platzt

Sehr selten: Allgemeinsymptome einer Entzündung des Körpers wie Fieber oder Schüttelfrost

Formen der Steißbeinfistel

Mediziner unterscheiden 3 Formen der Steißbeinfistel, vor allem nach Schwere der Symptome und der Verlaufsform.

Asymptomatische (blande) Fisteln sind meist sehr kleine Fisteln. So klein, dass sie weder bemerkt werden, noch Beschwerden verursachen. Blande Fisteln werden meist als Zufallsbefund diagnostiziert, zum Beispiel bei der Untersuchung von Hämorrhoiden oder bei der Hautkrebsfrüherkennung.Chronische Steißbeinfisteln entwickeln sich nicht selten über Monate oder Jahre – und verursachen nur von Zeit zu Zeit wahrnehmbare Symptome. Das sind beispielsweise Blutungen oder Abgänge von Eiter und Wundsekret mit dem Stuhlgang, die zudem mit deutlichen Schmerzen einhergehen können. Da die Schmerzen nach dem Abgang von Eiter meist abklingen und oft erst nach Monaten wiederkehren, werden chronische Steißbeinfisteln nicht selten verschleppt bzw. bleiben unbehandelt.Akute Steißbeinfisteln lassen sich in der Regel nicht ignorieren. Sie gehen oft mit starken Schmerzen einher. Aufgrund des durch die Entzündung gereizten Gewebes und der Druckempfindlichkeit infolge der Eiteransammlungen schmerzt nahezu jede Bewegung. Sitzen oder Liegen wird für Menschen mit einer akuten Steinbeinfistel oft zur Qual. Akute Steißbeinfisteln müssen fast immer operativ behandelt werden.

Komplikationen: Sind Steißbeinfisteln gefährlich?

Steißbeinfisteln sind schmerzhaft und lästig, in aller Regel aber nicht gefährlich. Komplikationen entstehen meist erst nach einem operativen Eingriff. Dann kann es beispielsweise zu Wundheilungsstörungen kommen. Zuweilen werden Blutvergiftungen (Sepsis) als mögliche Komplikation nach Platzen einer Fistel oder einer Zyste genannt. Das Risiko dafür ist aber sehr gering.

Ursachen

Wie entstehen Steißbeinfisteln?

Nach gegenwärtigem Stand der medizinischen Erkenntnisse entstehen Steißbeinfisteln vor allem, weil Haare oder Haarreste in die Gesäßspalte gelangen und dort in die Haut einwachsen. Diesem Erklärungsmodell folgend, krallen sich die Haarschuppen im Hautgewebe fest. Das Immunsystem bekämpft die Haare – und setzt dabei die entzündlichen Prozesse in Gang, aus denen die Fisteln und Abszesse entstehen.

Risikofaktoren: Warum Steißbeinfisteln?

Manche Menschen entwickeln wiederholt Steißbeinfisteln, andere nicht. Da Steißbeinfisteln familiär gehäuft auftreten, gilt eine genetische Veranlagung als wahrscheinlich. Weitere Risikofaktoren sind:

Starke Behaarung im GesäßbereichÜbergewicht (mehr Fettgewebe, mehr Reibung in der Gesäßfalte)Sitzende TätigkeitÜbermäßig starker Druck (beispielsweise bei Radfahrern, insbesondere Profifahrern und ambitionierten Hobbysportlern)Starkes Schwitzen oder krankhaftes Schwitzen (Hyperhidrose)Rauchen

Häufig ist zu lesen, Steißbeinfisteln würden durch eine unzureichende Analhygiene begünstigt. Das ist nach Einschätzung der Fachgesellschaften nicht richtig.

Intimrasur und Steißbeinfisteln

Die Zunahme von Steißbeinfisteln in den vergangenen 20 Jahren ist bislang kaum erklärt. Experten diskutieren gegenwärtig unter anderem die Rolle von Intimrasuren als Risikofaktor. Die Hypothese liegt nahe, da Rasuren im Intim- und Analbereich einerseits Haarreste produzieren und andererseits die Hautbarriere durch kleinste Verletzung durchlässiger machen.

Untersuchung

Steißbeinfistel: Welcher Arzt?

Fachärzte für die Diagnose von Steißbeinfisteln sind Internisten oder Chirurgen mit einer Spezialisierung auf Erkrankungen des Enddarms (Proktologen und Koloproktologen). Sie sind insbesondere gefragt, um Steißbeinfisteln von anderen Erkrankungen wie Acne inversa, Rissen in der Gesäßfalte (Rhagaden), Fisteln beim Morbus Crohn oder Schuppenflechte (Psoriasis) im Analbereich zu unterscheiden.

Steißbeinfistel: Untersuchungen

Geschulte Fachmediziner erkennen Steißbeinfisteln in der Regel auf den ersten Blick. Zuweilen hilft eine Ultraschalluntersuchung dabei, das Ausmaß der Fistel richtig zu bestimmen und die passende Behandlungsmethode auszuwählen.

Behandlung

Wer behandelt Steißbeinfisteln?

Fachärzte wie die bereits erwähnten Proktologen und Koloproktologen sind am besten geeignet, um Steißbeinfisteln zu behandeln. Aufgrund ihrer Ausrichtung sind Steißbeinfisteln für diese Mediziner alltägliche Praxis.

Behandlung von Steißbeinfisteln

Steißbeinfisteln, insbesondere akute Steißbeinfisteln, heilen nicht von selbst. In der Regel ist eine operative Behandlung erforderlich. Nicht auf eigene Faust, sondern nur nach sorgfältiger Beratung kann auch der Versuch einer medikamentösen Therapie empfehlenswert sein, die aber meist nur vorübergehend hilft.

Die medikamentöse Therapie von Steißbeinfisteln kombiniert in der Regel eine antibiotische Behandlung mit lokal angewendeten Maßnahmen. Die Antibiotika dienen dazu, den Entzündungsprozess in den Fisteln zu stoppen. Lokal angewendete Zugsalben beispielsweise sollen diesen Prozess von außen unterstützen.

Steißbeinfistel-OP wann?

Die S3-Leitlinie Sinus pilonidalis befürwortet Operationen von größeren chronischen und von akuten Steißbeinfisteln. Andere Behandlungsmethoden sind demnach nicht ausreichend, um Neubildungen (Rezidive) so gut wie möglich zu vermeiden.

Welche Operationen bei Steißbeinfistel?

Je nach Größe der Steißbeinfistel und Gesundheitszustand der Erkrankten kommt eine Vielzahl von operativen Verfahren in Betracht. Bei Ersterkrankungen wird mit Abstand am häufigsten die sogenannte Pit Picking Operation angewendet.

Steißbeinfistel-OP: Was ist eine Pit Picking Operation?

Die Pit Picking Operation ist eine besonders schonende Methode zur Entfernung von Steißbeinfisteln. Der minimal-invasive Eingriff hat unter anderem den Vorteil, dass er häufig ambulant und unter lokaler Betäubung vorgenommen werden kann.

Beim Pit Picking werden die Fistelgänge (Pits) sehr gezielt millimetergenau (Picken) herausgeschnitten. Auf diese Weise entstehen nur kleine Wundbereiche, die in der Regel schneller verheilen als die Wunden nach anderen Operationen.

Steißbeinfistel-Operation: weitere Methoden

Andere Operationsmethoden sind beispielsweise die Sinusektomie (Entfernung einzelner Fistelgänge) oder die Totalentfernung der Steißbeinfistel mit Wundverschluss durch einen Hautlappen (Limberg-Plastik). Zudem werden in Fachkliniken immer wieder neue Techniken entwickelt, deren Bewertung noch aussteht. Dazu zählen auch lasergestützte Operationsmethoden.

Prognose

Steißbeinfisteln heilen nicht von selbst. Die Heilungsaussichten nach einer Behandlung aber sind gut. In der Regel verheilen die Wunden und Komplikationen sind die Ausnahme.

Im Einzelfall hängen die Heilungsaussichten unter anderem von der Form der Steißbeinfistel, der Operationsmethode, der Häufigkeit von Neubildungen (Rezidiven) und der erblichen Veranlagung ab.

Die erbliche Veranlagung verringert die Erfolgsaussichten einer akuten Behandlung nicht. Allerdings ist das Risiko für Rückfälle in diesem Personenkreis höher als bei anderen Menschen.Für erstmalig mit der Pit Picking Methode operierte Erkrankte liegt das Rückfall-Risiko bei ca. 20 Prozent.Quellen

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